Samstag, 5. Juli 2008
Heute war es ziemlich einfach, ein passendes Video zu finden.
Auch wenn meine eigenen bescheidenen radsportlichen Ambitionen zur Zeit auf Eis gelegt sind (an meinem Rad ist leider eine Felge gerissen), so möchte ich doch den Start der diesjährigen Tour de France in diesem Blog angemessen würdigen.

Leider haben die zahlreichen Enthüllungen der vergangenen Jahre und die vielen Gerüchte und endlosen Diskussionen meine Begeisterung für das dreiwöchige Spektakel arg getrübt. Konnte ich früher stundenlang gebannt die entscheidenden Bergetappen vor dem Fernseher verfolgen und mit meinen "Helden", Claudio Chiappucci, Marco Pantani oder Joseba Beloki mitfieberte, habe ich in den letzten Jahren das ehemals größte Rennen der Welt nur noch am Rande verfolgt. Denn leider weiß zur Zeit wohl niemand, ob und welcher Fahrer ohne leistungssteigernde Präparate um den Gesamtsieg fahren will. Zu viele der vorherigen "Heroen" haben sich im Nachhinein als Dopingbetrüger herausgestellt.

Aber vielleicht gibt es nach dem Desastern der vergangenen Jahre in diesem Jahr wieder ein sauberes Fest des Radsports und wir erleben endlich noch einmal einen würdigen Sieger (falls es jemals einen gegeben haben sollte). Warten wir es ab!

Das heutige Video ist der Trailer zu dem in meinen Augen schönsten Fahrradfilm, den ich kenne - oder vielleicht doch nur der zweitschönste... Denn auch die Doumentation "Höllentour" von Pepe Danquart über die Tour de France und ihre unterschiedlichen Protagonisten finde ich einen äusserst gelungenen Film. Die Musik von Till Brönner passt auch recht gut zum Film, aber alleine ohne bewegende Bilder erzeugt diese Art von Beschallung bei mir im besten Fall nur Ratlosigkeit - also kein Grund, hier etwas von diesem Film zu zeigen.

" Das große Rennen von Belleville" ist zwar schon etwas älter, aber immer wieder eine gelungene Einstimmung auf die echte Tour de France. Ein Junge bekommt von seiner Großmutter ein Rad geschenkt und hat nur noch ein Ziel, die Teilnahme bei der Tour de France. Er schafft es tatsächlich, doch er verliert den Kontakt zur Spitze und landet am Ende des Feldes im Grupetto. Dort wird er mit zwei anderen Fahrern von der amerikanischen Mafia entführt, um im amerikanischen Belleville als "Radsklaven" auf einer Maschine zu fahren, wobei das Publikum auf die Fahrer Wetten abschließen können. Doch Oma, die als Betreuerin bei der Tour mitfährt, entdeckt die Entführung und macht sich mit einem Tretboot auf die Verfolgung........

Schön und abstrus ist nicht nur die Geschichte, sondern auch die Art und Weise, wie sie erzählt wird. "Les Triplettes de Belleville" ist ein klassischer Animationsfilm, aber er entspricht so gar nicht den bekannten Vertretern dieses Genres von Dream Works oder Disney, die "gemalten" Bilder erinnern eher an die 50er Jahre. So gibt es keine virtuosen Trickfilmsequenzen, stattdessen glänzt der Film durch viele originelle Bilder und skurrile Ideen.

Das Titelstück zum Film stammt von dem französischen Musiker und Komponisten Mathieu Chedid, der auch unter dem Pseudonym M auftritt und in Franreich einen gewissen Bekanntheitsgrad hat. Seine Musik ist nicht immer nach meinem Geschmack, doch dieses Stück ist eine wunderschöne Hommage an den 30er Jahre-Jazz a la Django Reinhard und hat eindeutig Ohrwurmcharakter......




