Sonntag, 29. Juni 2008
Leider sind ja die großen Zeiten der deutschen Fussballnationalmannschaften spätestens seit 1994 vorbei. OK - fussballerisch konnten sie auch in den Folgejahren noch den einen oder anderen Erfolg verzeichnen. Aber musikalisch ist es seit der WM in den USA leider still geworden um die deutschen Vorzeigesänger. Höchste Zeit, die deutschen WM-Songs hier noch einmal vorzustellen.

Platz 8 "Wir sind schon auf dem Brenner"

Udo Jürgens mit seinem zweiten Versuch, mit Hilfe der Nationalmannschaft gute Verkaufszahlen zu erzielen. 1990 ging es nach Italien - und Udo und seine Freunde versuchten. Leider habe ich kein Video oder ähnliches im Netz gefunden, so dass dieser Titel mangels Töne den undankbaren letzten Platz belegen muss. Eigentlich hätten Verse wie "Wir sind schon auf dem Brenner, wir brennen schon darauf, wir sind schon auf dem Brenner, ja, da kommt Freude auf!" eine bessere Platzierung verdient gehabt. Die dazu gehörende Langspielplatte enthielt darüber hinaus wunderschöne Titel wie "Trainer lügen nicht", " Die Angst des Schützen vor'm Elfmeter" und " Der Teufel hat den Straps gemacht".

Platz 7 "Ole Espana"

link

Michael Schanze durfte 1982 den WM Song mit den Jungs um Jupp Derwall singen - und sein Ole Espana geht als das wahrscheinlich nichtssagendeste Lied in die WM-Song-Geschichte ein. Es ist nicht richtig schlecht wie Peter Alexander, aber um irgendwelche positiven Attribute für dieses Lied zu finden, müsste ich schon lange nachdenken und suchen - Ok es dauert nur 3 Minuten.....


Platz 6 "Running with a dream"



Wenn man es genau nehmen will, gehört der Song gar nicht richtig zu den offiziellen Nationalmannschafts-WM-Songs - denn von Bertis Buben ist weit und breit nichts zu sehen und glücklicherweise zu hören. Leider macht das den Song in keinster Weise besser. Der Trainer Hans Hubert Vogts soll es auch gewesen sein, der dem DFB vorschlug, auf den bis dahin obligatorischen schiefen Chorgesang zu verzichten und stattdessen fußballfremde Solisten mit dem Gesang zu betrauen. Warum es aber dann Anna-Maria Kaufmann und Joey Tempest (Europe) sein mussten, erklärt sich wahrscheinlich nur durch die schwere Kindheit des Ex-Bundestrainer in der niederrheinischen Tiefebene. Frau Kaufmann und Herr Tempest hätten im Sommer 98 viele schöne Dinge machen können, aber sie mussten ja unbedingt auf das sinkende Schiff steigen, um von den Marketingmöglichkeiten einer positiven WM zu profitieren. Aber das Schicksal spielte unseren beiden Sängern einen üblen Streich - die kroatische Nationalmannschaft und hirnrissige deutsche Hooligans sorgten für schlechte Stimmung und schleppende Verkaufszahlen der Platte.

Platz 5 "Buenos Dias Argentina"



Musikalisch ist das schon ziemlich harter Tobak, den uns Udo Jürgens hier auftischt. Qualifiziert für diesen Job hat sich Herr Jürgens höchstwahrscheinlich mit dem Lied " Der Mann mit der Mütze" anlässlich des Abschieds von Altbundeskanzlertrainer Helmut Schön - und da man die Spieler nicht immer alleine singen lassen kann, wurde diesmal ein prominenter Star mit ins Rennen geschickt. So schlecht das Lied auch ist, es wurde der größte kommerzielle Erfolg aller WM-Platten und ist mir (neben Platz 1) auch vorher geläufig gewesen. Alle anderen Titel hatte ich zwischenzeitlich verdrängen und vergessen können.......

