Dienstag, 7. Dezember 2010


Tür 7......

Wovon träumen eigentlich Tischfussballer?

Nein, es sind nicht die Damen und Herren gemeint, die an den Griffen stehen und drehen - sondern die kleinen Figuren, die ihr Leben lang an einer Stange befestigt sind und deren einziger Lebenszweck darin zu bestehen scheint, dem Kneipengänger etwas Abwechslung und Unterhaltung zu bieten.

Mit dieser Frage scheint sich der französische Musiker Olivier Costes näher beschäftigt zu haben und das Ergebnis ist auf dem wunderbaren Video zu dem Song ""Champion d'immonde" zu sehen. Von Olivier Costes, bzw. "Olive et Moi" - so der etwas irritierende Künstlername - gibt es hierzulande so gut wie keinerlei Informationen - lediglich auf der 5. Ausgabe der ausgezeichneten "Le Pop"-Reihe ist Olive et Moi mit einem (ebenfalls wunderbaren) Titel namens "L'ascenseur" vertreten. Dafür ist aber der Produzent des Debutalbums "Fais-moi une passe" regelmäßigen Bloglesern unter Umständen ein Begriff - über das Wirken von Manuel da Silva als Sänger und Produzent habe ich in der Vergangenheit schon einmal berichtet.

Warum Olive et Moi bisher ein musikalisches Schattendasein führt, ist mir unbegreiflich. Sein Gefühl für eingängige, aber nicht einfältige Melodien, die pfiffige Instrumentierung mit z.B. Ukulele und seine zur Musik passende relaxte Stimme haben eine stärkere Wahrnehmung verdient.

Vielleicht gelingt ihm ja das mit seinem neuen Album, welches hoffentlich demnächst erscheinen wird. Auf YouTube gibt es zwei Appetizer (eins und zwei) zu hören, die zumindest bei mir eine gewisse Vorfreude aufkommen lassen.....

Olive et Moi auf myspace

Foto: Adam Mulligan auf flickt


Olive et Moi "Champion d'immonde"
Hochgeladen von totoutard. - Entdecke weitere Musik Videos.



Montag, 6. Dezember 2010

Nikolaus......


Seit einigen Wochen kann man wieder einmal beobachten, wie eine Band versucht, die Erfolge der legendären Buena Vista Social Club nachzuahmen. Dieses Mal ist es eine Gruppe aus Jamaika, die seit über 50 Jahren existiert und die jetzt den internationalen Durchbruch suchen. Die Rede ist von den Jolly Boys, die über Jahrzehnte als Hotelband in Jamaica gearbeitet haben und dabei als beste Mentoband des Landes gelten. Inzwischen sind die Musiker fast alle in einem Alter welches man für Musiker als biblisch bezeichnen kann - Sänger Albert Minott und Derrick Henry an der Rumbabox sind 72 Jahre alt, Egbert Watson am Banjo sogar schon 84 - und jetzt ist ihnen die kleine karibische Inselstaat zu klein geworden und sie suchen größeres Publikum. Um diesen Versuch möglichst erfolgsversprechend zu gestalten, haben die Jolly Boys ihre CD mit Coverversionen von bekannten und nicht ganz so bekannten Rock- und Popsongs der vergangenen Jahre gefüllt. Nun ist das mit dem Covern von Hits so eine Sache - es kann ein Genuss sein, die neuen Versionen zu hören, die Lust kann aber auch schnell in gepflegte Langeweile und Frust umschlagen.

Die Cover der Jolly Boys sind in jedem Fall originell, denn sie spielen ihre Stücke im Mento-Stil - eine in den 30er Jahren entstandene Musikrichtung aus Jamaika, die zwar den Reggae durchaus beeinflusst hat, aber völlig anders klingt. Dennoch hat mich die Platte nicht hundertprozentig überzeugt - denn leider trägt das Konzept der Mento-Cover zwar einzelne Lieder, aber eben kein ganzes Album.

Dennoch ist das Album "Great Expectation" von den Jolly Boys eine Zierde für jedes Plattenregal - denn es macht schon ziemlichen Spass, ihre Versionen von Amy Winehouse's "Rehab" oder Iggy Pop's "The Passenger" zu hören - es muss ja nicht unbedingt immer die ganze Platte sein.......