Freitag, 4. Juli 2008
Zu den Heroen meiner Jugend gehören zweifellos die Ramones. Die Art und Weise, wie die amerikanische Band es schaffte, auf einer LP-Seite mehr Songs unterzubringen als andere Kollegen während ihrer gesamten Schaffensphase, ist bis heute nahezu unereicht und war etwas völlig anderes als die damals üblichen Bombast-Rock-Stücke. Da gab es keine kunstvollen minutenlangen Solis oder Intros. Da schrie einer im Hintergrund "one-chew-free-far“ und dann krachten und schrammelten die Gitarren für 1:45 oder 2:27 Min. (dann war es aber schon ein richtig langes Stück), dann war das Lied zu Ende, einer schrie "one-two-three-four“ und wieder legten die Gitarren mit einer nur geringfügig geänderten Melodie wieder los. Das war Punk vom feinsten, obwohl es den eigentlich noch gar nicht gab und die Bandmitglieder auch eher wie eine zerzausten Überbleibsel einer Rock n' Roll-Kapelle aussahen. Auch wenn sie nie den großen kommerziellen Erfolg feiern konnten, galten sie vielen Punkbands der ersten Stunde als Vorbilder und einige Songs wie "Rockaway Beach" oder "Sheena Is A Punk Rocker" sind auch heute noch einem breiteren Publikum bekannt.

Als ich zufällig die Platte Bossa N' Ramones entdeckte, musste ich die Songs haben, denn ich fand es spannend zu hören, ob und wie man das Kunststück fertig bringen würde, die energiegeladenen Songs der Ramones in Bossa Nova Rhythmen zu verkleiden. Das so etwas nicht unmöglich ist, hatte ich bei einer älteren Ausgabe der Bossa N'...Reihe entdeckt - die CD Bossa N' Stones enthielt einige wirklich nette Versionen alter Rolling Stones Hits.
Aber leider geht das Experiment bei den Ramones-Versuchen völlig in die Hose. Ich habe selten eine so schlechte Platte gehört wie diese. Der Bossa-Rhythmus zerstört jede individuelle Note der Songs und zerbröselt sie zu einem ungeniessbaren Soundbrei.
Weg damit!
(wer selber hören wiil - hier)

Aber eines hat die Platte immerhin erreicht. Ich habe mir bei YouTube dann noch einmal mit melancholischem Genuss eine alte Aufnahme des Songs "Müngersdorfer Stadion" von der Zeltinger Band angesehen - die beste deutsche Cover-Version und der Grund, warum ich die Ramones entdeckt habe....

Und dann sind da noch Gus and Fin, die auf YouTube beweisen, dass man die Ramones auch originell covern kann - ihre Ukulele-Versionen sind einfach grandios!!!!! (Neben der hier gezeigten Version gibt es noch einige andere Covers von Gus and Fin


Foto: seretuaccidente auf flickr



Mittwoch, 2. Juli 2008
hier wieder 10 Alben, die mich durch den Juni gebracht haben (zufällige Reihenfolge):

1. Massilia Sound System - Oai e Libertad
2. Seun Kuti & Egypt 80 - Many Things
3. Rupa & the April Fishes - eXtraOrdinary Rendition
3. Amparanoia - Seguire Caminando
4. Stefano Miele - Glocalizm
5. Ma Valise - Bon Bagay!
6. La Papa Verde - Ich verstehen nicht kann
7. V.A. - Putumayo presents Latin Reggae
8. V.A. - African Scream Contest: Raw & Psychedelic Afro Sounds From Benin & Togo 70s
9. Almamegretta - Vulgus
10. Les Boukakes - Bledi



Montag, 30. Juni 2008
In einem Kommentar wurde mir unlängst empfohlen, jedes Wochenende auf eine gutes und günstiges Konzert zu gehen, dass hätte positive Wirkungen auf Körper und Geist. Der Hinweis stimmt natürlich - aber es ist auch in einer Metropole wie Köln nicht immer einfach, jedes Wochenende interessante Konzerte zu besuchen und dabei nicht völlig zu verarmen.

Der Juli bietet aber erstaunlicherweise einige Male die Möglichkeit, sich günstig und auf hohem Niveau zu amüsieren. Daher will ich die eigentlich schon längst in die Tonne gekloppte Rubrik der Konzertvorschau ausnahmsweise noch einmal ausgraben und auf einige "Schmankerl" hinweisen.

