Bis eben wusste ich nicht, wer denn heute im Video zum Samstag zu sehen sein sollte. Doch dann rettete mich Herr Paulsen mit einem Kommentar zum Artikel über Manu Chao.

Linton Kwesi Johnson gehört für mich zu den rätselhaftesten Musikern, die ich kenne. Seine Auftreten erinnert an einen evanglikalen Wanderprediger, seine Bühnenperfomance würde Herrn Bohlen zur Raserei bringen und seine Gesangskünste sind so begrenzt, dass man es eigentlich nicht als Gesang bezeichnen kann. Eher als musikalisch begleitete Rezitationen - wobei die musikalischen Einsätze oft sehr reduziert und spärlich sind und ab und zu sogar komplett weggelassen werden....

Und doch hat der Mann mehr Reggae im kleinen Zeh als viele andere Reggae-Heroen im ganzen Körper. Für mich gehört der Song "Reggae Sounds" zu den absoluten Perlen der Musikgeschichte. Sparsamste Instrumentierung, aber jeder Ton passt hundertprozentig und verbreitet einen irren Groove.

Leider gibt es den Song nicht auf YouTube (bzw. ich habe ihn nicht gefunden), aber auf lastFM kann man ihn sich genussvoll anhören.

Und weil die Rubrik nach laufenden Bildern verlangt, schiebe ich 2 Videos des großen Meisters hinterher - einmal das Poem "Inglan is a bitch" - vorgetragen ohne Instrumentierung, aber dennoch mit einem wundervollen Groove (den Song gibt es auch als instrumentierte Fassung) - zum anderen eine Aufzeichnung von einem Konzertauftritt in Paris aus dem letzten Jahr - eine wunderbare Aufnahme..........

Zufällig habe ich gesehen, dass drei Bücher von Linton Kwesi Johnson auch auf Deutsch erschienen, aber leider nicht mehr erhältlich sind. Wer irgendeinen Tipp haben sollte, wie man an eines dieser Exemplare rankommen kann, bitte Mail an mich....

Linton Kwesi Johnson Homepage

LKJRecords Homepage
Linton Kwesi Johnson auf myspace








Ich durfte Linton Kwesi Johnson mal Ende der Achtziger in Ulm live erleben, mit der fantastischen Dennis Bovell Band. Der Meister hochkonzentriert wie immer, lies seinen Zorn auf die jungen Musiker fahren, wenn diese sich in seinen Augen verspielt hatten, da gabs richtig schöne Standpauken, so mit "und jetzt spielen wir das noch mal ordentlich, ich zähl vor."Auch Publikumsschelte gabs, wenn wir zu laut wurden baute Johnson ein beherztes "pssscht!" in seinen Vortag ein. Ich glaube heutzutage wäre eher ehrfürchtige Stille zu hören.

Ich weiß ja nicht, ob ich mir den Genuss eines Konzertes mit LKJ zumuten könnte, wäre er einmal hier in der Nähe. Dafür ist seine "Live-Show" doch zu gewöhnungsbedürftig. Ich habe vor Jahren mal ein Konzert mit Joe Jackson gesehen, das reicht.....

Aber die anachronistische Art von LKJ in Bezug auf Kleidung/Habitus etc in einer von Dreadlocks und Dope dominierten Reggae-Community finde ich äußerst faszinierend.