Wir waren auf dem Weg nach Sardinien und kamen nachmittags in Livorno an. Die Fähre fuhr erst am nächsten Morgen, so dass wir den restlichen Tag auf einem Campingplatz ganz in der Nähe des Hafens verbrachten. Der Platz hatte einen kleinen Sandstrand - also stiefelten wir mit Handtuch und Sonnenmilch bewaffnet zum Sonnenbaden ans Meer. Der Strand war klein und nicht sonderlich schön, aber so richtig hässlich wurde es erst durch die Skyline - qualmende Schornsteine und riesige Erdöltanks machten deutlich, dass der Tourimus hier nur eine untergeordnete Rolle spielen konnte. Aber wir waren müde von der langen Fahrt und hungrig nach Sonne, und so legten wir uns auf den leeren Strandabschnitt und wollten den Rest des Tage in Ruhe faulenzen und nichts tun.

Mitten auf dem Strand stand ein großer runder mobiler Langnese-Verkaufspavillon, der zumindest angesichts der zu diesem Zeitpunkt anwesenden Badegäste (zwei) völlig überdimensioniert und fehl am Platze war. Dies sah wohl auch der Eisverkäufer, einer dieser typischen jungen körperfixierten italienischen Saisonarbeiter, die bereits den ganzen Sommer (und wahrscheinlich auch den vorherigen und vorvorherigen) am Meer verbracht hatten und gegen die man mit seiner eigenen käsigen Weiße und Bauchansatz ziemlich alt aussah. Dieser Adonisversatz saß also lässig, um nicht zu sagen sehr lässig auf der Verkaufstheke und wartete auf den Sonnenuntergang, neue alleinstehende ausländische Touristinen, seinen Gehaltsscheck oder auf das Ende der Welt. Ich fand alles scheiße, den Typen, seinen Eiswagen, den Zeltplatz ohne Schatten, den dreckigen Strand mit der beschissenen Aussicht auf die Fabrikschornsteine und Öltanks, mit einem Wort:alles!! - bis der Eisverkäufer in seinem überdimensionierten Eiswagen seinen überdimensionierten Ghettoblaster aufdrehte.

Und hier endet das Klischee, denn es ertönte nicht irgendein italienischer Schmachtfetzen, wie ich es erwartet und befürchtet hatte, sondern Clandestino von Manu Chao. Und danach Desaparecido, Bongo Bong, Je Ne T'Aime Plus und die komplette Platte.



...und mit einem Mal veränderte sich alles.

(Fortsetzug folgt)