Montag, 10. Mai 2010
In manchen schwachen Stunden habe ich ja direkt Mitleid mit der Musikindustrie und ihren nahezu aussichtslosen Kampf gegen Raubkopien. Sicherlich hat sie sich mit ihrer Devise, alles und jeden möglichen "Täter" mit Abmahnungen zu verfolgen, wenig Freunde gemacht.
Auch ich habe mit jedem Post, den ich hier schreibe, ein bisschen die Befürchtung, gegen irgendwelche mir nicht bekannte Urheber- oder andere Rechte zu verstoßen und am nächsten Morgen einen freundlichen, aber teuren Brief irgendeiner Anwaltskanzlei im Briefkasten zu finden. Auch bedaure ich es wirklich sehr, dass man inzwischen kaum noch irgendwelche "Fanseiten" findet, auf denen Privatpersonen liebevoll und enthusiastisch alle möglichen Infos über "ihre" Stars gesammmelt haben. Auch die in früheren Zeiten oft zu findenden privaten Webseiten mit Songtexten und Übersetzungen sucht man dank der Verfolgungswut der Rechteinhaber heute vergebens. Und als Krönung der ganzen Misere sieht man auf YouTube immer häufiger statt des Videoclips die Einblendung "Dieses Video enthält Content von .... Es ist in deinem Land nicht mehr verfügbar." - denn auch die GEMA will das Internet als Geldquelle immer stärker anzapfen..

Aber wenn ich dann sehe, wie schnell und relativ gefahrlos man an alle möglichen Filme, Spiele, CDs etc. im Internet gelangen kann - und wie nahezu aussichtslos die Versuche sind, diese Verbreitung zu unterbinden, dann kann ich das Jammern der Film- und Plattenfirmen ein klein wenig verstehen - zumal es ja nicht nur die großen Majors sind, die von den illegalen Downloads betroffen sind.

Aber dann entdecke ich zufällig, dass z.B. die katalanischen Rumba-Pioniere von La Troba Kung-Fú eine neue Platte herausgebracht haben. Doch alle Versuche, irgend etwas von dieser Platte zu hören, scheitern kläglich. Auf der myspace-Seite der Band ist das Erscheinen der Platte ebensowenig vermerkt wie auf radiochango, dem inoffiziellen "Zentralorgan" der Mestizoszene.
Auf YouTube ist nur ein kurzer mickriger Videomitschnitt aufgelistet und lediglich auf der Homepage der Band findet man einen Titel der neuen CD in Originallänge als Stream. Genau das gleiche Bild bei den gängigen Online-mp3-Anbietern: weder auf amazon, musicload oder Itunes ist irgend etwas von "A La Panxa Del Bou" zu finden.

"Verirrt" man sich aber dann zufällig auf einem der zahlreichen Mestizo-mp3-Blogs, kann man sich kaum retten vor links zu kostenlosen, aber natürlich illegalen Downloadmöglichkeiten bei den diversen one-Click-Hostern wie Rapidshare, Megaupload etc. retten. Also bleibt einem nur übrig, den verlockenden kleinen Schritt hinüber zur Illegalität zu gehen oder zu warten, bis sich irgendwann eine legale Chance ergibt, das Album legal zu erwerben.

La Troba Kung-Fú sorgt zumindest dafür, dass einem die Zeit bis zur offiziellen Kaufchance nicht allzu lange wird. Denn die Band um den Sänger Joan Garriga hat auf ihrer Homepage ein DJ-Spiel ins Netz gestellt, welches dem User die Möglichkeit gibt, zwei Songs der Band mit Samples und Loops zu versehen. Das Spiel ist so ausgereift, dass es Spass macht, sich länger mit den unzähligen Variationen zu beschäftigen, die das Programm bietet. Auch wenn man dann irgendwann merkt, dass auch das schönste DJ-Spiel eine neue Platte nur ungenügend ersetzen kann.......




