WONDERBRA hat sich, inspiriert durch den auch von mir erwähnten Weltmusik-Eintrag im "neumuenster-blog" , Gedanken über den Begriff der Weltmusik gemacht - ich auch!!
Doch im Gegensatz zu ihm habe ich mich noch nicht mit dem Begriff versöhnen können.
Im Gegensatz zu allen mir bekannten Stilisierungsversuchen von Musik ist die Kategorisierung von Musik unter dem Begriff der Weltmusik nicht musikalisch-geneologisch begründeter Natur, sondern eine ausschließlich geographische (Ab-)Qualifizierung.
Der Soul beispielsweise umfasst eine ungeheure Bandbreite an unterschiedlichsten Instrumentierungen, Geschwindigkeiten, etc, er hat aber eine gemeinsame Wurzel (irgendwo vor James Brown-ich bin kein Soulkenner)
Anderes Beispiel: Beim Metal gibt es inzwischen unterschiedlichste Genres wie Speed, Death usw. (auf Wikipedia findet man eine Liste mit über 30 verschiedenen Metal-Stilen), dass sich keine Sau mehr damit auskennt - der Ursprung dieser unterschiedlichen Stile liegt aber unbestritten irgendwo zwischen Deep Purple, Led Zeppelin oder Black Sabbath
Doch zwischen der Musik von Nusrat Fateh Ali Khan, Gotan Project und Salif Keita sucht man solche gemeinsamen Wurzeln vergebens.
Einzige Gemeinsamkeit ist, dass sie folkloristische Soundstrukturen ihrer Heimat aufnehmen und diese mal mehr, mal weniger modernisieren und den hier etablierten Hörgewohnheiten anpassen. Aber das unterscheidet Weltmusik nicht vom amerikanischen Südstaaten-Blues und damit aller vom Blues inspirierten Rockmusik.
Und so packt man erstmal alles, was nicht englisch singt und nicht nach Amerika oder Großbritannien klingt, in die Weltmusikecke....
Dieses einmalige Unterscheidungsmerkmal hat natürlich das Problem, dass es bei überraschenden kommerziellen Erfolgen so gar nicht aussagefähig mit den anderen musikalischen "Schubladen" verbunden werden kann.
Dann taucht plötzlich die Frage auf, ob beispielsweise ein Interpret wie Tarkan, der nichts anderes macht wie der oben erwähnten Salif Keita, jetzt ein Weltmusikkünstler ist oder doch ein Popinterpret....
Andererseits ermöglicht die Etablierung des Begriffs Weltmusik auch Radiostationen wie WDR Funkhaus-Europa oder RBB Radio-Multikulti - und da hab ich dann auch was von......
Doch im Gegensatz zu ihm habe ich mich noch nicht mit dem Begriff versöhnen können.
Im Gegensatz zu allen mir bekannten Stilisierungsversuchen von Musik ist die Kategorisierung von Musik unter dem Begriff der Weltmusik nicht musikalisch-geneologisch begründeter Natur, sondern eine ausschließlich geographische (Ab-)Qualifizierung.
Der Soul beispielsweise umfasst eine ungeheure Bandbreite an unterschiedlichsten Instrumentierungen, Geschwindigkeiten, etc, er hat aber eine gemeinsame Wurzel (irgendwo vor James Brown-ich bin kein Soulkenner)
Anderes Beispiel: Beim Metal gibt es inzwischen unterschiedlichste Genres wie Speed, Death usw. (auf Wikipedia findet man eine Liste mit über 30 verschiedenen Metal-Stilen), dass sich keine Sau mehr damit auskennt - der Ursprung dieser unterschiedlichen Stile liegt aber unbestritten irgendwo zwischen Deep Purple, Led Zeppelin oder Black Sabbath
Doch zwischen der Musik von Nusrat Fateh Ali Khan, Gotan Project und Salif Keita sucht man solche gemeinsamen Wurzeln vergebens.
Einzige Gemeinsamkeit ist, dass sie folkloristische Soundstrukturen ihrer Heimat aufnehmen und diese mal mehr, mal weniger modernisieren und den hier etablierten Hörgewohnheiten anpassen. Aber das unterscheidet Weltmusik nicht vom amerikanischen Südstaaten-Blues und damit aller vom Blues inspirierten Rockmusik.
