Es gibt Konzerterlebnisse, die vergisst man nie. Vor gefühlten 100 Jahren war ich mal bei einem neapolitanischen Abend in der Bundeskunsthalle in Bonn. Außer mir hatte eigentlich nur das typische Bonner Kunstpremierenpublikum den Weg ins Museum gefunden - entsprechend derangiert fühlte ich mich mit kaputter Jeans und altem T-Shirt. Nach einer klassischen Commedia dell'Arte Aufführung kam ein mir damals unbekannter neapolitanischer Musiker namens Eugenio Bennato auf die Bühne. Gut - ganz unbekannt war mir der Name nicht, sein Bruder Eduardo Bennato war in Italien einer der Top-Rockmusiker und auch ich besaß eine Live-CD von ihm. Insgeheim erhoffte ich mir damals von seinem Bruder einen ähnlich fulminanten Auftritt wie den seines Bruders auf der CD. Doch da wurde ich erst einmal bitterlich enttäuscht. Von Rock und Roll keine Spur, stattdessen neue neapolitanische Folklore. Jedoch hielt die Enttäuschung nur wenige Takte, dann war ich gefangen in der faszinierenden Präsentation der Musik Neapels. Ich weiß heute keine Einzelheiten mehr, mir ist aber deutlich in Erinnerung geblieben, wie virtuos die Musiker mit dem Tambourin umgingen und wie sie diesem eigentlich einfachen Rhythmusinstrument Töne entlockten, die mir und dem schnieken Premierenpublikum die Unterkiefer herunterklappen ließen....

Später wollte ich immer mal eine Platte von Eugenio Bennato erwerben. Allerdings war das damals gar nicht so einfach. In Deutschland gab es so gut wie keine im Vertrieb bzw. auf Lager. Wenn ich dann doch mal eine Platte im Laden gefunden hatte, war ich entweder pleite oder die Hörprobe im Laden fiel dermaßen enttäuschend aus, dass ich dann mein sauer verdientes Geld lieber in englischen Trip-Hop oder in deutschen Indie-Rock investierte.

Vor wenigen Tagen war es dann doch soweit: ich erstand mit "Sponda Sud" mein erstes Album von Eugenio Bennato.
Und Geschichte wiederholt sich doch, zuerst ziemliche Enttäuschung und dann ein allmähliches In-Den Bann-gezogen-werden. Hier wird nicht einfach rumgeschrabbelt wie bei vielen von mir gerne gehörten Interpreten, hier ist jemand am Werk, der mit viel Verstand seine Musik arrangiert und einspielt. Doch ist dies Stärke und Schwäche zugleich - mir ist das doch manches Mal zu kopflastig, es fehlt dieser Moment des Leichten und Improvisierten......

Musikalisch ist die Platte eine Mischung aus süditalienischer und neapolitanischer Folklore mit nord- und schwarzafrikanischen Einflüssen und ambitioniertem Pop, wobei mir die Stücke, bei denen die Tarantella im Vordergrund steht, eindeutig am besten gefallen. Hier fühlt sich Eugenio Bennato hörbar zu Hause, hat er doch in der Vergangenheit die Tradition des uralten süditalienischen Volkstanzes mit seiner "Taranta Power" Bewegung maßgeblich wiederbelebt und modernisiert. Diese Stücke, bei denen der Rhythmus im Vordergrund steht, können mir dann auch ansatzweise erklären, warum ich damals in Bonn so begeistert war.
Mit den ruhigeren Stücke auf der Platte werde ich mich dagegen wohl nie anfreunden können ....





Das erinnert mich an ein klassisches Abo zur Studienzeit in München. Da spielte auch ein recht unbekannter Künstler klassische Gitarre. Ich habe nie wieder so eine Fingerfertigkeit gesehen. Un die Musik war himmlisch. Nur einen NAmen weiß ich nicht mehr.

wobei man sich unter Gitarrenvirtuosen ja zumindest etwas vorstellen kann.
Das Tambourin kannte ich bis dahin nur als einfaches Begleitinstrument. Man schlägt mit der Hand drauf und es macht Bumm und die am Rande liegenden Schellen klingeln kurz. Alternativ kann man (so mein damaliger Wissensstand) da Tambourin noch Hin- und Herschütteln und die Schellen klingen länger - mehr geht nicht (dachte ich)
Auf dem Video (ungefähr bei -2:25) kann man ansatzweise sehen, wie dort das Instrument behandelt wurde, dazu wurde noch auf der gespannten Oberfläche gerieben und diverses mehr - es war unglaublich......