Jolly Boys Homepage
Jolly Boys auf myspace




Sonntag, 5. Dezember 2010

Der fünfte Streich.....

Die Geschichte von den Musikern, die per Mail ihre Daten austauschen und so eine Platte produzieren, ohne je gemeinsam im Studio gestanden zu haben, ist so alt wie das Internet selber. Allein - eine solche Platte habe ich bisher wissentlich nie in meinen Händen gehalten.

Aber das erste Album der peruanischen Band Novalima soll tatsächlich so entstanden sein. Die vier Gründungsmitglieder kennen sich wohl aus längst vergangenen Schulzeiten, haben sich aber dann in alle Welt verstreut - der eine in Honkong, ein anderer in London, ein dritter blieb in Lima und der vierte weilte in Barcelona (wo sonst?). Und dann sollen die vier Musiker per Filetransfer über alle Erdteile hinweg miteinander musiziert und so die Debut-CD "Afro" eingespielt haben. Die war zwar in Europa nicht sonderlich erfolgreich, hat aber insbesondere in Peru für einigen Widerhall gesorgt. Inzwischen leben die Musiker wieder alle in Peru und kommunizieren nicht mehr über Mail, sondern von Angesicht zu Angesicht. Und um ihrer Musik mehr Authentizität zu verleihen, haben sie sich mit einigen Musikern verstärkt und mit "Coba Coba" ein wahrhaft außergewöhnliches Album auf den Markt gebracht."Coba Coba" verbindet die hierzulande weithin unbekannte Musik des schwarzen Perus mit locker-legeren elektronischen Beats. Eine Mischung, die sowohl für den Club als auch für das heimische Wohnzimmer hervorragend funktioniert. Das ist inzwischen ein Jahr her und nach dem auch in letzten Jahr erschienenen Remixalbum von "Coba Coba" und ausgedehnten Touren ist Novalima wieder im Studio, um ein neues Album einzuspielen. Hoffentlich ein ähnlich Gutes wie Coba Coba......

Novalima Homepage
Novalima auf myspace

Foto: retorta_net auf flickr




Sonntag, 5. Dezember 2010

Das vierte Türchen wartet.....

Der Hamburger DJ und Produzent Ulf Lindemann alias [dunkelbunt] gilt als einer der führenden Köpfe, wenn es um die Fusion von elektronischen Beats mit Swing, Klezmer und osteuropäischer Folklore geht. Das hat er nicht nur auf seiner 2007 erschienenen Solo-CDs "Morgenlandfahrt" eindrucksvoll unter Beweis gestellt, sondern auch auf den beiden Compilations "Sun Dub - A Spicy Blend". Dort finden sich neben einigen Eigenproduktionen auch Aufnahmen anderer Koryphäen der oben genannten Stilrichtungen wie z. B. (DJ) Eastenders, Waldeck, DelaDap oder Shazalakazoo.

Umso erstaunter war ich, als ich auf der in diesem Jahr erschienenen Vol.2 der Sun-Dub-Reihe eine Band entdeckte, die sowohl geographisch als auch musikalisch eher nicht den obigen Kriterien entspricht. Nomhadas kommen aus Barcelona, der Wiege des Mestizo, und ihre Musik hat auch nur indirekt etwas mit Osteuropa zu tun, wenn man denn der dem Song zugrunde liegenden Flamencorhythmus osteuropäische Wurzeln zuschreiben will.

Was aber nicht an der Tatsache ändert, dass "En la Busqueda" ein wirklich schöner Track ist und man [dunkelbunt] zu seiner Entscheidung, dieses Stück in seine Compilation aufzunehmen, nur dankbar sein kann - denn sonst wäre Nomhadas völlig unbemerkt an mir vorbeigegangen.....

Nomhadas auf myspace



¶ Baloji
Arte hat vor einigen Wochen ein Konzert von Baloji im französischen Montpellier aufgezeichnet. Anfangs hatte ich ja so meine Schwierigkeiten mit dem Liveauftritt und fand Balojis Studioaufnahmen wesentlich besser. Aber irgendwann während des Konzerts machte es dann klick und inzwischen bin ich auch von den Livequalitäten des Belgiers ziemlich angetan. Er passt halt überhaupt nicht in die Schublade, die man für Rapper so gemeinhin bereithält - wie er im Anzug und distinguierter Begleitband seinen Auftritt absolviert....