Das ich seit einiger Zeit Probleme habe, afrikanische Musik angemessen zu würdigen, mag der regelmäßige Leser(in) dieses Blogs bereits bemerkt haben - höchste Zeit, sich der Musik mal von einer anderen Sichtweise zu nähern.
HipHop boomt. Nicht in Europa oder in den USA, wo der Rap schon lange etabliert ist und längst im Mainstream gelandet ist. Die Rede ist von afrikanischen HipHop, der in vielen Ländern zur beherrschenden Sprache der dortigen Jugend geworden ist. Ob Kwaito in Südafrika, SeneRap im Senegal, Bongo Flava in Tansania oder Hiplife in Ghana - überall sprießen regionale Formen des Sprechgesangs hervor, die umso spannender sind, je mehr traditionelle Musikformen in die amerikanisch geprägte Soundstruktur des HipHops einfließen.
Eigentlich ideale Voraussetzungen für guten Rap aus Äthiopien, denn dieses Land verfügt über eine reiche musikalische Geschichte. Dank des französischen Labels Buda Musique und deren CD-Compilation-Serie "Ethiopiques" kann man diese auch hierzulande entdecken. Seit über 10 Jahren bringt das Label regelmäßig (inzwischen sind fast 25 CDs erschienen) Platten heraus, die zahlreiche liebevoll restaurierte Songs wiederveröffentlicht, die in den musikalisch "goldenen" Jahren (zwischen 1960 und dem Beginn der Militärdiktatur 1974) entstanden sind.
Inzwischen ist auch eine "Best of Ethiopiques" erschienen, die einen guten Überblick und Einstieg in eine fast vergessene musikalische Epoche ermöglicht.
Der New Yorker Produzent und Musiker David Schommer (er war unter anderem für Donna Summer und Bahia Man tätig, die vor 7 Jahren mit "Who let the dogs out" einen karibisch angehauchten Hit landeten) kennt die reiche musikalische Tradition Äthiopiens, immerhin war sein Vater 8 Jahre (1950-1958) in Addis Abeba beim Aufbau der dortigen Universität beteiligt. Als er sich aber vor sechs Jahren gemeinsam mit einem äthiopischen Freund, dem Musiker und Rapper Maki Siraj auf eine Reise durch Äthiopien machte, war er von den musikalischen Eindrücken, die er während seiner Rundfahrt sammelte, ziemlich enttäuscht. Statt von afrikanischen Rhythmen inspirierter HipHop hämmerte den Reisenden lediglich ein ziemlich simpler Abklatsch von amerikanischen Westküstenrap entgegen.
Also macht sich David Schommer bei seiner Rückkehr an die Aufgabe, dem äthiopischen HipHop quasi von außen mit neuen Elementen zu bereichern. Nach diversen Jam-Sessions mit verschiedenen Musikern in einem New Yorker Restaurant geht es irgendwann ins Studio. Mit seinem damaligen Mitreisenden Maki Siraj, der Sängerin Tigist Shibabaw (der jüngeren Schwester von Athiopiens bekanntester Stimme, Gigi), dem malischen Koraspieler Balla Tounkara und einigen anderen Musikern nimmt man die Platte "Bole 2 Harlem Vol.1" auf.
Herausgekommen ist ein Album, welches die unterschiedlichen Biografien der Musiker gelungen verknüpft und einen Sound kreiert, der sowohl die musikalische Tradition und Gegenwart Äthiopiens als auch New Yorks widerspiegelt. Da wird zu den ausschließlich amharischen Texten ein vielsitiger Soundteppich ausgebreitet, der völlig auf die sonst im HipHop üblichen Samples verzichtet und stattdessen verschiedene unterschiedliche Rhythmen einbaut. Da wechseln sich Salsa und Sahel harmonisch ab, dazwischen wummert mal ein kräftiger housiger oder funkiger Beat - und fast immer tanzflächenkompatibel und trotzdem auch beim zehnten Mal Hören nicht langweilig werdend. Insbesondere die interessante Stimme von Tigist Shibabaw gefällt mir sehr und hilft schnell über die anfangs sehr ungewohnte und unmelodische Sprache hinweg.
Bole 2 Harlem ist eine sehr interessante und schöne Platte geworden. Ob sie allerdings meine Einstellung zu afrikanischer Musik ändern wird, möchte ich bezweifeln. Denn eigentlich ist Bole 2 Harlem ein New Yorker Produkt. Man hört recht deutlich, dass der Ausgangspunkt der musikalischen Reise Harlem und nicht Addis Abeba ist - was aber die unzweifelhafte Qualität des Albums nicht schmälert.