Freitag, 7. Mai 2010
In meiner Schreibpause haben sich einige Videos angesammelt, die in der Lage sind, ein winterliches Wochenende im Mai etwas zu verschönern. Aber die müssen warten - denn der Wiedereintritt in die Blogkarriere muss mit etwas Besonderem gewürdigt werden, Und da bietet sich idealerweise der große Serge Gainsburg an, mit dessen Musik ich leider trotz aller frankophonen Gene nie sonderlich viel anfangen konnte. Sein bekanntestes Stück "Je t'aime" ging mir spätestens beim dritten Hören nur noch auf die Nerven und andere Stücke waren mir immer zu sehr Chanson und damit nicht unbedingt mein Geschmack.

Doch dann las ich irgendwo in einem Artikel, dass Gainsburg neben vielen französischen Coproduktionen auch in Jamaika war, um unter anderem mit Sly Dunbar und Robbie Shakespeare sowie Rita Marley und Marcia Griffith ein Reggae-Album aufzunehmen. In dem Titelstück der 1979 erschienenen Platte "Aux Armes Et Caetera" unterlegt der Sänger die Marsellaise, die französische Nationalhymne mit einem gediegenen Reggaerhythmus - und dieser Frevel regte natürlich einige nationalkonservative Franzosen fürchterlich auf, was Gainsburgs üppige Skandalliste um einen weiteren Punkt verlängerte.

Überraschenderweise gibt es sogar einen Clip dieses Songs auf YouTube, der nicht nur mit einem ganz eigenen Charme einem die "Videoästhetik" der frühen Achtziger Jahre wiederbringt, sondern auch die damals unzweifelhaft vorhandene charismatische Faszination der Person Gainsburg erahnen lässt.

1991 starb Gainsburg und den schönsten Nachruf verfasste damals Simone Borowiak in der Titanic: ": "Sein Tod warn net zuletzt die Weibä, vor allem die mit Luxusleibä: Bardots Brischitt und Jane Birkin, die machten Schorschis Lebä hin. Und war er voll von Schmerz und Wein, ginge ihm die Kippe stangweis rein." (via)





...weil es scheinbar immer noch Menschen gibt, die sich immer mal wieder auf diesen Blog verirren - und ich immer noch beim Hören neuer Musik in Gedanken mögliche Blogeinträge formuliere, will ich dann noch einmal ein letztes Comeback versuchen.

Aber die nächste unangekündigte Sendepause wird dann aber unwiderruflich das Ende von schöne-töne einläuten. Doch soweit ist es noch nicht.........



Freitag, 26. März 2010
Im Vorfeld der Platte habe ich mich schon gefragt, warum Amparo Sanchez, die begnadete Frontfrau ihre Band Amparanoia aufglöst hatte und zukünftig auf Solopfaden wandeln wollte. Denn Amparanoia war für mich Amparo Sanchez und es war mir nicht einsichtig, warum man "seine Begleitband" auflösen muss, um seinen Musikstil zu ändern.

Nach dem Hören des neuen Albums "Tucson - Habana" bin ich schlauer. Zwar gibt es auf der Platte ein paar Stücke, die man durchaus auch auf einem Amparanoia-Album vermuten könnte, insgesamt erkennt man aber dann doch deutlich, dass Amparo Sanchez einen deutlichen Schnitt machen wollte und dies am deutlichsten mit einem klar erkennbaren Bruch vollziehen konnte.

Als ich dann vor einigen Wochen das Video zur ersten Single hören und sehen durfte, befürchtete ich, dass Amparo Sanchez sich zu stark von Joey Burns und Calexico beeinflußt haben liess. Denn "Corazon de la Realidad" erinnert mit seinem Aufbau und diesen Trompetenfanfaren schon sehr stark an den typischen Calexico-Tex-Mex-Sound - und hatte auf dem letzten Calexico-Album ja schon einen ähnlich klingenden Vorläufer, denn auf "Carried to Dust" sang Amparo ja schon einmal einen typischen Calexico-Song.

