Mittwoch, 4. Februar 2009
Afrikawoche bei schöne-töne - warum mich im Moment ausgerechnet drei afrikanische Platten regelrecht verfolgen, kann ich mir nicht erklären und lediglich (besorgt??) zur Kenntnis nehmen.

Bei der ersten Platte gibt es zumindest einen Erklärungsansatz: Immerhin sind Amadou & Mariam nicht erst seit ihrer Zusammenarbeit mit Manu Chao auf ihrer letzten CD "Dimanche a Bamako" eine meiner afrikanischen Lieblingsbands. Hinzu kommt, dass die neue Platte aufgrund des ungeahnten Vorgängererfolgs (z.B. Platz 4 in den französischen Charts) nicht nur von der weltmusikalischen Kritikerfraktion rezensiert worden ist. Auch einige sonst eher den modernen Rockmusikrichtungen zugewandte "professionelle" Kritiker haben sich an dem Album ausgetobt. Was dabei dann herauskommt, treibt mir manches Mal die Zornesröte oder ein amüsiertes Lächeln ins Gesicht.

Doch hier und jetzt soll es nicht darum gehen, diese sicherlich äusserst fundierten Ergüsse zu kommentieren, sondern meine eigene Meinung zu dem neuesten Werk des malischen Musikerpaars kundzutun. Und damit fangen die Schwierigkeiten an........

Denn auch beim x-ten Durchhören der Platte "Welcome to Mali" fällt es mir ziemlich schwer, mir eine Meinung über diese CD zu bilden. Da ist zum Beispiel der Opener der CD namens "Sabali". Das Stück ist das Ergebnis der Zusammenarbeit mit dem Blur-Frontmann Damon Albarn. Dies klingt zunächst ungewöhnlich (und ist wahrscheinlich auch ein Grund, warum sich die Rockmusikkritiker-Fraktion mit Wonne auf das Album gestürzt hat) - ist aber aus Sicht des Briten nur eine logisch Fortsetzung seiner musikalischen Biografie. Denn Herr Albarn hat sich immer schon mit afrikanischer Musik beschäftigt - das Album "Mali Music" aus dem Jahr 2002 (gemeinsam u.a. mit dem Koraspieler Tomani Diabaté) ist nur ein Ergebnis seines Interesses, ein anderes die Zusammenarbeit mit dem Fela Kuti-Schlagzeuger Tony Allen in dem Projekt "The Good, the Bad & the Queen".

Doch zurück zum Song: Sabali klingt so ganz anders als das, was man bisher von Amadou & Mariam kannte - keine Gitarrenklänge, stattdessen ein herrlich schräg-kitschertes Synthie-Discopopstück mit einer stark verfremdeten Stimme von Mariam Doumbia. Doch wo ist Amadou Bagayoko und seine charakteristische E-Gitarre? Das Stück klingt ein wenig so, als wäre Amadou mal eben aus dem Studio gegangen, um eine Kippe zu rauchen und in dieser Zeit hätte Damon Albarn mal eben mit Mariam mal was ganz Neues ausprobieren wollen....

Doch irgendwann kommt Amadou wieder zurück ins Studio und der Rest der Platte bewegt sich größtenteils in Bahnen, die man von den Alben "Wati" und "Tje Ni Mousso" kennt. Moderner eingängiger malischer afrikanischer Pop mit zwei starken Stimmen und einer virtuos eingesetzten E-Gitarre. Das ist mal besser, mal weniger gut gelungen. Mir gefallen insbesondere die Kollaborationen mit den unterschiedlichen Gastmusikern - scheinbar verstehen es die Beiden ziemlich gut, sich auf die jeweiligen Musiker einzulassen, ohne die ihnen eigene musikalische Linie zu verlassen. Das war schon so bei "Dimanche a Bamako" zu hören, als sie es schafften, die relaxte Stimmung, die die Musik von Manu Chao auszeichnet, auf "ihre" afrikanischen Rhythmen zu übertragen. Dieses Mal ist es insbesondere der mir völlig unbekannte (und ein wenig wie Manu Chao klingende) Juan Rozoff, der sich ideal mit Amadou und Mariam ergänzt.

"Welcome to Mali" ist ein gutes Album, wenn es auch nicht die hohen Erwartungen, die durch das Vorgängeralbum geweckt wurden, erfüllen kann - und welches mit "Sabali" ein Stück aufweist, welches überhaupt nicht auf die Platte passt - aber dennoch zu den Höhepunkten auf der CD gehört......

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Foto: Bryan Ledgard auf flickr