Dienstag, 26. Mai 2009
¶ Famara
Sonntag abend vor einer Woche im Kölner Underground:

Vor einigen Wochen gab es die kleine Chance, Famara für ein Konzert ins heimische Kulturausbesserungswerk zu holen. Leider klappte es dann aus verschiedensten Gründen nicht - aber seit Sonntag weiß ich (und die Booking-Agentur von Famara ahnt es vielleicht) was uns entgangen ist. Denn die Deutschland-Auftritte des Roots-Reggae-Meisters aus der Schweiz werden leider zu einem ziemlichen Fiasko. In Leipzig fällt sein Auftritt aus und in Herford verirren sich wohl ganze sechs Personen zu seinem Konzert (von den anderen Auftritten habe ich keine Reaktionen gefunden).

In Köln war die Hölle los - doch leider nur auf dem Weg ins Underground, als ich an der Köln-Arena vorbeikam. Dort brachte Metallica die Mitdreissiger-Generation dazu, ihr Business-Sakko gegen die alte Lederjacke aus dem Schrank zu tauschen und noch einmal der eigenen Jugend hinterher zu hecheln.

Im Underground selber gähnende Leere. Als sich die Vorgruppe auf der Bühne abmühte, waren neben dem Anhang der Band lediglich drei zahlende Gäste anwesend - sofern das Pärchen am Stehtisch Eintritt zahlen musste...... Die Situation änderte sich etwas später nur unwesentlich, als Famara samt Begleitband die Bühne betraten. Insgesamt verloren sich nur etwa 30 Personen im Raum, viel zu wenig, um auch nur annähernd so etwas wie Konzertstimmung aufkommen zu lassen. Dabei gab sich Famara und die ausgezeichnete Scenty Band alle Mühe und spielte ihren Part routiniert herunter - was wollten sie auch anderes machen? Und das Publikum gab sich alle Mühe, um Famara wenigstens ein wenig das Gefühl zu geben, dass seine Musik auch außerhalb der Schweiz geschätzt wird. Aber wahrscheinlich hatten alle in dem Raum (inklusive Thekenbedienung) das Gefühl, in diesem Moment lieber irgendwo anders sein zu wollen....

Doch woran lag es, dass nur so verschwindend Wenige an diesem Sonntag Famara sehen und hören wollten. Zu einem großen Teil ist es natürlich die Musik von Famara, dessen Zutaten auf den ersten Blick eher verstörend wirken. Was soll man denn auch davon halten, wenn ein Schweizer(!) Reggae mit afrikanischen Einflüssen spielt. Der Weltmusikpurist kann nichts mit Reggae anfangen, dem Afrikahörer ist ein Musiker aus der Schweiz nicht authentisch genug und der Reggae-Aficionado kriegt einen Fluchtimpuls, wenn er hört, dass Einflüsse aus World und afrikanischer Musik verarbeitet werden. So singt Famara fröhlich zwischen den Stühlen und hat Schwierigkeiten, Leute, die seine Musik vorher nicht kennen, in ein Konzert zu locken.

Dabei ist das Ergebnis der Fusion, die Famara produziert, durchaus von gehobener Qualität. Ich kenne keinen afrikanischen Künstler, der so gekonnt und stimmig afrikanische Roots mit Reggae mischt - und bei dem das Ergebnis hörenswert ist. Das gilt für die Alben, die Famara bisher herausgebracht hat, dass gilt aber auch und noch mehr für seine Liveauftritte. Dabei unterstützt ihn eine Liveband, die mich zumindest äusserst angenehm überrascht hat. Allen voran der Gitarrist, der den ungewöhnlichen Beweis antrat, dass eine Mundharmonika durchaus im Reggae seinen Platz finden kann - und der Keyboarder, der 90 Minuten lang sein Instrument klassisch als Rhythmusgerät benutzte, dass es eine wahre Freude war - die aber wie eingangs schon erwähnt dadurch getrübt wurde, dass man sie nur mit wenigen teilen konnte.......