Montag, 26. Mai 2008
Italienischer Ska - das ist eigentlich eine Verbindung, die ideal für meinen Geschmack sein sollte. Ist doch Ska eine Musikrichtung, die mich immer schon fasziniert und gefallen hat - und meine italophile Ader ist immer noch so ausgeprägt, dass ich die Idioten vom Stiefel bei Freunden dafür verteidige, dass sie einen Berlusconi zum dritten Mal gewählt haben. Unvergessen das Halbfinale bei der letzten Weltmeisterschaft, dass ich im Rahmen einer Gartenparty verfolgte und bei dem alle Anwesenden dachten, mein Italien-Trikot wäre eine billige Provokation, bis Fabio Grosso die italienische Führung erzielte und ich wie von der Tarantel gestochen aufschrie und wild jubelte (eine Reaktion, die ich von mir gar nicht erwartet hatte) - und den Rest des Abends eher distanziert-ungläubig angesehen wurde....

Diese "Italienverliebtheit" lässt mich dann auch regelmäßig zu Platten greifen, die ich eigentlich nicht mit der Kneifzange anfassen würde. Warum ich z.B. Luca Carboni-CDs nett finde oder mir immer wieder mal die neuen Sachen von Piero Pelù oder Neffa anhöre, kann ich mit gesundem Menschenverstand nicht erklären.

Doch seltsamerweise funktioniert meine Liebe zu italienischen Produkten bei Skaplatten nur in den seltensten Fällen. Die bekannteste Ska-Band Banda Bassotti lässt mich völlig kalt und auch andere Vertreter dieses Genres wie Arpioni oder Radici nel Cemento haben mich bisher noch nie zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Ok, Roy Paci macht fantastische Musik, aber erstens ist er Sizilianer (also kein echter Italiener), zweitens macht er keinen reinen Ska und drittens ist er erst richtig gut geworden nach seiner Zusammenarbeit mit Manu Chao und daher musikalisch schon ein halber Spanier.....


Als ich vor einigen Wochen einen Link zu der italienischen Ska-Band Talco in die Finger bekam, war ich daher ziemlich skeptisch. Und die Hörproben, die ich von ihrer ersten CD "Tutti Ascolti" vernahm, liessen mich auch nicht unbedingt jubelnd aufjauchzen.

Talco geriet in Vergessenheit. doch tauchte aber noch einmal glücklicherweise wieder auf, als das Mestizoportal "rebel sounds" eine neue Platte vorstellte und auf die myspace-Seite der Band verlinkte. Und da machte es auf einmal 'klick' und Talco hatte mich gefangen.

Sie nennen ihre Musik "CombatSka" und obwohl mir diese Wortschöpfung eigentlich zu martialisch ist, trifft es den musikalischen Kern der Musik recht treffend. Treibender Beat, immer straight geradeaus gespielt - eine Fusion von Punk und Ska, aber durch den Einsatz der Trompete mit einer gewissen Leichtigkeit und Verspieltheit ausgestattet, treffen Talco bei mir genau den Nerv. Das ist musikalisch nicht besonders anspruchsvoll und man kann "Combat Circus" auch nicht ständig hören, aber um sich mal eine knappe Stunde musikalisch so richtig zu verausgaben, dafür sind Talco die idealen Begleiter.

Inzwischen habe ich gesehen, dass sie ihre dritte CD namens "Mazel Tov" herausgebracht haben - ich bin gespannt, ob mit dem neuen Album meine Liebe zu italienischen Ska-Alben bestehen bleibt oder wieder erlischt......

Foto: 803 auf flickr

Talco Homepage
(verlinkt zur Zeit aber nur auf die myspace-Seite)
Talco auf myspace




Sonntag, 25. Mai 2008
24.05.2008 16:47 - nach unzähligen Spielen, unendlich vielen Spielern, zigtausenden Körben und vielen spannenden, schönen, frustierenden und glückseligen Momenten ist es endgültig vorbei - keine Bayer Giants mehr, keinen Spitzenbasketball in Leverkusen, keine Play-Offs, kein Kuczmann, kein Reintjes, keine Dunkins, Alley-Hoops, Monster-Blocks und Wahnsinnswürfen.

Nur noch Erinnerungen..........
An ein Pokalspiel vor geschätzten 20 Jahren, in dem ich "Fan der Woche" wurde und ein T-Shirt geschenkt bekam (welches mir Monate später in Jugoslawien gestohlen wurde) - an die tollen Spiele in der Europaliga mit der goldenen Mannschaft mit Henning Harnisch, Mike Koch, Chris Welp, Kannard Johnson und Clinton Wheeler - an die großartigen Spieler, die ich dort sehen durfte (Sabonis, Muresan, Kukoc, Galis, Giannakis etc) - an packende Play-Offs gegen Berlin - an die schwierige Nach-Bauermann-Ära - an Tony Dawson, John Best, Dennis Wucherer, Sascha Lukmanchuk, Derrick Taylor, Goran Kovacev , Le Shell Wilson - an..........

