Samstag, 19. Dezember 2009
Die letzte Tour des jamaikanischen Dancehall-Superstars Sizzla ist inzwischen schon Geschichte. Ende November war der Mann, der in der Vergangenheit wie einige seiner Kollegen mit ziemlich üblen homophoben Texten aufgefallen ist, für einige Konzerte in Deutschland. Während in Berlin das Konzert aufgrund starker Proteste abgesagt werden musste, fanden Konzerte in München und Wuppertal (dort sogar zwei Auftritte) statt.

Die Diskussion über Sinn und Zweck von Auftrittsverboten wird ja in den letzten Jahren regelmäßig aufgeführt. Was mich persönlich am meisten verwundert, ist die erschreckende Ignoranz und Dummheit vieler Dancehall-Fans, die einfach nicht verstehen können, warum man Menschen, die ihrem Hass gegen Minderheiten freien Lauf lassen, keine Plattform geben sollte. Die "Ausreden" sind vielfältig und doch einfältig - da wird die Freiheit der Kunst bemüht, die Eigenartigkeit wahlweise der jamaikanischen Gesellschaft oder der Rastafari-Bewegung harangeführt oder das Problem einfach komplett negiert oder den Homosexuellen selber zugeschrieben - was fehlt, ist die Einsicht, dass Aufrufe wie "„Verbrennt die Männer, welche andere Männer von hinten reiten. Erschießt Perverse, meine große Pistole macht ‚bumm’“ (Pump up) nicht zu tolerieren sind. Dies gilt umso mehr, weil diese Aufrufe in Jamaika durchaus auf fruchtbaren Boden fallen.

(einen guten Überblick über die unterschiedlichen Begründungen bietet die schon etwas ältere Diskussion über Sizzlas geplanten Auftritt vor einem Jahr im immer lesenswerten Blog house of reggae

Mit dem guten alten "One love" eines Bob Marleys hat das alles nicht mehr viel zu tun. Als Video zum Wochenende gibt es deshalb heute ein Video aus einer Zeit, als Reggae noch in erster Linie für Love und Peace (und Marihuana) stand. Merger heißt die Band, welche 1978 im britischen Fernsehen eine Hommage an den südafrikanischen Freiheitskämpfer Steve Biko präsentierte und die mit ihrem Riddim selbst damalige Modepunks zum ekstatischen Hüpfen brachte. Und das völlig zurecht, denn "Biko" ist 6 Minuten feinster Rootsreggae....