Platz 4 "Ja, der Fußball ist rund wie die Welt"



Ja, auch die DDR hatte ihren WM-Song. 1974 waren sie ja bekanntlicherweise ebenfalls für die WM qualifiziert (ich sag nur Sparwasser) - und so bekamen auch unsere Brüder im Osten (damals war Fussball noch reine Männersache) ihre eigen Hymne. Beachtlich der deutliche Einsatz der harten E-Gitarre und des hymnischen Textes mit angedeuteter Stadionatmosphäre, so dass der Song eigentlich eine bessere Platzierung verdient hätte. Aber leider bestand die einzige Aufgabe der DDR-Nationalmannschaft, sich für ein Photo des Cover mit dem Interpreten Frank Schöbel ablichten zu lassen - und das gibt leider Abzüge in der Gesamtnote.......

Das Video zur Single ist leider nicht original und mit der Ablichtung der (west-)deutschen Mannschaft auch falsch und blöde - aber mangels Alternative nicht zu ändern.

Platz 3 "Mexico, mi amor"



Das Video ist zwar von einer ziemlich beschissenen Qualität, hat aber was. Peter Alexander bewegt sich wie ein jovialer und gütiger Herbergsvater durch die Reihen seiner weiß besockten Jungs - wunderbar die beiden Spieler an den Instrumenten (der Trompeter müßte Toni Shumacher sein, den Gitarristen erkenn ich leider nicht). Über das Lied sag ich lieber nichts.....

Platz 2 "Far away in America"



Nach dem 1990er "Geniestreich" von Udo Jürgens dämmerte es den Verantwortlichen beim DFB, dass die große Zeit des deutschen Schlagers wohl (zunächst) vorüber sei und wagte das Experiment, mit einer internationalen Pop-Band die offizielle Hymne einzuspielen. Bis heute ist es mir aber völlig rätselhaft, warum die ausgesuchte Pop-Band "Village People" war - ausgerechnet eine Band, von der (fast) jeder wusste, das sämtliche Mitglieder schwul waren. Nichts gegen schwule Sänger, aber der DFB war damals in keinster Weise willens, ein Zeichen gegen Homophobie im Fussball zu setzen. Das scheint damals wie heute bitter nötig (siehe nur die dämlichen Ergüsse eine Christoph Daum) - aber 1994 hatte man "andere Probleme". Ich vermute bis heute, dass die DFB-Bosse einfach keine Ahnung von der erotischen Ausrichtung ihrer Vorzeigesänger hatten und das es womöglich die Titanic war, die die Band beim DFB ins Gespräch brachte. Als das "Kind dann in den Brunnen gefallen war", war es für Rückzieher eh zu spät und man machte gute Miene zum Spiel......

Musikalisch gibt der Song dagegen gar nichts her - das "Mitgehen" der Spieler beim Video ist aber teilweise ganz großes Kino!


Platz 1 "Fussball ist unser Leben"



Der erste Versuch, die deutschen Nationalmannschaft als Gesangstars zu etablieren, brachte auch mit Abstand das beste Ergebnis - kein Schlagerfuzzi, der sich jovial in den Vordergrund schiebt, kein verquaster Text - mit diesem Rezept sicherte man sich einen Platz auch im Schlagerhimmel. Ein ehemaliger Fussballer war es, der vom DFB mit der Aufgabe betraut wurde, einen offiziellen WM-Song zu produzieren. Jack White spielte unter dem Namen Horst Nußbaum unter anderem bei Victoria Köln und wurde mit dem PSV Eindhoven niederländischer Vizemeister. 1974 hatte er sich aber schon als Produzent einen Namen gemacht - und seine Arbeit mit der Nationalmannschaft ist durchaus gelungen, zumindest wenn man sich die Ergebnisse seiner Nachfolger ansieht. Auch wenn ihm textlich irgendwann die Ideen ausgegangen zu sein scheinen und er auf minutenlange "Lalalalalalalalalal"-Gesänge und Wiederholungen zurückgreift.

