Donnerstag, 26. Juni 2008
Dei Folgen meines unsanften Kontaktes mit dem Straßenbelg sind noch nicht überwunden - meine derzeitige Lieblingsposition ist das flache Liegen auf den Bauch, da meine rechte hintere Backe ziemlich geprellt ist und in inzwischen schätzungsweise vierunddreißig verschiedenen Farben leuchtet.

Daher hänge ich heute abend auch nicht auf irgendwelchen WM-Guck-Partys rum, sondern liege zu Hause und höre mein derzeiiges Lieblingsalbum, während nebenbei am Fernseher die Türken ihr erstes Tor machen - und prompt den Gegentreffer kassieren......(Schade)

Konzentrieren wir uns auf die Musik: Massilia Sound System war für mich immer eine außergewöhnliche Band. Ihr politisches Engagement für die Bewahrung der occitanischen Kultur und Sprache, ihr Versuch, die verschiedenen Einflüsse, die die Hafenstadt Marseille tagtäglich aufsagt, mit aktuellen Beats wie Ragga und Reggae zu verbinden - all das machte die Band für mich immer sehr interessant.

Allein, die musikalische Umsetzung fand ich nie so richtig gelungen. Es gab immer gute bis sehr gute Stücke auf ihren CDs, aber insgesamt fand ich die Platten immer nur höchst durchschnittlich (erst die beiden letzten Studioproduktionen "3968 CD 13" und "Occitanista" gefielen mir als durchgehendes Album besser). Vielleicht lag es daran, dass die Band immer sehr gerne und viel mit Schnipseln aus Telefonmitschnitten etc arbeitete und viele Songs recht abrupt begannen und endeten - und meine Hörgewohnheiten mitunter auf eine Probe stellten. Nach dem 2004er Live-Album wurde es recht ruhig um die Band und die einzelnen Mitglieder gingen eigene Wege und spielten in neuen Gruppen und Projekten wie Moussu T e les Jovents, Oaistar oder Papet J - und eigentlich ging ich davon aus, dass sich die Band ähnlich wie viele andere stillschweigend auflösen würde und wir nichts mehr von dem Massilia Sound System hören werden.

Aber Pustekuchen - letztes Jahr erschien in Frankreich das Album Oai et Libertad - und es ist einfach eine klasse Platte geworden. Es vermischt auf geniale Weise die unterschiedlichen Stilrichtungen, die die einzelnen Mitglieder in ihren jeweiligen Projekten gesammelt haben. So ist "Oai et Libertad" einerseits viel rockiger (Oaistar) und elektronischer (Papet-J) als die Vorgänger - enthält aber auch wunderbare Chansons, die man eindeutig Tatou zuordnen kann - Stücke die man in einer etwas anderen Instrumentierung auch bei Moussu T hätte hören können. Das alles klingt trotz aller Unterschiedlichkeit der einzelnen Genres erstaunlich ausgewogen und stimmig. Einfach klasse!!!!



Leider sieht es so aus, als ob das zehnte Album der Band auch das letzte von Massilia Sound System sein wird. Die Befürchtung, dass sich die Band auflösen wird, ist scheinbar eingetroffen. Noch ein paar Konzerte (unter anderem bei der Popdeurope in Berlin), dann geht ein fast 25 järhige Bandgeschichte endgültig zu Ende. Schade........

Foto: Fabien Duchesne für Massilia Sound System auf flickr

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