Donnerstag, 8. Mai 2008
Am Anfang jeden Monats werden die World Music Charts Europe hier veröffentlicht. Über 50 DJs verschiedener Radiostationen in ganz Europa wählen ihre aktuellen Favoriten. Hier wie immer eine kurze Vorstellung der Top 3 des Monats Mai und anderer interessanter Trends, die sich vielleicht aus den Charts herauslesen lassen....

1. 800 von Mercan Dede
Zum zweiten Mal in Folge auf dem Spitzenplatz der World-Music-Charts erschließt sich mir leider nicht die außergewöhnliche Qualität des Albums. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich mit dieser Art von meditativem Ethno-Tribe nur wenig anfangen kann...




2. 3MA von Projet 3MA
Das Projet 3MA besteht aus dem Madegassen Rajery, Ballake Sissoko aus Mali und Driss El Maloumi Aus Marokko - kein besonders kreativer und fantasiereicher Bandname. 3 Virtuosen auf drei verschiedenen Instrumenten und mit unterschiedlichen musikalischen Traditionen schließen sich zu einem Projekt zusammen und machen gemeinsam Musik - das könnte interessant sein. Leider habe ich nicht ein Fitzelchen Musik zum Anhören im Netz gefunden. Zwar gibt es einen Blog des Projektes, auf dem auch eigentlich einige Musikbeispiele zu finden sein sollten - aber da, wo eigentlich ein Player eingebettet sollte, findet sich bei mir nur ein rechteckiges weißes Loch - keine Musik, keine Bewertung - Schade

Ich nehme aber an, dass ein solche Zusammenstellung von diversen Liebhabern mit Begeisterung aufgenommen wird und wir in naher Zukunft mehr Infos über dieses Projekt finden werden - und ich bin überzeugt, dass in den WMCE Juni diese Platte in jedem Fall noch unter den ersten 3 platziert sein wird.

3. Umalali von THE GARIFUNA WOMEN'S PROJECT
Ich habe ja insgeheim befürchtet, dass diese Platte ein Erfolg wird. Zu offensichtlich nutzen hier einige findige Marketingstrategen den überraschenden Erfolg des Garifuna Andy Palacio aus und bringen eine weitere Kostprobe der Musik des kleinen Volkes aus Belize. Dabei ist die Qualität der Platte nicht einmal schlecht, (wenn man sich an die vielen schrottigen Compilations aus Cuba nach Buena Vista Social Club erinnert) aber es kotzt mich ein wenig an, wenn man den Markt mit immer und immer den gleichen Platten überschwemmt, nur um mal eben die schnelle Mark (Euro/Dollar) zu machen. Demnächst wird es sicherlich noch eine CD des Garifuna-Altstars Paul Nabor (Gastauftriitt auf Watina von Andy Palacio) geben und irgendwann bringt dann auch noch die Nichte des Taxifahrers, der Andy Palacio mal zum Flughafen gefahren hat, ihr vielumjubeltes Debut heraus.........

Bei den sonstigen Neuzugängen fällt die ungewöhnlich hohe Anzahl an Compilations auf. Am interessantesten erscheint mir die Platte "Many lessons", die eine Verbindung von Islam in Afrika und Rap zu schlagen versucht - etwas, was in unserem eingefahrenen Weltbild eigentlich gar nicht zusammen passen kann. Bei den Compilations "Balkan Beats 3" und "Desert Blues 3" führen die Macher ihre bisherige gute Arbeit konsequent fort und stellen die "besten" Songs ihres musikalischen Forschungsgebiets in gewohnter Weise kompetent zusammen. Für alle, die sich ihre Wohnung nicht mit kompletten Alben zubauen wollen, eine durchaus sinnvolle Investition.