Und so packt man erstmal alles, was nicht englisch singt und nicht nach Amerika oder Großbritannien klingt, in die Weltmusikecke....
Dieses einmalige Unterscheidungsmerkmal hat natürlich das Problem, dass es bei überraschenden kommerziellen Erfolgen so gar nicht aussagefähig mit den anderen musikalischen "Schubladen" verbunden werden kann.
Dann taucht plötzlich die Frage auf, ob beispielsweise ein Interpret wie Tarkan, der nichts anderes macht wie der oben erwähnten Salif Keita, jetzt ein Weltmusikkünstler ist oder doch ein Popinterpret....
Andererseits ermöglicht die Etablierung des Begriffs Weltmusik auch Radiostationen wie WDR Funkhaus-Europa oder RBB Radio-Multikulti - und da hab ich dann auch was von......
Interessante Überlegungen. Danke.
Ist die Grundlage des Begriffs tatsächlich geografisch? Ich glaube nicht. Er bedeutet doch nicht mehr, als die Verschmelzung von westlicher mit nicht-westlicher Musik.
Bemerkenswert ist allenfalls der westliche Blickwinkel. Der ist verständlich, weil „Weltmusik“ in Europa erfunden wurde (oder zumindest hier den Aufschwung erhielt). Genau genommen gab es auch vorher schon Weltmusik: Die bayerischen Volksmusiker haben schon im vorletzten Jahrhundert ihren „Schottischen“ gespielt, im Kongo liebte man schon in den 1960er Jahren Rumba über alles, und das senegalesische Orchestre Baobab hat in der gleichen Zeit traditionelle einheimische Musik mit westlicher Musik vermischt. Durch den westlichen Blues-Einfluss hat sich in Verbindung mit traditioneller Musik – so meine derzeitige Interpretation, ich arbeite noch daran – im Nachbarland Mali eine spezielle Spielart des Blues entwickelt. Der Unterschied zu Soul oder Folkrock sehe ich auch klar: Die greifen einheimische traditionelle Musik auf (was Du auch richtig benannt hast), Weltmusik greift auf die Musik anderer Völker oder Ethnien zurück. Paul Simons „Graceland“ wäre demnach Weltmusik – und gleichzeitig Popmusik. Ich denke, das schliesst sich nicht aus. Weltmusik kann ja auch Jazz sein (siehe Joe Zawinuls „Faces and Places“, da erinnere ich mich an ein Intro mit orientalischer Musik). Die Jazzer sind sicher ein gutes Beispiel dafür, dass es den „Geist der Weltmusik“ schon lange vor der Etikette gab. Die Trennung Pop/Weltmusik ist m. E. nicht genau zu ziehen. Man könnte sie vielleicht vom – sicher schwer zu gewichtenden Anteil – der Einflüsse fest machen. Das würde auch die eurozentrischtische Sicht ein wenig mildern. Allerdings löst es das Problem nicht wirklich: Youssou N’Dour wäre mit „Seven Seconds“ Popmusiker und mit „Egypt“ Weltmusiker. Raï wäre Weltmusik, auch wenn er – wie Popmusik (mit einer dem Pop vergleichbaren Entstehungsgeschichte, aus Volksmusik entstanden) – Unterhaltungsmusik ist (und dabei ursprünglich und mitunter noch immer den aufrührerischen Impetus des Rock hat).
Ist die Grundlage des Begriffs tatsächlich geografisch? Ich glaube nicht. Er bedeutet doch nicht mehr, als die Verschmelzung von westlicher mit nicht-westlicher Musik.
