Freitag, 9. Januar 2009
Nach den offiziellen Jahrescharts der WMCE fehlen eigentlich nur noch meine persönlichen Lieblinge, um das Jahr 2008 abzuschließen:

10. La Papa Verde - Ich verstehen nicht kann
(WMCE: 270 - Rezension hier)
Support Your local heroes - doch das zweite Album der Kölner Mestizo-Band ist außergewöhnlich gut und hat mehr Zuhörer verdient. Und live sind Konzerte mit der grünen Kartoffel immer wieder ein besonderes Erlebnis.

9. Karamelo Santo - Antena Pachamama
(WMCE :186 - Rezension hier)
Meine Platte des letzten Frühjahrs - inzwischen habe ich Antena Pachamama fast schon wieder vergessen. Aber heute abend gibt es ein Revival-Abend mit Karamelo Santo....

8. Ma Valise - Maya Ye
(WMCE: nicht platziert - Rezension hier)
Nicht unbedingt ein Top 10 Album (mir persönlich gefällt inzwischen das Vorgängeralbum sogar etwas besser. Aber ihr Konzert im Mai vergangenen Jahres in meiner heimischen Lieblingsspielstätte war so klasse, dass ich monatelang immer wieder die Alben der Band hören musste. Und auch 2009 hat die Band gute Chancen, oft von mir gehört zu werden. Denn gestern habe ich die Bestätigung bekommen, dass Ma Valise am Pfingstsamstag im geliebten Kulturausbesserungswerk in Leverkusen spielen werden. Leider gibt es noch kein neues Album, sonst wäre ein Platz in den Jahrescharts 2009 schon wahrscheinlich reserviert gewesen.....

7. Seun Kuti & Egypt 80 - Many Things
(WMCE: 15 - Rezension hier)
Die erste afrikanische Platte, die es meine Jahresbestenliste geschafft hat. Der jüngste Sohn des großen Fela ist mit seinem Debut eine wundervolle Hommage an seinen Vater gelungen. Damit hat er den Afrobeat nicht neu erfunden - aber auf gelungene Weise in das neue Jahrtausend transportiert. Und das reicht völlig aus, um sich einen Platz in den Top 10 zu sichern.....

6. Massilia Sound System - Oai e Libertad
(WMCE: 116 - Rezension hier)
Großes Album einer großen Band. Nach 20 Jahren mit netten, aber nicht durchgehend überzeugenden Platten ist ihnen jetzt endlich der große Wurf gelungen. Doch leider ist einer der MCs, Lux Bott im vergangenen Juli verstorben und es ist zu befürchten, dass die im Sommer diverse Male in der Presse aufgetauchten Auflösungsmeldungen Wirklichkeit geworden sind.

5. Peter Fox - Stadtaffe
(WMCE: 613 - keine Rezension)
Lange habe ich mich ziemlich schwer getan habe mit Peter Fox und seinem Album Stadtaffe, es macht mich immer stutzig, wenn ein Album kommerziell so einschlägt. Aber irgendwann während einer frühmorgendlichen Fahrt durch die Banlieue Kölns hat es "klick" gemacht und plötzlich gefiel mir die Texte und die ungewöhnlichen Instrumentierung mit klassischem Orchester. Insbesondere der Song "Schwarz zu blau" hat es mir angetan - und wird folgerichtig die dritte Singleauskoppelung. Und wenn Herr Paulsen nicht schon wieder schneller ist, wird das Video zur Single demnächst mein Video zum Wochenende....

4. Phenomden - Gangalang
(WMCE: nicht platziert - Rezension hier)
Reggae muss nicht aus Jamaika kommen - auch die deutsprachige Schweiz kann "positive Vibrations" erzeugen. Ein tolles Reggaealbum aus Zürich - und ein anschauliches Beispiel dafür, dass man nicht unbedingt perfekt klingen muss, um ein gutes Album herauszubringen. Mir gefällt der Schweizer Reggae des letzten Jahres (Das Album Oreba von Famara hat die Top 10 nur knapp verpasst) inzwischen wesentlich besser als viele jamaikanischen Superstars wie Capleton, Beenie Man oder andere.


3. LaBrassBanda - Habediehre
(WMCE: nicht platziert - Rezension hier)
Die Chiemgauer Blaskapelle ist meine Überraschung des Jahres 2008. Ich hätte nie gedacht, dass ich freiwillig bayrische Blasmusik hören würde - aber ihre Mischung mit Punk und Balkan-Brass ist so einmalig und gelungen, dass ich dieses Album wirklich liebe und immer wieder höre - hoffentlich auch irgendwann einmal live....