Dennoch die klare Nummer 1!

...und jetzt geben wir ab nach Wien.



Samstag, 28. Juni 2008
Mein Hintern erstrahlt zwar weiterhin in Dutzenden verschiedenen Farben, schmerzt aber nur noch bei längerem Sitzen, aber- was viel schlimmer ist - ich habe heute erst entdeckt, dass meine Lieblingsradhose durch den Sturz so stark in Mitleidenschaft gezogen worden ist, dass ein weiteres Tragen Anzeigen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses nach sich ziehen könnte. Darauf will ich es nicht ankommen lassen und so wandert die Hose tränenreich in den Müll.

Morgen geht die Fussball-Europameisterschaft (endlich?) zu Ende - höchste Zeit für einen Versuch, musikalische Gemeinsamkeiten der Gastgeberländer zu entdecken. Aber keine Angst, es wird nicht volkstümlich alpenländisch, obwohl diese Gemeinsamkeit sich geradezu aufdrängt. Aber auch in einem anderen musikalischen Genre findet man frappierende Gemeinsamkeiten - im Reggae!

???? - das wäre auch meine erste Reaktion gewesen, bis ich heute morgen im Zufallsmodus meines ITunes das Lied "Für immer" des deutsch-österreichischen Duos "Mono & Nikitaman" hörte und mir wieder einmal auffiel, dass ich den Riddim des Songs irgendwoher kenne. Das ist bei Reggae-Stücken ja durchaus üblich - was eher ungewöhnlich ist, sind die "Erfinder" des Riddims. Das waren nämlich nicht irgendwelche Jamaikaner sondern - richtig, wer hats erfunden? - die Schweizer - genauer gesagt, die Band "The Ganglords". Und auch ein Schweizer, nämlich Phenomden hat mit seinem Titel "Cha nüt dafür" den Riddim das erste Mal in mein Ohr gebracht und sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt.

Doch nicht nur die Halb-Österreicher Mono & Nikitaman nutzen das Werk der findigen Schweizer, auch das Stück "Die ganze Nacht" der "Vollösterreicher" von Iriepathie fußt auf den Bonx-it Riddim von den Ganglords.
A propos Ganglords - die haben bei der WM 2006 leider erfolglos versucht, eine Schweizer WM Hymne namens "Köbi Cool" herauszubringen (Für alle Nicht-FussballFans: "Köbi" Kuhn ist war der Trainer der schweizerischen Nationalmannschaft). Leider hat Frank Farian als Rechteinhaber des Boney M -Klassikers "Daddy Cool", auf dem der Ganglord-Titel "aufbaut", eine Veröffentlichung verhindert - Sportsgeist sieht anders aus...

Mono & Nikitaman Homepage
Mono & Nikitaman auf myspace

Ganglords Homepage

Iriepathie auf myspace

One Ton Label auf myspace - hier findet man auch den Original-Riddim der Ganglords mit dem Sänger Skarra Muci : "Bonx it Pon me"




Donnerstag, 26. Juni 2008
Dei Folgen meines unsanften Kontaktes mit dem Straßenbelg sind noch nicht überwunden - meine derzeitige Lieblingsposition ist das flache Liegen auf den Bauch, da meine rechte hintere Backe ziemlich geprellt ist und in inzwischen schätzungsweise vierunddreißig verschiedenen Farben leuchtet.

Daher hänge ich heute abend auch nicht auf irgendwelchen WM-Guck-Partys rum, sondern liege zu Hause und höre mein derzeiiges Lieblingsalbum, während nebenbei am Fernseher die Türken ihr erstes Tor machen - und prompt den Gegentreffer kassieren......(Schade)

Konzentrieren wir uns auf die Musik: Massilia Sound System war für mich immer eine außergewöhnliche Band. Ihr politisches Engagement für die Bewahrung der occitanischen Kultur und Sprache, ihr Versuch, die verschiedenen Einflüsse, die die Hafenstadt Marseille tagtäglich aufsagt, mit aktuellen Beats wie Ragga und Reggae zu verbinden - all das machte die Band für mich immer sehr interessant.