Bemerkenswert ist allenfalls der westliche Blickwinkel. Der ist verständlich, weil „Weltmusik“ in Europa erfunden wurde (oder zumindest hier den Aufschwung erhielt). Genau genommen gab es auch vorher schon Weltmusik: Die bayerischen Volksmusiker haben schon im vorletzten Jahrhundert ihren „Schottischen“ gespielt, im Kongo liebte man schon in den 1960er Jahren Rumba über alles, und das senegalesische Orchestre Baobab hat in der gleichen Zeit traditionelle einheimische Musik mit westlicher Musik vermischt. Durch den westlichen Blues-Einfluss hat sich in Verbindung mit traditioneller Musik – so meine derzeitige Interpretation, ich arbeite noch daran – im Nachbarland Mali eine spezielle Spielart des Blues entwickelt. Der Unterschied zu Soul oder Folkrock sehe ich auch klar: Die greifen einheimische traditionelle Musik auf (was Du auch richtig benannt hast), Weltmusik greift auf die Musik anderer Völker oder Ethnien zurück. Paul Simons „Graceland“ wäre demnach Weltmusik – und gleichzeitig Popmusik. Ich denke, das schliesst sich nicht aus. Weltmusik kann ja auch Jazz sein (siehe Joe Zawinuls „Faces and Places“, da erinnere ich mich an ein Intro mit orientalischer Musik). Die Jazzer sind sicher ein gutes Beispiel dafür, dass es den „Geist der Weltmusik“ schon lange vor der Etikette gab. Die Trennung Pop/Weltmusik ist m. E. nicht genau zu ziehen. Man könnte sie vielleicht vom – sicher schwer zu gewichtenden Anteil – der Einflüsse fest machen. Das würde auch die eurozentrischtische Sicht ein wenig mildern. Allerdings löst es das Problem nicht wirklich: Youssou N’Dour wäre mit „Seven Seconds“ Popmusiker und mit „Egypt“ Weltmusiker. Raï wäre Weltmusik, auch wenn er – wie Popmusik (mit einer dem Pop vergleichbaren Entstehungsgeschichte, aus Volksmusik entstanden) – Unterhaltungsmusik ist (und dabei ursprünglich und mitunter noch immer den aufrührerischen Impetus des Rock hat).
thenoise,
30. Januar 2007, 18:24
Musik zu kategorisieren ist ja fast immer schwierig, da die Einflüsse auf einen Song, Platte oder gar Künstler höchst unterschiedlicher Natur sind. Zu den beliebtesten Sprachhülsen in Rockmusikinterviews gehört die Platidude, dass "man sich nicht in eine bestimmte Schublade pressen lassen wolle" ....
Insofern haben Diskussionen über Weltmusik auch immer gewisse Unschärfen, weil es keine passende Definition von Weltmusik (oder jeder anderen "Musikschublade") geben kann....
Deine Definition von Weltmusik als die Verschmelzung von westlicher mit nicht-westlicher Musik teile ich jedoch nicht. Denn beispielsweise Musik von Nusrat Fateh Ali Khan ist klassische Weltmusik, obwohl man irgendwelche westlichen Einflüsse vergebens sucht(sieht man mal von seiner Kooperation mit Michael Brooks ab)
Andererseits gibt es z.B. den Reggae, der in einem starken Maße eine nicht-westlicher Musiktradition hat, aber dennoch eigentlich nicht als Weltmusik bezeichnet wird.
Für mich ist Weltmusik all das, was von der US-amerikanischen und britischen Soundindustrie (das soll gar nicht negativ gemeint sein) abweicht. Und da ich diese Definition selber ungenau finde, lehne ich den Begriff der Weltmusik ab - es sei denn ich finde eine bessere Definition
Interessant wird Weltmusik für mich aber auch (und da sind wir völlig einer Meinung) in erster Linie dann, wenn mir fremde Melodien und Rhythmen mit mir vertrauten Sounds zusammen gemischt werden - also die von Dir beschriebene Fusion. Das ergibt dann auch schon mal schwer zu Ertragendes wie Vollenweider etc. aber auch wirklich interessante Sounds ....
Insofern ist es letztendlich ja scheißegal, wie wir das Kind nennen, Hauptsache, es groovt oder betört und erzeugt in einem diesen bestimmten Kick......
Insofern haben Diskussionen über Weltmusik auch immer gewisse Unschärfen, weil es keine passende Definition von Weltmusik (oder jeder anderen "Musikschublade") geben kann....
Deine Definition von Weltmusik als die Verschmelzung von westlicher mit nicht-westlicher Musik teile ich jedoch nicht. Denn beispielsweise Musik von Nusrat Fateh Ali Khan ist klassische Weltmusik, obwohl man irgendwelche westlichen Einflüsse vergebens sucht(sieht man mal von seiner Kooperation mit Michael Brooks ab)
Andererseits gibt es z.B. den Reggae, der in einem starken Maße eine nicht-westlicher Musiktradition hat, aber dennoch eigentlich nicht als Weltmusik bezeichnet wird.
