Es gibt ja immer wieder Interpreten, die infolge der ständigen Neuerscheinungen und Neuentdeckungen in Vergessenheit geraten. Wenn man Glück hat, findet man ein oder zwei Songs auf
irgendwelchen Samplern, die man selber mal vor langer Zeit zusammengestellt hat, erinnert sich beim Wiederhören an den Interpreten und fragt sich, was aus dem Künstler in der Zwischenzeit wohl geworden ist. Und wenn einem diese Frage so wichtig ist und man sie bis zum nächsten Besuch im World Wide Web nicht wieder vergessen hat, dann kann man dank Wikipedia und Google die offene Frage unter Umständen auch beantworten.

Mir ging es unlängst so mit Stefano Miele. Seine Platte "Globalizm Vol.1", auf der (süd-)italienische Folklore durch den Remixwolf gedreht worden ist, hat mir vor zwei Jahren ausnehmend gut gefallen. Aber die erhoffte Vol. II ist nie erschienen und Stefano Miele verschwand langsam, aber sicher aus meinem Blickfeld. Bis vor einigen Wochen, als sich mir plötzlich ein Mix des Balkan Beat Box - Klassikers "Bulgarian Chicks" in die Gehörgänge eingrub, welches ich nicht mehr loswerden konnte. Zu verantworten hatte diesen Ohrwurm ein gewisser Riva Starr, der aus England kam und dem Vernehmen nach in der Houseszene mit seinen ethnogewürzten Mixes ein gewisses Aufsehen erregte. Die Recherche ergab dann, dass es sich bei Riva Starr eigentlich um den von mir vergessenen Stefano Miele handelt, der jetzt statt italienischer Folklore eher Balkan- und südamerikanische Klänge remixt und seine Tracks noch cluborientierter aufbaut.

Das gefällt mir nicht immer - denn leider gibt es auf seiner ersten Platte einige Nummern, die keine oder nur wenige Ethnoeinflüsse verarbeiten und in meinen Ohren ziemlich eintönig und beatorientiert sind. Gerade wenn man die Platte in einem Rutsch durchhören möchte, wird man als nicht houseaffiner Mensch von den permanenten Beats irgendwann regelrecht erschlagen.

Aber es gibt auch dicke Pluspunkte: Zuallererst der Titel - "If Life Gives You Lemons, Make Lemonade" ist zwar keine Erfindung von Stefano Miele aka Riva Starr, sondern eine ältere allgemeine Redewendung, aber auf die Idee, diesen Satz zum Titel einer CD zu machen, muss man erst mal kommen. Und dann - ungleich wichtiger - sind einige Stücke durchaus hörenswert und gelungen. Insbesondere bei den balkanorientierten Mixes beweist Riva Star ein sehr kreatives Händchen und produziert höchst tanzbeinfreundliche Musik. Und mit "I was drunk" hat Riva Starr einen Track gezaubert, der einfach klasse ist und den Kauf der Platte alleine rechtfertigen würde - gäbe es inzwischen nicht die Möglichkeit, auch einzelne Titel einer CD zu erwerben.

Die Krönung ist aber das Video zu "I was drunk" und Black cat, white cat" welches aus gesampelten Videosequenzen des Kustorica-Films besteht und schlichtweg großes und allerfeinstes Kino ist - und in mir den innigen Wunsch geweckt hat, mir den Film und besonders die Nagelszene unbedingt noch einmal ansehen zu müssen.

"If Life Gives You Lemons, Make Lemonade" ist nicht unbedingt der Soundtrack für das nächste Candlelight-Dinner - einige Somgs sind aber hervorragend geeignet, um bei offenem Fenster die Bässe der heimischen Anlage mit guter Musik mal so richtig krachen zu lassen. Ob das aber ausreicht, um den Kauf der ganzen CD zu rechtfertigen, vermag ich nicht zu entscheiden....

Unabhängig davon würde ich mir wünschen, dass Riva Starr auch seinen alter Ego Stefano Miele nicht vergißt und irgendwann einen Nachfolger von "Globalizm Vol.1" herausbringten möge.....

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RIVA STARR- I WAS DRUNK (feat.NOZE) & BLACKCAT WHITECAT from Riva Starr on Vimeo.