Dienstag, 2. März 2010
Vergangenen Donnerstag in der Kölner Kulturkirche - zwei Premieren und eine Bestätigung:

- Zum ersten Mal bin ich in der Kölner Kulturkirche gewesen. Fast hätte ich mich bereits vor ein paar Jahren dorthin verirrt, aber Zach Condon sagte damals sein geplantes Konzert mit Beirut ab - und so blieb es Katzenjammer vorbehalten, mich in diese ungewöhnliche Spielstätte zu entführen. Denn die Kulturkirche ist tatsächlich eine richtige alte Kirche mit Glockenturm, Kanzel und allem Drum und Dran - und nicht etwa einer jener "modernen" Zweckbauten, die Mitte des letzten Jahrhunderts entstanden sind, um die Bewohner der Speckgürtel mit geistlichem Beistand zu versehen und die jetzt, wo den Kirchen der Euro nicht mehr kräftig in der Spendenbüchse klingelt, nicht nur hässlich sondern auch gänzlich ungenutzt in der Gegend rumstehen. Die Nippeser Lutherkirche hat die Konversion von geistlicher in zivile Nutzung gut hingekriegt, der Kirchenraum ist mit einer guten Akustik (zumindest beim Konzert gab es für mich nix zu meckern) ausgestattet und kann mit seiner ungewöhnlichen Architektur punkten.

- Interessant war auch der Einsatz des Lichts. Als mitten im ersten Lied der Band zwei Stroboskope loslegten und ein vernünftiges Hinsehen unmöglich machten, wollte ich dem Lichtmixer schon am liebsten an die Gurgel springen, aber dann gab es viele schöne und athmosphärische Lichtspielereien. Sowohl Band als auch Raum wurden immer wieder in interessantes Licht getaucht und machten so das Konzert nicht nur zu einem akustischen Genuss.

- Ich hätte ja im Leben nicht mehr damit gerechnet, dass ich mal in einer Rockpalast-Veranstaltung zu Gast sein werde. Damals, als es noch die berühmten Rockpalast-Nächte gab, wäre ich gerne live dabei gewesen - aber Essen war weit weg und ich war jung. Später dann, als ich die Gelegenheit gehabt hätte (auch weil es neben den reinen Rockpalast-Nächten auch andere Rockpalast-Konzerte gab), interessierte ich mich kaum noch für Livemusik. Und als ich dann wieder häufiger Konzerte besuchte, hatte sich mein Musikgeschmack doch ziemlich vom typischen Rockpalast-Sound entfernt. Doch ab und zu gibt es dann doch Überschneidungen - und so kann ich auf meiner To-Do-Liste des Lebens einen weiteren Punkt streichen - jetzt noch einen Apfelbaum gepflanzt und ich bin durch mit meiner Liste....

- die Tatsache, dass das Konzert vom Rockpalast aufgezeichnet wurde, bringt mir natürlich das Vergnügen, das Konzert noch einmal hören und sehen zu können. Aber bis zu diesem Vergnügen heißt es warten und hoffen, dass ich den Termin nicht zwischenzeitlich wieder vergesse. Gesendet werden soll die Aufnahme am 26. April 2010 von 00.15 bis 01.45 Uhr - und alle LeserInnen sind aufgerufen, mich zwei, drei Tage vorher an diesen Pflichttermin zu erinnern!!!

- jetzt zum Wichtigsten, dem Konzert mit Katzenjammer: Es war wie zu erwarten ein wunderbarer Auftritt von Katzenjammer. Ich weiß nicht, was und wie die vier Norwegerinnen es machen, aber sie schaffen es, schon ab dem ersten Lied das publikum zu Ovationen hinzureißen. Und so strahlen die vier Mädels von der Bühne und fast das ganze Publikum strahlt total enthusiastisiert zurück. Über die musikalische Qualitäten der Band muss ich hier ja wohl nichts mehr schreiben - dass die Damen ihre Instrumente beherrschen und hervorragende Stimmen haben, ist auf diesem Blog schon zur Genüge thematisiert worden. Erwähnenswert ist allenfalls noch die Tatsache, dass Katzenjammer neben den Songs der Debut-CD auch einige neue Stücke vorgestellt hat, die durchaus zu gefallen wussten und darauf hoffen lassen, dass "Le Pop" keine musikalische Eintagsfliege wird. Besonders gefallen hat mir die schon vorgestellte Genesis-Coverversion als auch das schon etwas ältere "God's Great" - ein tolles Stück, welches nur aus Gesang und Schlagzeug besteht (siehe hier).

- leider war das Konzert schon nach ca. 90 Minuten beendet - trotz aller Zugabe-Rufe ließ sich die Band nicht zu einem erneuten Bühnenauftritt überreden und stand stattdessen am Merchandisingdstand, der dann auch heftigst frequentiert wurde.

- zufällig habe ich einen Tag später beim Surfen im Internet einen (wahrscheinlich nicht autorisierten) knapp einstündigen Mitschnitt des Konzerts in Düsseldorf vom Herbst vergangenen Jahres gefunden - und finde meine auf dem Nachhauseweg empfundene Einschätzung bestätigt, dass das Kölner Konzert schon ziemlich klasse war, mir aber der Düsseldorfer Auftritt noch etwas besser gefallen hat.

- Deshalb mein Appell: Leute, geht unbedingt auf ein Konzert mit Katzenjammer - und das möglichst schnell. Denn irgendwann werden die vier von irgendeinem Mainstreamer entdeckt und dann sehen wir die Band nur noch bei Gottschalk und Konsorten oder für 80 Euro in der Kölnarena und dann können wir uns wenigstens damit trösten, dass wir damals die Band in einer kleinen Location (OK, in der Kulturkirche war mit ihrem Fassungsvermögen von 600 Zuschauern lange vorher ausverkauft) in der vierten oder fünften Reihe live erlebt haben.....


..und so urteilen andere Blogger über das Konzert in Köln: chamboar / der tag und ich / rugolok / wolfgangheisel auf regiomusik.de

Und so begann das Konzert:





"Played in a church in Cologne where they had a BAR! Great church, great audience, great beer:)"

Katzenjammer auf twitter über ihr Kölner Konzert

Foto: aktivioslo auf flickr