Melancholische Ausflüge in die eigene Vergangenheit enden häufig mit einer ziemlichen Enttäuschung. Diese Weisheit hatte ich warnend im Hinterkopf, als ich die Anschaffung des neuen Best of Albums von Gianna Nannini in Erwägung zog. Einige ältere Songs, die ich vor Wochen zufällig im Radio oder im Internet gehört hatte, bestätigten eher meine Befürchtung. Doch konnte ich trotz aller Bedenken die Finger dann doch nicht von der Platte lassen. Schließlich gehörte Gianna Nannini für mich früher zu den wenigen italienischen Interpreten, die glaubwürdig aufzeigten, dass es in Italien auch Musik jenseits von den allgegenwärtigen Toto Cotugno, Al Bano & Romina Power und anderen San Remo Schlagersternchen gab. Gianna Nannini stand für gute zeitgemäße Rockmusik.- sowohl im Studio als auch live - ein Konzertbesuch vor vielen Jahren in der alten Kölner Sporthalle ist mir heute noch in angenehmer Erinnerung.

Jetzt habe ich die Doppel-CD zweimal durchgehört und frage mich irritiert, was ich damals für einen verkitschten Scheiss gehört habe. Songs wie "Scandalo" oder "Latin lover", die damals zu meinen Lieblingsliedern gehörten, erzeugen heute nichtssagende Langeweile. Noch schlimmer ist es bei "Porfumo" oder "Bello e impossibile", deren innovativer "Elektronik-Sound" heute nur noch ein gruselndes Erschauern hervorrufen. Lediglich bei "America" und mit Einschränkung "California" kann ich meine damalige Begeisterung nachvollziehen - aber um den Kauf einer Platte zu rechtfertigen, bedarf es eigentlich mehr als eineinhalb vernünftige Lieder.

Aber eigentlich wusste ich es ja vorher: Melancholische Ausflüge in die eigene Vergangenheit enden häufig mit einer ziemlichen Enttäuschung.......

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