Dienstag, 20. November 2007
Die Vorstellung der Nominierten in der Kategorie Asien/Pazifik wird leider ziemlich kurz ausfallen - zwei der Nominierten kannte ich bisher überhaupt nicht und von den anderen zwei nur verschwindend wenig.....

Die Nominierten sind:

1. Anoushka Shankar
Anoushka Shankar ist die Tochter des indischen Sitarspielers Ravi Shankar. Ravi Shankar dürfte auch im Westen einem breiteren Publikum bekannt sein, denn er wurde von der amerikanischen Hippie-Bewegung entdeckt und spielte beispielsweise in Woodstock 1969.

Seine Tochter Anoushka erlernte das Spielen auf der Sitar von ihrem Vater und machte ihre ersten Bühnenerfahrungen im Ensemble von Ravi Shankar. Mit 17 Jahren erschien ihr Debutalbum "Anoushka", welches sich noch mit traditioneller indischer Musik beschäftigt. Mit dem Album "Rise" von 2005 verarbeitet Anoushka Shankar dann aber zunehmend westliche Einflüsse und Techniken in ihren Stücken - digitale Sounds unterstützen den virtuosen Sitarklang. Dieses Konzept bestimmt auch ihre neueste CD "Breathing Under Water", die sie gemeinsam mit dem in New York aufgewachsenen indischstämmigen DJ und Multiinstrumentalisten Karsh Kale aufgenommen hat. Die Gesangsparts auf der Platte haben so illustre Gäste wie Sting oder Norah Jones, eine Halbschwester von Anoushka Shankar übernommen.
Als überwiegend rhythmusorientierter Hörer ist mir einiges von dem, was ich bisher von Anoushka Shankar gehört habe, zu langsam und zu poppig-schnulzig. Die auf myspace (siehe unten) vorgestellten Titel haben mich aber doch ziemlich überrascht und überzeugt - zumindest das letzte Album scheint ein interessanter und gelungener Versuch zu sein, indische Wurzeln deutlich hörbar in einen groovigen Sound einzufügen....

Foto: audrey_sel auf flickr

Anoushka Shankar Homepage
Anoushka Shankar auf myspace
Anoushka Shankar und Karsh Kale auf myspace
Anoushka Shankar auf YouTube

Abschließend ein Potrait über Anoushka Shankar (leider passen Bild und Tonspur nicht übereinander)


2. Faiz Ali Faiz
Von Faiz Ali Faiz hatte ich bisher noch nie etwas gehört. Jetzt weiß ich, dass es sich bei ihm um einen Qawali-Sänger aus Pakistan samt Ensemble handelt. Er wird von vielen als der legitime Nachfolger des legendären Nusrat Fateh Ali Khan angesehen - eine Auszeichnung, die er sich dank seiner Stimme wohl verdient hat. Auch ist er wie Nusrat Fateh Ali Khan immer offen für Fusionen mit anderen Musikern. Den Versuch, die Qawali-Musik mittels elektronischer Klänge neu zu gestalten, hat er aber bisher nicht gemacht - stattdessen kooperierte er hauptsächlich mit klassischen Gypsy-Musikern. So spielte er bereits mit dem Urgestein Thierry "Titi" Robin und seine letzte CD mit dem Titel "Qawali Flamenco" ist eine Kooperation mit den spanischen Falmenco-Virtuosen Juan Cortés “Duquende”, Miguel Poveda und Juan Gómez, "Chicuelo".

Faiz Ali Faiz auf YouTube


3. Huun-Huur-Tu
Huun-Huur-Tu ist sicherlich die bekannteste Band unter den Nominierten der Kategorie Asien/Pazifik. Die vierköpfige Band aus der autonomen an der Grenze zur Mongolei gelegenen russischen Republik Tuva existiert bereits seit 15 Jahren. Charakteristisch ist ihr immer noch außergewöhnlicher, durch den Kehlkopf erzeugte Obertongesang, eine Gesangstechnik, die aus dem Klangspektrum der Stimme einzelne Obertöne so herausfiltert, dass sie als getrennte Töne wahrgenommen werden und der Höreindruck einer Mehrstimmigkeit entsteht.
Und genau in diesem Obertongesang liegt Stärke und zugleich Schwäche der tuvinischen Band. Denn einerseits ist diese Gesangstechnik ungeheuer faszinierend und der so erzeugte Klang sorgt für Staunen und Bewunderung. Irgendwann hat man sich jedoch an diesen Stil gewöhnt und die Faszination des Einmaligen schwindet. Für eine Band, die nach dem Erscheinen ihrer ersten CD insbesondere in den USA außergewöhnlich erfolgreich ist, eine schwierige Situation. Soll man sich musikalisch öffnen und den Gesang mit anderen (westlichen) Musikstilen kombinieren oder der alten traditionellen Art, Musik zu machen, treu bleiben. Albert Kuvezin entscheidet sich für den ersten Weg, verlässt die Band und gründet die Gruppe Yat-kha, die den typischen Gesang mit rockigen Rhythmen zu verbinden sucht. Der Rest der Band bleibt traditionsbewußt und nimmt erst 1999 (mit Ausnahme der Gitarre) nichttuvinische Musikinstrumente wie Harfe oder Tablas in ihre Musik auf.
Doch sind es überaschenderweise nicht die Erneuerer von Yat-Kha, sondern die Traditionalisten von Huun-Huur-Tu, denen ein unerwarteter kommerzieller Erfolg gelingt. 2002 wird ihr Stück "Eki attar" von einer griechischen Fussball-Lotto-Gesellschaft als Musik für einen Werbespot im Fernsehen ausgewählt - der Remix von George Bitsikas katapultiert den Song über mehrere Wochen auf Platz 1 der griechischen Charts.
Daraufhin erscheint das Album "Spirits from Tuva" mit Remixen verschiedener (meist unbekannter) DJs und ein Jahr später ein weiteres Remix Album mit dem russischen DJ Malerija. Danach wird es aber wieder merklich ruhiger um die Band - bis zu ihrem Gastauftritt beim umjubelten Debut der amerikanischen Bluesband Hazmat Modine in diesem Jahr.
Foto: ??Carol auf flickr

Huun-Huur-Tu Homepage
Huun-Huur-Tu auf myspace
Huun-Huur-Tu auf YouTube



4. Sa Ding Ding
Bei der letzten Interpretin kann ich es ganz kurz machen. Sa Ding Ding kommt aus China oder Tibet. Ich habe nur einen Song (auf YouTube) gefunden und der hat mein China-Bild schon gehörig über den Haufen geworfen. Denn diese Fusion von chinesischen oder tibetischen Klängen und modernen Beats hatte ich nicht erwartet. Angeblich ist Sa Ding Ding in China eine der angesagtesten Künstlerinnen und der Titel Alive (siehe Video) wurde über 2 Millionen mal verkauft. Auch wenn ich mich frage, ob das im riesigen China wirklich viel sein soll, bin ich schon überrascht über die ungewöhnlich progressive Musik. Hoffentlich gibt es davon bald mehr in unseren Gefilden zu hören.....

Foto: Alyson Hau auf flickr



Mein Tipp für den Award: Anoushka Shankar