Donnerstag, 4. Oktober 2007
Initiert von Basic-thinking, sollen heute möglichst viele Blogger ihre normalen Blog-Aktivitäten einzustellen, um nur einen einzigen Artikel zu veröffentlichen: Ein rotes Banner mit dem Text "Free Burma!".


Free Burma!


Doch wirft die Aktion einige Fragen auf:

Warum Burma?

Es gibt viele Schauplätze in der Welt, wo Menschenrechte ständig uns aufs Schlimmste verletzt werden. Burma gehört sicherlich dazu. Aber die Situation in Burma ist nicht einzigartig - es wird gemordet in Darfur, gefoltert in Tschetschenien und ethnisch gesäubert im Irak. Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Aber warum müssen wir jetzt Solidarität mit Burma zeigen?

Jeder, der in den letzten Tagen auch nur mit einem Auge die Nachrichten verfolgt hat, kennt die ungefähre Situation in Burma. Die Fernsehnachrichten berichten ausführlich, die Politik (UNO) hat sich eingeschaltet und "blickt mit Besorgnis" auf die Geschehnisse.
Warum stürzt sich jetzt die Bloggerszene auf dieses Ereignis und behandelt wie die klassische Journaille das Thema, welches gerade im Rampenlicht der Scheinwerfer steht. Wäre es nicht viel sinniger gewesen, am 4. Oktober oder 11.November eine Solidaritätsaktion für die Opfer eines "vergessenen" Krieges wie z.B. Tschetschenien zu organisieren, um zu zeigen, dass man diese Menschen nicht vergessen hat und sie und ihre Schicksale mit einer solchen Aktion vielleicht wieder in den Fokus der Öffentlichkeit rücken kann??

Jede politische Aktion braucht einen Adressaten. Sicherlich ist es eine gute Sache, Solidarität mit den Menschen in Burma zu zeigen. Allerdings sollte eine solche Aktion auch mehr sein. Sie sollte dem Aggressor und seinen "Verbündeten" zeigen, dass da Menschen sind, die mit seinem Handeln nicht einverstanden sind und Konsequenzen erwarten. Was ist aber, wenn dem Aggressor die Meinung der Demonstranten scheissegal sein kann. Der Spiegelfechter hat in seinen lesenswerten Berichten über Burma (z.B. hier und hier) darauf hingewiesen, dass der Westen aufgrund der geringen wirtschaftlichen Verflechtungen kaum Möglichkeiten hat, Druck auf die Burmesische Regierung auszuüben. Die einzigen, die evtl. von Außen das Morden in Burma verhindern und einen Übergang in ein demokratisches gerechteres Burma ermöglichen können, sind die chinesischen Machthaber. Dann müssen wir aber mit unseren Aktionen direkt die chinesische Regierung zum Handeln auffordern, bzw. unsere Regierung auffordern, entsprechenden Druck ausüben (Wirtschaft/Olympia etc) - und eine Verschlechterung des politischen Klimas in Kauf nehmen.


Free Burma!



"Warum schweigen?"

Das ist für mich der dümmste Aspekt dieser Aktion. Blogger leben von Worten - und ich will lesen, warum man es für richtig und wichtig hält, sich gerade an dieser Aktion zu beteiligen.

Darüber hinaus sollen die Machthaber in Burma alle Internetverbindungen gekappt haben, um den Informationsfluss aus Burma zu unterbinden. Die Menschen in Burma sind zum Schweigen gezwungen - wir nicht. Warum also eine Aktion des Schweigens und keine der kraftvollen Worte???


Free Burma!


Warum Blogger?

Für mich ist die Aktion so eine Art "Lichterkette 2.0" - man macht etwas richtiges, es tut keinem richtig weh, alle können mit der Botschaft leben und das Beste: man muss noch nicht einmal den Arsch hochkriegen und sich in die Kälte stellen.

Und morgen schreiben wir dann wieder mit dem Wissen, zu den Guten in der Welt zu gehören, über Beziehungsprobleme, Web-Startups, Strickmuster oder Musikrezensionen.....

Doch weil eine gut gemeinte Aktion immer noch besser ist als gar keine Aktion: Ich bin dabei..