Gestern abend in der ARD:



"Tag für Tag wird in Wien gleich viel Brot entsorgt, wie Graz verbraucht"
Foto. Homepage "We feed the world"

Endlich mal wieder eine Sendung, die einen dazu bringt, den Fernseher doch nicht aus dem Fenster zu schmeißen. "We feed the world" ist eine informative, spannende und verstörende Doku über unsere Lebensmittel, ihre Produktion und die Folgen, die der massenhafte industrielle An bzw. Abbau mit sich bringt. Dabei verzichtet der Film größtenteils auf schaurige plakative Bilder (sieht man einmal von dem Besuch eines großen Geflügelschlachtshof ab), stattdessen erzählen Protagonisten der Nahrungsmittelerzeugung von ihrer Sicht der Dinge. Der Regisseur Erwin Wagenhofer war in verschiedenen Ländern und verfolgt anhand verschiedener Beispiele den Wahnsinn, den wir inzwischen bei der Produktion von Lebensmittel anrichten. Da wird der Regenwald massenweise im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso abgeholzt, um Soja anzubauen, den wir als Futtermittel für unsere Mastbetriebe brauchen. Ein Großteil des importierten Sojas ist dabei inzwischen genmanipuliert.



"Wir sollten uns damit anfreunden, dass es eigentlich keine Lebensmittel mehr gibt, die gentechnisch frei sind."
Karl Otrok, Produktionsdirektor Pioneer Rumänien

Foto. Homepage "We feed the world"


Oder in Rumänien subventionierte die Regierung anfangs den Verkauf von hybriden Saatgut, welches im Gegensatz zum bisher verwendeten Saatgut nicht fortpflanzungsfähig ist und damit jedes Jahr von den Bauern neu gekauft werden muss. Außerdem schmeckt es schlechter als die bisher erzeugten Lebensmittel (hier Auberginen), lediglich ihr Aussehen entspricht eher dem hier bestehenden Bild von "leckeren" Auberginen.
In den reichen Ländern wird die Landwirtschaft inzwischen mit ca. 1 Milliarde US $ pro Tag subventioniert, so dass die Produkte inzwischen aufgrund der Zuschüsse auf den Märkten in den Entwicklungsländern günstiger als einheimische Waren angeboten werden können.



"Wenn Sie im Senegal auf den Markt gehen, können Sie europäische Früchte zu einem Drittel der einheimischen Preise kaufen. Also hat der senegalesische Bauer keine Chance mehr, das Auskommen zu finden."
Jean Ziegler, UN-Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf Nahrung

Foto: Homepage "We feed the world"

In Frankreich beobachtet der Film einen bretonischen Fischer, der sich darüber beklagt, dass er von der EU gezwungen wird, sämtliche Daten seines Fangs in ein Logbuch einzutragen und das diese Daten dazu dienen, den großen Fischtrawlern mit den notwendigen Informationen für eine industrielle Fischerei zu liefern. Im Gegensatz dazu zeigt ein Fischhändler die enormen qualitativen Unterschiede von Fischerei und industriellem Fischen. Und schließlich sind da noch die Bilder von der Massentierhaltung in der Hühnermast, wobei der Film auch die Gründe für diese Massenproduktion aufzeigt - bei nur 10 Cent, die der Geflügelzüchter pro Huhn verdient, lohnt sich die Mast nur als Massenbetrieb.



"An sich interessiert den Handel der Preis. Der Geschmack, eigentlich, ist kein Kriterium."
Hannes Schulz, Geflügelzüchter

Foto: Homepage "We feed the world"

EIn beklemmender Film, der mich die halbe Nacht wachgehalten hat. Ich muss mir ernsthaft überlegen, meine Ernährungsgewohnheiten drastisch zu verändern, denn solche Perversionen kann man eigentlich nicht mittragen wollen.

Den Film gibt es auch als DVD zu kaufen - zusätzlich gibt es vom Autor noch ein Buch gleichen Titels, welches etwas ausführlicher die im Film angesprochenen Facetten der Lebensmittelproduktion verfolgt.