Doch auch diese Befürchtung traf glücklicherweise nicht zu. Zwar ist die Handschrift von Burns und Co auf der CD durchaus zu erkennen, aber er ist keinesfalls prägend für das gesamte Album. Dafür sorgen neben Amparo Sanchez, die in dem Album durchaus starke eigene Akzente setzt, auch Gäste wie beispielsweise Omara Portuondo, die auf "La Parandita de las Santas" als Gastsängerin fungiert.

Auch das Konzept des Albums, welches gewissermaßen eine musikalische Reise von der amerikanisch-mexikanischen Grenzregion ins kubanisch Havana darstellt, sorgt für musikalische Vielseitigkeit und verhindert ein zu starkes Nachahmen von musikalischen Vorbildern. Ob dieses musikalische Konzept aber gelungen ist, vermag ich auch nach mehrmaligem Durchhören nicht eindeutig zu beurteilen. Positiv ist auf jeden Fall zu vermerken, dass Amparo Sanchez eine begnadete Sängerin ist, die hervorragend in der Lage ist, mit ihrer Stimme verschiedenste Gefühle und Sehnsüchte glaubwürdig und gefühlvoll zu transportieren. Ich hadere dagegen etwas mit der Songauswahl - die Songs sind allesamt sehr getragen und ruhig und manchmal mit Geige, Klavier und Besenschlagzeug fast schon kammermusikalisch - so als ob Amparo Sanchez jetzt mit allen Mitteln als ernsthafte Sängerin wahrgenommen werden möchte. Das wird ihr mit ihren unzweifelhaft vorhandenen Qualitäten hoffentlich gelingen, aber leider trifft sie mit dem musikalischen Weg, den sie eingeschlagen hat, nicht mehr hundertprozentig meinen Geschmack.

Wahrscheinlich bin ich aber auch einfach nur enttäuscht, dass Amparo Sanchez keine Lust hatte, dem musikalisch etwas brachliegenden Feld der Mestizomusik neue Impulse zu verleihen und zu neuer Blüte zu verhelfen. Diese Aufgabe hätte sie sicherlich mit Bravour lösen können, aber sie hat sich leider für einen anderen musikalischen Weg entschieden. Und mir gehen so langsam die möglichen Kandidaten für potentielle Mestizo-ErneuererInnen aus...

Amparo Sanchez Homepage
Amparo Sanchez auf myspace




Sonntag, 21. März 2010
Wie man sehen kann, tu ich mich weiterhin sehr schwer mit dem sinnvollen Fortführen dieses Blogs. Aber ich arbeite daran......


Bereits seit Monaten schlummert das Debut der Sängerin Jaqee in den Tiefen meiner meiner Festplatte herum. Irgend jemand hatte irgendwann irgendwo die Platte wärmstens empfohlen und ich hatte nichts besseres zu tun, als dieser Empfehlung blind zu folgen und mir die Platte zu besorgen. Doch beim ersten Durchhören von "Kokoo Girl" machte sich bei mir nur Langeweile breit und die Platte wurde schnell als zu lseicht empfunden und verschwand in der Folge nahezu ungehört in meiner Sammlung.

Wahrscheinlich wäre sie auch in absehbarer Zeit auf der Festplatte vermodert, wenn Jaqee nicht den Titel "Moonshine" als neue (und drittte) Singleauskoppelung gewählt hätte und ihr Video bei einigen reggaelastigen Blogs zu äusserst positiven Reaktionen führte. Und dieses Mal konnte ich die Begeisterung uneingeschränkt teilen, "Moonshine "ist ein locker-flockiges Reggae-Rocksteady-Stück mit einer eingängigen und netten Melodie und ideal, um beim Betrachten des Videos einen Hauch von Sommer und Sonne zu erzeugen. Und während ich etwas wehmütig (nachdem ich feststellen musste, dass der Sommer doch noch verdammt weit weg zu sein scheint) beschließe, mich mit der Musik von Jaqee etwas näher zu beschäftigen und die Platte downloaden will, stelle ich plötzlich mit Freude fest, dass "Kokoo Girl" bereits seit Monaten nur darauf wartet, von mir entdeckt zu werden. Was hiermit geschehen wird.......

Jaqee Homepage
Jaqee auf myspace