Für mich ist Weltmusik all das, was von der US-amerikanischen und britischen Soundindustrie (das soll gar nicht negativ gemeint sein) abweicht. Und da ich diese Definition selber ungenau finde, lehne ich den Begriff der Weltmusik ab - es sei denn ich finde eine bessere Definition
Interessant wird Weltmusik für mich aber auch (und da sind wir völlig einer Meinung) in erster Linie dann, wenn mir fremde Melodien und Rhythmen mit mir vertrauten Sounds zusammen gemischt werden - also die von Dir beschriebene Fusion. Das ergibt dann auch schon mal schwer zu Ertragendes wie Vollenweider etc. aber auch wirklich interessante Sounds ....
Insofern ist es letztendlich ja scheißegal, wie wir das Kind nennen, Hauptsache, es groovt oder betört und erzeugt in einem diesen bestimmten Kick......
ednett,
30. Januar 2007, 20:57
Zur Kategorisierung:
Dass sich Künstler davor drücken, kann ich verstehen (auch wenn ich ihre billigen Ausreden nicht akzeptiere). Aber das ist ja schon ein eigenes Thema ...
Zu Nusrat:
Da stimme ich dir selbstverständlich zu, ich hatte für meine Argumentation auch nur die beiden mit Michael Brook entstandenen Alben gemeint (aber vergessen, die anderen korrekterweise auszuschliessen).
Zu Reggae:
Korrekt, und mir fällt auf, dass ich mir im letzten Beitrag mit dem Beispiel Orchestra Baobab widersprochen habe. Wenn die Weltmusik-Formel lautet "westlicher Musiker integriert Musik anderer Ethnien", machen Peter Gabriel, Paul Simon, Bill Lasswell und Compagnons Weltmusik. Aber was machen dann Mercan Dede, Oumou Sangaré, also alle Musiker afrikanischen, karibischen, asiatischen oder orientalischen Musiker? Vielleicht einfach nur eitgenössischen Reggae, zeitgenössischen Mbalax oder Tango, zeitgenössische Zulu-Musik, etc.
Dann wäre auch die Zuordnung klar: Weltmusik ist immer Musik mit Blick aus dem Westen auf andere Regionen. Gar nicht so verkehrt eigentlich. Und Nusrat Fateh Ali Khan, die sardischen und rumänischen Chöre oder die Musicians of the Nile oder das Boban Markovic Orkestar machen dann schlicht Volksmusik (ethnische Musik, die westliche Einflüsse nicht oder kaum merkbar integriert).
Zum Abweichen von der "Soundindustrie":
Da müssen wir, denke ich, aufpassen. Schließlich haben auch große Label immer wieder interessante Sachen (auch wenn das Beispiel Nusrat/Brook jetzt ein bisschen hinkt, da Realworld vermutlich nur von EMI vertrieben wird. Aber wer weiß schon, wer wo die Finger drin hat).
Zum Schluss:
Natürlich hast Du recht, dass es hauptsächlich betören muss - nur für die Auseinandersetzung mit Musik, für den Austausch über Musik, reicht das nicht
Dass sich Künstler davor drücken, kann ich verstehen (auch wenn ich ihre billigen Ausreden nicht akzeptiere). Aber das ist ja schon ein eigenes Thema ...
Zu Nusrat:
Da stimme ich dir selbstverständlich zu, ich hatte für meine Argumentation auch nur die beiden mit Michael Brook entstandenen Alben gemeint (aber vergessen, die anderen korrekterweise auszuschliessen).
Zu Reggae:
Korrekt, und mir fällt auf, dass ich mir im letzten Beitrag mit dem Beispiel Orchestra Baobab widersprochen habe. Wenn die Weltmusik-Formel lautet "westlicher Musiker integriert Musik anderer Ethnien", machen Peter Gabriel, Paul Simon, Bill Lasswell und Compagnons Weltmusik. Aber was machen dann Mercan Dede, Oumou Sangaré, also alle Musiker afrikanischen, karibischen, asiatischen oder orientalischen Musiker? Vielleicht einfach nur eitgenössischen Reggae, zeitgenössischen Mbalax oder Tango, zeitgenössische Zulu-Musik, etc.