Als ich heute um 16.48 traurig und ganz allein in der Halle saß, wurde mir schon ziemlich schwer ums Herz - und ist es immer noch........



Bis eben wusste ich nicht, wer denn heute im Video zum Samstag zu sehen sein sollte. Doch dann rettete mich Herr Paulsen mit einem Kommentar zum Artikel über Manu Chao.

Linton Kwesi Johnson gehört für mich zu den rätselhaftesten Musikern, die ich kenne. Seine Auftreten erinnert an einen evanglikalen Wanderprediger, seine Bühnenperfomance würde Herrn Bohlen zur Raserei bringen und seine Gesangskünste sind so begrenzt, dass man es eigentlich nicht als Gesang bezeichnen kann. Eher als musikalisch begleitete Rezitationen - wobei die musikalischen Einsätze oft sehr reduziert und spärlich sind und ab und zu sogar komplett weggelassen werden....

Und doch hat der Mann mehr Reggae im kleinen Zeh als viele andere Reggae-Heroen im ganzen Körper. Für mich gehört der Song "Reggae Sounds" zu den absoluten Perlen der Musikgeschichte. Sparsamste Instrumentierung, aber jeder Ton passt hundertprozentig und verbreitet einen irren Groove.

Leider gibt es den Song nicht auf YouTube (bzw. ich habe ihn nicht gefunden), aber auf lastFM kann man ihn sich genussvoll anhören.

Und weil die Rubrik nach laufenden Bildern verlangt, schiebe ich 2 Videos des großen Meisters hinterher - einmal das Poem "Inglan is a bitch" - vorgetragen ohne Instrumentierung, aber dennoch mit einem wundervollen Groove (den Song gibt es auch als instrumentierte Fassung) - zum anderen eine Aufzeichnung von einem Konzertauftritt in Paris aus dem letzten Jahr - eine wunderbare Aufnahme..........

Zufällig habe ich gesehen, dass drei Bücher von Linton Kwesi Johnson auch auf Deutsch erschienen, aber leider nicht mehr erhältlich sind. Wer irgendeinen Tipp haben sollte, wie man an eines dieser Exemplare rankommen kann, bitte Mail an mich....

Linton Kwesi Johnson Homepage

LKJRecords Homepage
Linton Kwesi Johnson auf myspace







Freitag, 23. Mai 2008
Irgendwie habe ich die Vorstellung des letzten Teils der Eurovision Song Contests verpasst. Nachdem ich mich hier durch 37 Lieder gequält hatte, fehlte plötzlich jeder Mut, mir die letzten 6 Songs auch noch anzuhören. Dann hatte der NDR seine Homepage aktualisiert und ich hätte mühevoll die einzelnen Interpreten suchen müssen. Das war mir aber immer zu viel Arbeit.

Gestern habe ich mich aber dann noch einmal zusammengerissen und schließe hiermit das Kapitel Grand Prix ab.
(Die ersten Teile befinden sich hier, hier, hier und hier)

38. Belgien:
Ishtar - O julissi na jalini
Ich hab nicht raushören können, in welcher Sprache das Lied gesungen wird (inzwischen weiß ich, es handelt sich um eine Phantasiesprache), aber mit seiner leichten klassischen Instrumentierung klingt es wie eine osteuropäische Vertonung zu Shakespeares Sommernachtstraum. Der Song hat was!

39. Weißrussland:
Ruslan Alehno - Hasta la Vista
Der Mann singt schief, hat eine Ausstrahlung wie ein weichgespülter nasser Waschlappen und ist eine Zumutung für den normalen Gebührenzahler. Doch wahrscheinlich zahlt in Weißrussland niemand irgendwelche Fernsehgebühren und kann sich daher auch schlecht beschweren, wenn eine solche musikalische Nullnmmer das Land musikalisch vertreten soll. Vielleicht hätte Ruslan Alehno sein Land besser bei den olympischen Spielen in irgendeiner Sportart vertreten sollen. Chancen auf den Sieg hätte er dort auch keine, er hätte uns aber das Anhören seiner stimmlichen Quälität erspart.