1. Juli Bochum Langendreer - umsonst und draußen (bei Regen im Restaurant)
Morgen hat der gemeine Rheinländer (und die Rheinländerin) die wohl letzte diesjährige Chance, die wunder-wunderbaren Ma Valise bie ihrer gekonnten Konzertperformance zu beobachten und zu bewundern. Mir gefällt ihre Art, französische Melodien mit unterschiedlichsten Einflüssen zu vermengen ganz außerordentlich und so kann ich nur jedem empfehlen, die beschwerliche Reise ins Ruhrgebiet zu machen und MA Valise (noch einmal) zu erleben.

4.-6. Juli Köln Summerjam
3 Tage Reggae am Fühlinger See - mir ist das immer zu viel Rummel, zu teuer und zu lang. Zumal ich persönlich das diesjährige Programm etwas enttäuschend finde, bzw. mich viele Acts nicht sonderlich interessieren. Aber Panteon Rococo, Roy Paci, Irie Revoltes und Mono & Nikitaman würde ich mir gerne ansehen und außerdem wird es sicherlich interessant zu sehen sein, wie Shantels Bucovina Club von den Reggae-Enthusiaten aufgenommen wird......
Und dann sind da ja auch noch Dub Incorporation, dessen letzte Platte ich zwar bisher ziemlich enttäuschend finde, die aber live ziemlich klasse sein sollen.....

12. Juli Köln SOMA Festival
Eigentlich beginnt das Festival schon einen Tag früher, aber das Freitagsprogramm schenke ich mir. Samstags stehen dann einige interessante Bands auf der Bühne im Odonien. Zdob Si Zdub kommen aus Moldawien (und haben das Land auch mal beim Grand Prix de la Chanson recht erfolgreich vertreten) und machen einen Mischmasch aus ziemlich abgedrehter osteuropäischer Folklore und Rock. Bei ihren Platten bin ich immer hin- und hergerissen zwischen Begeisterung und Verzweiflung - mal sehen in welches Wechselbad sie mich live werfen werden ....
Danach kommen unglaublicherweise Los de Abajo aus Mexico - eine Band, die schon immer zu meinen Lieblingen gehörte und auf dessen Liveauftritt ich mich tierisch freue.....

Anschließend gibt es noch auf diversen Floors (wie die auf dem Schrottplatz Odonien aussehen, bin ich gespannt) verschiedene DJs, unter anderem Stefano Miele aus London. Eigentlich kommt der Mann aus Italien und er hat vor einigen Jahren eine Platte auf den Markt gebracht, die den Versuch macht, süditalienische Folklore mit Beats zu verbinden - also eine Art Shantel für Apulien. Es wird mit Sicherheit spannend zu hören und zu sehen sein, ob er mit seiner Idee ähnlichen Erfolg haben kann wie der allgegenwärtige Bucovina Club

19. Juli Bonner Follies
Im Rahmen des Bonner Sommers finden jedes Jahr kostenlose Open Air-Konzerte auf dem Bonner Marktplatz statt. In diesem Jahr bilden französische Bands den Schwerpunkt des Programms. Und die Verantwortlichen haben wirklich ein gutes Händchen bei der Auswahl der Bands gehabt. Insbesondere am Samstag, den 19. Juli, denn da kommen die erst kürzlich von mir gepriesenen Massilia Sound System zu ihrem wahrscheinlich letzten Konzert in Deutschland. Die Band soll live der absolute Kracher sein und es bleibt nur zu hoffen, dass sich auf dem Bonner Marktplatz auch ein fachkundiges und tanzwütiges Publikun einfindet und die ganze Geschichte nicht in so ein trauriges Sommerallerlei abdriftet

26. Juli Bonnner Follies
Und auch eine Woche später ein absolutes Highlight - Sergent Garcia gibt sich die Ehre und wird sicherlich - sofern das Publikum mitspielt - einen großen Abend abliefern.

9. August Bonner Follies
Zum Abschluss der französischen Reihe gibt es dann noch einmal die sagenhaften Live-Qualitäten von Babylon Circus zu begutachten. Leider habe ich wahrscheinlich einen anderen Termin, was ich ungeheuer schade finde, da diese Band wirklich zu den herausragenden LiveBands Frankreichs gehören soll. Aber man kann nicht alles haben.....