Dann wäre auch die Zuordnung klar: Weltmusik ist immer Musik mit Blick aus dem Westen auf andere Regionen. Gar nicht so verkehrt eigentlich. Und Nusrat Fateh Ali Khan, die sardischen und rumänischen Chöre oder die Musicians of the Nile oder das Boban Markovic Orkestar machen dann schlicht Volksmusik (ethnische Musik, die westliche Einflüsse nicht oder kaum merkbar integriert).
Zum Abweichen von der "Soundindustrie":
Da müssen wir, denke ich, aufpassen. Schließlich haben auch große Label immer wieder interessante Sachen (auch wenn das Beispiel Nusrat/Brook jetzt ein bisschen hinkt, da Realworld vermutlich nur von EMI vertrieben wird. Aber wer weiß schon, wer wo die Finger drin hat).
Zum Schluss:
Natürlich hast Du recht, dass es hauptsächlich betören muss - nur für die Auseinandersetzung mit Musik, für den Austausch über Musik, reicht das nicht
thenoise,
30. Januar 2007, 21:49
Wobei das Orchestra Baobab ja ein gutes Beispiel ist, dass Musik immer schon unterschiedlichste Wurzeln haben kann. Denn die senegalesische Band verschmolz kubanische Musik und afrikanische Rhythmen bereits in den 70er Jahren. Entdeckt (in Europa) wurde die Band erst Jahre später, als sie sich eigentlich schon längst aufgelöst hatten.
Für mich als "Weltmusikfan" ist auch dier Hype um das Album Gulag Orkestra von Beirut sehr interessant und irritierend. Da kommt so ein Bürschchen aus Amerika daher, interpretiert osteuropäische Folklore auf seine eigene Art und Weise und das Album schlägt riesige Wellen. Als ob es vorher Bregovic, Kustorica, Fanfare Ciocarlia und Konsorten nie gegeben hätte....um nicht falsch verstanden zu werden: ich finde das Album faszinierend, aber ist es wirklich so etwas epochal Neues, dass sich beispielsweise im RollingStones Forum darüber seitenlang ausgelassen wird?.
Oder ist das Album für den normalen Rockmusik-Konsumenten nur deshalb interessant , weil der Sound durch das Prädikat "amerikanische Band" von dem Weltmusik-Klischee befreit wurde??
Für mich als "Weltmusikfan" ist auch dier Hype um das Album Gulag Orkestra von Beirut sehr interessant und irritierend. Da kommt so ein Bürschchen aus Amerika daher, interpretiert osteuropäische Folklore auf seine eigene Art und Weise und das Album schlägt riesige Wellen. Als ob es vorher Bregovic, Kustorica, Fanfare Ciocarlia und Konsorten nie gegeben hätte....um nicht falsch verstanden zu werden: ich finde das Album faszinierend, aber ist es wirklich so etwas epochal Neues, dass sich beispielsweise im RollingStones Forum darüber seitenlang ausgelassen wird?.
Oder ist das Album für den normalen Rockmusik-Konsumenten nur deshalb interessant , weil der Sound durch das Prädikat "amerikanische Band" von dem Weltmusik-Klischee befreit wurde??
ednett,
30. Januar 2007, 22:27
Ich kenne das Album nicht. Ob epochal oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Sicher gibt es Musiker, die sich rasch in andere Musiken einfühlen können und nicht nur an der Oberfläche kratzen (Yo-Yo Ma ist so einer, denke ich). Und wenn Beirut osteuropäische Folklore wirklich exzessiv einfliessen lässt, dann hat es natürlich den Weltmusik-Stempel. Aber vielleicht bringt er das alles mit Pop- oder Rock-Appeal und gleicht durch die Attitüde das "Manko" aus. Ausserdem brauchen Pop und Rock immer etwas Neues - da darf es auch mal fremdländische Folklore sein. Dass in den letzten Jahren vermutlich viele aus östlichen Ländern in die USA emigriert sind, könnte eine Erklärung sein. Vielleicht gibt es - wie bei uns - auch drüben gerade einen Ost-Folklore-Hype (der sich dann wahrscheinlich auf New York beschränkt und nie bis in den Bible Belt oder gar bis Texas kommt).
thenoise,
31. Januar 2007, 00:52