Gestern abend im Underground in Köln

- am Freitag hab ich mich noch geärgert, das Son de Nadie in Bochum auftreten und mir das zu weit entfernt ist (mit dem OPNV ist abends alles weit weg...) Gestern nachmittag finde ich dann eine Mail, in der mir mitgeteilt wird, dass Son de Nadie am Abend in Köln spielen werden. Da hatte ich aber schon 90 bergige Fahrradkilometer in den Beinen und schwankte..... schließlich siegte aber doch die Neugierde und ich machte mich auf den weiten Weg (mit dem OPNV ist abends alles weit weg...)

- Son de Nadie ist eine der vielen "neuen" Mestizo-Bands aus Spanien. Doch sie kommen nicht wie fast alle Bands aus dem Schmelztiegel Barcelona, sondern aus dem andalusischen Granada. Die Wurzeln der Bandmitglieder sind aber weit gestreut - in Argentinien, Spanien und Deutschland sind die insgesamt 9 Bandmitglieder geboren und aufgewachsen.

- Mit 9 Leuten war die Bühne gestern abend im Underground auch gut besetzt - dagegen war vor der Bühne gähnende Leere - nur etwas mehr als 30 Personen wollten das Konzert sehen. Dabei wurde die Band in den letzten Tagen wiederholt bei WDR/Funkhaus Europa angekündigt (alledings nur für das Konzert am Freitag in Bochum).
Wie sich eine klassische Mestizo-Band auch in das eher für Konzerte im Independent-/Alternative-Bereich bekannte Underground verirren konnte, bleibt (mir) ein Geheimnis. Da bedarf es schon eines guten Stadtmagazins, dem Zufall oder der Mail eines Freundes, dass man darauf aufmerksam wird.

- Son de Nadie spielen den für Mestizo-Bands typischen Mix aus Ska/Reggae/Salsa/Cumbia/Rumba/Flamenco/Funk. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Salsa, bei vielen Stücken sind Fragmente des Salsa deutlich herauszuhören. Spannend an der Band ist ihre einzigartige Art, die verschiedenen Stile zu mixen. Hier wechselt während eines Songs ständig das Tempo und der Rhythmus - man startet mit einem Ska, plötzlich wechselt die Musik in einen Salsa-Rhythmus, um dann als Reggae zu enden. Als tanzender Zuhörer ist man ständig bemüht, seine Bein- und Körperbewegungene den sich wechselnden Rhythmen anzupassen....

- Insgesamt ist das höchst vergnüglich und schön anzuhören, obwohl man manchmal das Gefühl hat, dass die Band ihren Stil noch verbessern kann - es fehlt vielen Lieder die umfassende "Klammer", die das Lied zusammenhält.....

- Der Sound im Underground war für meinen Geschmack erheblich ausbaufähig. Das der Keyborder auch mal ein Akkordeon bediente, konnte man sehen, aber nicht hören - und die drei Bläser hatten die Lautstärke von Blockflöten statt einen aus der Halle zu blasen. Stattdessen waren Gitarre Bass und Schlagzeug gut zu hören - klassisches Independent-Mixing?.......

Ich habe es nicht bereut, dann doch noch den Arsch hoch bekommen und das Konzert besucht zu haben. Nach einer längern Konzert-Abstinenz war diese Band genau das Richtige, um mich noch einmal für über 90 Minuten ausgelassen zu wilder Musik zu bewegen. Die wenigen Zuhörer hatten ihren Spaß und selbst der sich verirrte Heavy-Metal-Fan neben mir konnte zwischendurch einmal die Luftgitarre rausholen.......

Am Freitag kommt Macaco in den Stadtgarten und ich schwanke.....