2. Sud Sound System - Dammene ancora
(WMCE: nicht platziert - Rezension hier)
Die Jahrescharts ohne italienischen Beitrag?-undenkbar!!. Über das Album habe ich vor wenigen Tagen erst geschrieben, daher spare ich mir weitere Kommentare.....


1. Watcha Clan - Diaspora Hi-Fi
(WMCE: 12 - keine Rezension)
Es ist mir ja fast ein wenig peinlich, als ich soeben entdeckt habe, dass ich über das Album gar eine gesonderte Rezension geschrieben habe. Vielleicht lag es daran, dass ich zuerst von den Songs auf ihrer myspace-Seite begeistert berichtet habe und kurz danach eine Konzertkritik geschrieben habe - da blieben kaum noch Ideen für eine Plattenrezension. Außerdem ist es schwer, das Album sinnvoll zu beschreiben - elektronisch, archaisch, Balkan, Rai, Klezmer, Trance, Techno sind Attribute, die scheinbar nur schwer miteinander zu vereinbaren sind, aber auf dem Album eine tragende Rolle spielen und phantastisch miteinander verwoben sind.
Ein eindeutiger Platz 1!

Ich bin gespannt was 2009 musikalisch bringen wird......



Montag, 5. Januar 2009
hier wieder 10 Alben, die mich durch den Dezember gebracht haben (zufällige Reihenfolge):

1. Amsterdam Klezmer Band - Zaraza
2. Actitud María Marta - Con perfume Revolución
3. Peter Fox - Stadtaffe
4. Fermin Muguruza - Asthmatic Lion Sound Systema
5. Amadou & Mariam - Welcome to Mali
6. Novalima - Afro Novalima
7. Watcha Clan - Diaspora Hifi
8. V.A. - RadioChango Añejo Reserva 7 Anos
9. LaBrassBanda - Habediehre
10. Goran Bregovic - Alcohol



Sonntag, 4. Januar 2009
Auch in diesem Jahr will ich wieder kurz auf die Jahrescharts der WMCE hinweisen. Die komplette Liste bis zum Platz 913 (BERNOIVER von Kaulakau) kann man sich hier ansehen.


Hier die TOP 5

Platz 1: 3MA von Projet 3MA


Ein interessantes Projekt, welches mich aber musikalisch nicht sonderlich mitreißt. 3 virtuose Könner an ihren Saiteninstrumenten haben sich zu diesem Projekt zusammengetan - Ballake Sissoko aus Mali an der Kora, Driss el Maloumi aus Marokko an der Oud und Rajery aus Madagaskar an der Valiha - und klampfen auf ihren akustischen Instrumenten, was das Zeug hlt. Und dennoch wirkt das ganz sehr meditativ und ist daher eher nicht nach meinem Geschmack....

Platz 2: 800 von Mercan Dede


Und noch einmal "Meditationsmusik" - zwar mit erheblich mehr Elektronik, aber deshalb nicht unbedingt mehr nach meinem Geschmack. Mich erinnern die Hörbeispiele (ich muss gestehen, ich habe nicht sehr viel von dieser Platte gehört) immer an Ethno-Trance - und damit kann ich überhaupt nichts anfangen.

Platz 3: UMALALI von The Garifuna Women's Project


Dummerweise wird es nicht besser für mich. Eigentlich finde ich die Platte der Frauenband aus Belize gar nicht soooo schlecht - aber sie bleibt für mich immer noch ein billiger (und inzwischen erfolgreicher) Versuch, von dem Erfolg des letztjährigen Siegers und inzwischen verstorbenen Andy Palacio aus Belize zu profitieren.

Platz 4: TCHAMANTCHE von Rokia Traore


Auch mit Platz4 bin ich persönlich nicht sonderlich glücklich. Zwar muss ich der Platte von Rokia Traore eine gewisse Klasse zugestehen, mein Geschmack trifft die Sängerin aus Mali aber immer noch nicht.




Platz 5: MALI KOURA von Issa Bagayogo


Endlich mal eine Platte, mit der ich etwas anfangen kann. Die Mischung aus modernen Beats und traditioneller malischer Musik funktioniert auch auf der 4. Platte des malischen Musikers hervorragend. Aber es können ja nicht alle Platte so komplett an meinem Geschmack vorbeigehen.......


Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würden die Charts meine Vorlieben überhaupt nicht mehr wiederspiegeln und die ewige Sinnfrage, ob das Bewerten der Charts in diesem Blog noch Sinn macht, wieder neu aufgelegt werden müssen. Doch glücklicherweise finden sich einige meiner persönlichen Favoriten auf den kommenden Plätzen (wie z.B. Watcha Clan/12 oder Seun Kuti/15), so da ich meine Entscheidung, die Charts auch weiter zu kommentieren, nicht erneut überdenken werde.

Interessant ist, dass sich insgesamt 3 Platten aus dem fernöstlichen Raum in den Jahrescharts ganz oben platzieren konnten, darunter mit Huong Thanh & Nguyen Le aus Vietnam und Sa Dingding aus China zwei sogar unter die ersten 10 - ob dies ein exotischer Farbtupfer bleibt oder ob im Jahr 2009 Musik aus Fernost der musikalische Trend wird, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen.........



Samstag, 3. Januar 2009
...dieses Mal ausnahmsweise pünktlich.....

Es war einmal....

...ein ägyptischer Sänger namens Hakim, der war in seinem Land so bekannt, dass alle Leute seinen Namen kannten und seine Hits von der ersten Zeile an komplett mitsingen konnten. Das freute den Sänger sehr, aber er dachte auch in die vielen Menschen in anderen Ländern, die von seiner Musik nicht verzaubert werden konnten, da sie seinen Namen nicht kannten und seine Hits dort nie im Radio gespielt wurden. Also beschloss er, auch international durchzustarten - so schwer konnte das ja wohl nicht sein, immerhin hatten Khaled aus Algerien und Tarkan aus der Türkei schon ähnliches geschafft.

Sein gewiefter Manager wünschte ihm für dieses Unterfangen alles Beste, merkte aber kritisch an, dass es die Erfolgsaussichten erheblich verbessern würde, wenn sich der Sänger mit einer heimischen Sängerin verbündete. Mit ihrer würde es sicherlich einfacher sein, die ersten Schritte im neuen Land erfolgreich zu unternehmen. Nun war der Sänger zwar in der Heimat ein Superstar, sein Renommee im neuen Land war aber so gering, dass die dortigen Superstars, Stars und Sternchen wahrscheinlich nur müde abwinkten. Schließlich fand er dann doch noch einen möglichen neuen Star, jemanden, der gerade einen wertvollen Preis gewonnen hatte. Olga Tanon hieß die junge Dame und sie hatte gerade einen Latin-Grammy gewonnen - warum sollte mit ihrer Hilfe die internationale Karriere des jungen Hakim nicht glanzvoll beginnen?

Doch das Musikbusiness ist kein Märchen, es kam der 11. September und alle möglichen Karrierechancen eines muslimischen Sängers in den USA waren zum Scheitern verurteilt. Auch Olga Tanon ging es nicht wesentlich besser. Sie ist zwar eine der Stars des Merengue, aber der große internationale Durchbruch lässt immer noch auf sich warten.

Hinzu kommt, dass Beide nicht unbedingt zu den innovativen Vertretern ihrer Genres gehören. Die CDs von Hakim sind zwar aufwendig produziert, seine Musik ist aber eigentlich nichts anderes als ägyptischer Schlager - und als solches für amerikanische oder westeuropäische Ohren nur schwer zu ertragen, (sofern man kein Faible für diese Musik hat). Es fehlt dieses innovative Etwas, was z.B. Natascha Atlas (ebenfalls aus Ägypten) meilenweit von ihm abhebt.
Und Olga Tanon macht ebenfalls einfachen Schlager - in ihrem Genre reicht das, um Käuferschichten zu finden, aber ich wünsche mir nicht unbedingt, ihre Songs häufiger im Radio, z.B. auf Funkhaus Europa, zu hören.

Was bleibt, ist dieses eine Lied, Ah Ya Albi, welches ein unerwartetes kleines Juwel ist - zwar auch und immer noch Schlager - aber einfach klasse gemacht. Die nicht für möglich gehaltene Verbindung von Arabesk- und Latin-Pop funktioniert hervorragend. Man weiß nie genau, wann der arabische Rhythmus aufhört und der Latin-Beat anfängt. Ein Lied, welches nicht unbedingt für die stillen Stunden geeignet ist, aber auf der Autobahn oder Tanzfläche bei entsprechender Lautstärke bestens funktioniert......