So werde ich einen neuen Versuch starten müssen, afrikanische Musik neu zu entdecken........
Bole 2 Harlem Homepage
Bole 2 Harlem auf myspace
HipHop boomt. Nicht in Europa oder in den USA, wo der Rap schon lange etabliert ist und längst im Mainstream gelandet ist. Die Rede ist von afrikanischen HipHop, der in vielen Ländern zur beherrschenden Sprache der dortigen Jugend geworden ist. Ob Kwaito in Südafrika, SeneRap im Senegal, Bongo Flava in Tansania oder Hiplife in Ghana - überall sprießen regionale Formen des Sprechgesangs hervor, die umso spannender sind, je mehr traditionelle Musikformen in die amerikanisch geprägte Soundstruktur des HipHops einfließen.
Eigentlich ideale Voraussetzungen für guten Rap aus Äthiopien, denn dieses Land verfügt über eine reiche musikalische Geschichte. Dank des französischen Labels Buda Musique und deren CD-Compilation-Serie "Ethiopiques" kann man diese auch hierzulande entdecken. Seit über 10 Jahren bringt das Label regelmäßig (inzwischen sind fast 25 CDs erschienen) Platten heraus, die zahlreiche liebevoll restaurierte Songs wiederveröffentlicht, die in den musikalisch "goldenen" Jahren (zwischen 1960 und dem Beginn der Militärdiktatur 1974) entstanden sind.
Inzwischen ist auch eine "Best of Ethiopiques" erschienen, die einen guten Überblick und Einstieg in eine fast vergessene musikalische Epoche ermöglicht.
Der New Yorker Produzent und Musiker David Schommer (er war unter anderem für Donna Summer und Bahia Man tätig, die vor 7 Jahren mit "Who let the dogs out" einen karibisch angehauchten Hit landeten) kennt die reiche musikalische Tradition Äthiopiens, immerhin war sein Vater 8 Jahre (1950-1958) in Addis Abeba beim Aufbau der dortigen Universität beteiligt. Als er sich aber vor sechs Jahren gemeinsam mit einem äthiopischen Freund, dem Musiker und Rapper Maki Siraj auf eine Reise durch Äthiopien machte, war er von den musikalischen Eindrücken, die er während seiner Rundfahrt sammelte, ziemlich enttäuscht. Statt von afrikanischen Rhythmen inspirierter HipHop hämmerte den Reisenden lediglich ein ziemlich simpler Abklatsch von amerikanischen Westküstenrap entgegen.
Also macht sich David Schommer bei seiner Rückkehr an die Aufgabe, dem äthiopischen HipHop quasi von außen mit neuen Elementen zu bereichern. Nach diversen Jam-Sessions mit verschiedenen Musikern in einem New Yorker Restaurant geht es irgendwann ins Studio. Mit seinem damaligen Mitreisenden Maki Siraj, der Sängerin Tigist Shibabaw (der jüngeren Schwester von Athiopiens bekanntester Stimme, Gigi), dem malischen Koraspieler Balla Tounkara und einigen anderen Musikern nimmt man die Platte "Bole 2 Harlem Vol.1" auf.
Herausgekommen ist ein Album, welches die unterschiedlichen Biografien der Musiker gelungen verknüpft und einen Sound kreiert, der sowohl die musikalische Tradition und Gegenwart Äthiopiens als auch New Yorks widerspiegelt. Da wird zu den ausschließlich amharischen Texten ein vielsitiger Soundteppich ausgebreitet, der völlig auf die sonst im HipHop üblichen Samples verzichtet und stattdessen verschiedene unterschiedliche Rhythmen einbaut. Da wechseln sich Salsa und Sahel harmonisch ab, dazwischen wummert mal ein kräftiger housiger oder funkiger Beat - und fast immer tanzflächenkompatibel und trotzdem auch beim zehnten Mal Hören nicht langweilig werdend. Insbesondere die interessante Stimme von Tigist Shibabaw gefällt mir sehr und hilft schnell über die anfangs sehr ungewohnte und unmelodische Sprache hinweg.
Bole 2 Harlem ist eine sehr interessante und schöne Platte geworden. Ob sie allerdings meine Einstellung zu afrikanischer Musik ändern wird, möchte ich bezweifeln. Denn eigentlich ist Bole 2 Harlem ein New Yorker Produkt. Man hört recht deutlich, dass der Ausgangspunkt der musikalischen Reise Harlem und nicht Addis Abeba ist - was aber die unzweifelhafte Qualität des Albums nicht schmälert.
So werde ich einen neuen Versuch starten müssen, afrikanische Musik neu zu entdecken........
Bole 2 Harlem Homepage
Bole 2 Harlem auf myspace