Freitag, 5. Oktober 2007
And now for something completely different....

1989 - das Fernsehen überträgt das Halbfinale im UEFA-Pokal zwischen Bayern München und SSC Neapel. Schon vor dem Spiel begeistert der Star des neapolitanischen Teams alle vor den Fernsehern: Maradona macht sich zu "Live is Live" von Opus warm - alles um ihn herum nimmt er scheinbar nicht wahr, er arbeitet konzentriert mit dem Ball. Obwohl, arbeiten ist hier wohl der falsche Begriff - das was er mit der Lederkugel anstellt, sieht so leicht und filigran aus.....

Die Mitspieler trainieren als Kollektiv, Maradona mit seinem besten Freund, dem Ball.



11 Jahre später, wieder im Münchener Olympiastadion: Lothar Matthäus gibt sein Abschiedsspiel, das Fernsehen ist dabei und ich hab nichts besseres zu tun. Und dann ist er wieder da - dick, aufgedunsen und alt. So wie er da auf dem Platz steht und geht (laufen kann man sein Traben nicht nennen), bekommt man Mitleid mit dem ehemals besten Fußballspieler. Doch spätestens nach der ersten Ballberührung weicht das Mitleid großer Bewunderung. Trotz aller Krisen und Schwierigkeiten - sein bester Freund hat sich nicht von ihm abgewandt und fliegt immer noch milimetergenau dahin, wo der Meister ihn hinhaben will. Und so begeistert Maradona mit seinen Kunststücken das Publikum dermaßen, dass diese glatt vergessen, dass sie eigentlich dem Herrn Matthäus huldigen wollten........



Die "Söhne einer unbekannten Mutter" ist eine Band aus Mailand, die eine witzige und überraschende Fusion aus Balkan und Klezmer-Musik mit Swing, Rumba und italienischen Canzoni der 50er und 60er Jahre zelebrieren. Die Band existiert inzwischen seit 8 Jahren und hat in diesem Jahr mit "Fez club" ihre dritte CD auf den Markt gebracht (leider noch nicht in Deutschland).

Vor einigen Jahren nannten die italienischen HipHopper von Articolo 31 ihre Musik "Spaghetti-Rap", um anzudeuten, dass ihre Art zu rappen sich von den amerikanischen Vorbildern unterscheidet und mit einer typischen italienischen Note versehen wird. Jetzt nehmen Figli di Madre Ignota das Wortspiel wieder auf und nennen ihre Musik "Spaghetti Balkan".

Und in der Tat hat ihre Musik etwas, was sie von den vielen anderen Bands, die heutzutage "Balkan-Musik" spielen, gewaltig unterscheidet. Da ist beispielsweise die Gitarre, die eine kräftige Prise Surf-Rock hineinbringt oder die Bläsersektion, die Elemente des Swings einfließen lässt. Mal huldigen sie den alten italienischen Canzoni-Sängern wie Fred Buscaglione oder Renato Carosone, dann fühlt man sich an die Surf-Klezmer-Band Boom Pam erinnert, um im nächsten Lied eine Verwandschaft mit den spanischen Rumba-Rockern von Muchachito Bombo Infierno herauszuhören.
Insofern ist die Musik von Figli di Madre Ignota eigentlich gar keine Balkan-Musik, da die Band so viele unterschiedliche Elemente verarbeitet, dass eine musikalische Einordnung einfach unmöglich ist. Dieser abenteuerliche Sound-Clash ist aber durchaus spannend und selten langweilig, auch wenn es insgesamt vom Tempo her etwas abwechslungsreicher klingen könnte. Insgesamt hört sich ihre neue CD "Fez Club" wirklich vielversprechend an.

Live soll die Band aber noch um Längen besser sein, denn aufgrund ihrer Zusammenarbeit mit der Theatergruppe Banda Osiris sollen die Shows nicht nur musikalisch ein besonderes Erlebnis darstellen. Die deutsche Konzertagentur "agents 4 music" hat die Band inzwischen unter Vertag genommen - bleibt zu hoffen, dass wir bald Figli di Madre Ignota live begutachten können.....

Figli di Madre Ignota Webseite
Figli di Madre Ignota auf myspace