40. Aserbaidschan:
Elnur Huseynov + Samir Javadzadeh - Day after Day
Eine wahnsinnig aufgeplusterte Musicalshow mit Engel und Teufel präsentiert uns Asebaidschan - obwohl es sich von den billigen Eurodancenummern angenehm abhebt, ist es dennoch weit entfernt von einer positiven Beurteilung meinerseits. Andererseits bin ich müde von dem ganzen Schund, den man hier zu hören bekommt und will daher nicht zu kritisch werden - aber Mist bleibt Mist, auch wenn er durch eine optisch ansprechende Show begleitet wird...

41. Armenien:
Sirusho - Qele qele
Schon wieder so ein Diskokracher - dieses Mal aber mit folkloristischen Einsprengseln - was die Sache zwar individueller, aber keineswegs besser macht......

42. Andorra:
Gisela Lladó Canóvas - Casanova
Furchtbares Discostück ohne jeglichen Charme und irgendeiner individuellen Note - zumindest nicht in der ersten Minute - länger habe ich nicht durchgehalten..

43. Albanien:
Olta Boka - Zemren e Lame peng
Schwermütige und völlig uberzuckerte Ballade - da schluchzen die Geigen und die Mütter - und ich, weil ich einfach nicht verstehen will, wie man sich mit einem solchen Stück in den Pophimmel schießen kann.

Fazit. Nie wieder!!!!!



Donnerstag, 22. Mai 2008
Gemunkelt wurde es schon länger, jetzt ist es traurige Gewissheit: Der RBB schließt zum Jahresende sein Radioprogramm Radio Multikulti. Grund ist mal wieder das fehlende Geld - neben Radio Multikulti stellt der RBB auch die Fernsehsendung Polylux mit Tita von Hardenberg ein. Damit geht der deutschen Radiolandschaft die älteste Migrationswelle verloren. Übrig bleiben noch das Funkhaus Europa des WDR und Radio Bremen, die zukünftig auch in Berlin auf der freigewordenen Frequenz ihr Programm senden werden.

Auch wenn ich das Sendekonzept von Radio Multikulti (und auch von Funkhaus Europa) durchaus verbesserungsfähig finde, ist die Schließung doch ein ziemlicher Schock. Denn neben guter Musik lieferten viele Magazinbeiträge einen erfrischenden und nachdenkenswerten anderen Blick auf die Geschehnisse in Deutschland und der Welt. Hier bekamen Migranten eine eigene Stimme und wurden gehört; hier wurden Meldungen ausführlich thematisiert, die anderswo nur Randnotizen blieben. Und natürlich fehlt der vielfältigen Weltmusikszene ein wichtiger Unterstützer - wenn ich sehe, wie viele und welche Konzerte der WDR in Köln unterstützt (und Radio Multikulti wird in Berlin in ähnlichem Ausmaß Kultursponsoring übernommen haben), dann wird es für Konzertveranstalter in Berlin wahrscheinlich wesentlich schwieriger, gute Bands präsentieren zu können.

Wer weiß, wie die übrig gebliebenen Sender auf diese neue Situation reagieren werden. Denn bisher wurden Teile des Programms von Radio Multikulti von Funkhaus Europa und Radio Bremen übernommen - wenn diese Beiträge wegfallen, müssen sie selbst produziert werden und erhöhen den Kostendruck bei den verbliebenen Stationen enorm. Und schließlich zerbröselt der ursprünglich von allen Rundfunkanstalten einmal erhobene Anspruch, auch Sendungen für Migranten in Deutschland zu senden, mit dem Wegfall des Aushängeschilds weiter und wird endgültig zur Farce.

Schließlich geht mir auch ein wichtiger Musiksender verloren. Denn vieles von dem, was mich weltmusikalisch geprägt hat, habe ich in den Sendungen von Radio Multikulti das erste Mal gehört. Unzählige Male habe ich in den Playlists gewühlt, um zu erfahren, wer denn diesen Knaller am Vorabend gesungen hat.

Ich bin ja der Meinung, das für gutes Musikradio die Fernbedienung erfunden wurde. Denn gutes Musikprogramm wird mit Mut zu Experimenten gemacht und erzeugt beim Hörer ständig die Lust, bei dem einen Lied die Lautstärke bis zum Anschlag aufzudrehen, um dann beim nächsten Lied gegen dem Drang zu kämpfen, das Radio auszuschalten. Das unterscheidet ihn vom Dudelfunk, der leider heute fast überall anzutreffen ist - die Musik dort dient nur dem musikalischen Einschmeicheln, am Ende weiß man nicht mehr, was man eben gehört hat.
Radio Multikulti hat(te) spannende Musiksendungen - bei "Drum&Tribe", DJ Ritu" oder "Blue Lines" gehört der Lautstärkenregler auf meiner Fernbedienung zu den meistbenutzten Utensilien (neben der Flasche Wein)....

Ich werde das Programm, die Magazine und vor allen Dingen viele gute Musiktipps vermissen.