Allein, die musikalische Umsetzung fand ich nie so richtig gelungen. Es gab immer gute bis sehr gute Stücke auf ihren CDs, aber insgesamt fand ich die Platten immer nur höchst durchschnittlich (erst die beiden letzten Studioproduktionen "3968 CD 13" und "Occitanista" gefielen mir als durchgehendes Album besser). Vielleicht lag es daran, dass die Band immer sehr gerne und viel mit Schnipseln aus Telefonmitschnitten etc arbeitete und viele Songs recht abrupt begannen und endeten - und meine Hörgewohnheiten mitunter auf eine Probe stellten. Nach dem 2004er Live-Album wurde es recht ruhig um die Band und die einzelnen Mitglieder gingen eigene Wege und spielten in neuen Gruppen und Projekten wie Moussu T e les Jovents, Oaistar oder Papet J - und eigentlich ging ich davon aus, dass sich die Band ähnlich wie viele andere stillschweigend auflösen würde und wir nichts mehr von dem Massilia Sound System hören werden.

Aber Pustekuchen - letztes Jahr erschien in Frankreich das Album Oai et Libertad - und es ist einfach eine klasse Platte geworden. Es vermischt auf geniale Weise die unterschiedlichen Stilrichtungen, die die einzelnen Mitglieder in ihren jeweiligen Projekten gesammelt haben. So ist "Oai et Libertad" einerseits viel rockiger (Oaistar) und elektronischer (Papet-J) als die Vorgänger - enthält aber auch wunderbare Chansons, die man eindeutig Tatou zuordnen kann - Stücke die man in einer etwas anderen Instrumentierung auch bei Moussu T hätte hören können. Das alles klingt trotz aller Unterschiedlichkeit der einzelnen Genres erstaunlich ausgewogen und stimmig. Einfach klasse!!!!



Leider sieht es so aus, als ob das zehnte Album der Band auch das letzte von Massilia Sound System sein wird. Die Befürchtung, dass sich die Band auflösen wird, ist scheinbar eingetroffen. Noch ein paar Konzerte (unter anderem bei der Popdeurope in Berlin), dann geht ein fast 25 järhige Bandgeschichte endgültig zu Ende. Schade........

Foto: Fabien Duchesne für Massilia Sound System auf flickr

Massilia Sound System Homepage
Massilia Sound System auf myspace
Massilia Sound System auf YouTube





Montag, 23. Juni 2008
(Ich hoffe, das wird jetzt keine regelmäßige Rubrik wie das tönernde Video zum Wochenende)

Gestern nachmittag im schönen bergischen Land
Gerade den letzten Berg bewältigt, ab jetzt geht es nur noch gute 20 Kilometer bergab und flach weiter. Meine Laune ist gut, die erste längere Tour durch die bergischen Hügel verlief erstaunlich gut. Ich richte mich kurz auf, um die doch etwas strapazierten Schultern etwas zu entlasten. Plötzlich ein starkes Knacken und ich registriere mit Erstaunen, dass mein Rad unter mir nach vorne wegschießt. Es folgt das unvermeitliche Krachen mit dem Hintern auf den harten Asphalt. Ich verstehe überhaupt nicht was passiert sein könne, bis ich neben mir einsam meinen Sattel entdecke. Die Schraube, die Sattel und Sattelstütze miteinander verbindet, ist infolge von Materialermüdung, Altersschwäche, Lustlosigkeit oder was weiß ich gebrochen und hat meinen Sattel und alles, was auf dem Sattel saß, unsanft vom Restrad geworfen.

....und am Abend verliert auch noch Italien.