Montag, 29. Dezember 2008
Am Anfang jeden Monats werden die World Music Charts Europe hier veröffentlicht. Über 50 DJs verschiedener Radiostationen in ganz Europa wählen ihre aktuellen Favoriten. Hier wie immer eine kurze Vorstellung der Top 3 des Monats Dezember und anderer interessanter Trends, die sich vielleicht aus den Charts herauslesen lassen....

Lange habe ich mit mir gerungen, ob ich diese Rubrik nicht langsam und leise einschlafen lassen soll. Zu oft habe ich mit ähnlichen Worten beschreiben müssen, dass ich die platzierte Platte zu wenig kenne, um sie ausreichend bewerten zu können oder dass die Musik zwar sehr interessant klingt, der Stil aber nicht unbedingt meinen musikalischen Vorlieben entspricht.

Andererseits sind die WMCE die einzige mir bekannte monatlich aktualisierte Auflistung interessanter Veröffentlichungen aus dem Weltmusikbereich, welche immer wieder meinen musikalischen Horizont erweitert und mir neue interessante Interpreten und Platten vorstellt. Und so will ich auch im neuen Jahr die World Music Charts weiter beobachten und hier kommentieren.

Aber zunächst einmal gilt es, die Aufarbeitung der beiden vergangenen Ausgaben nachzuholen:

1. REBEL WOMAN von Chiwoniso (im November Platz 2)

Und wieder muss ich bereits x-mal geschriebenes neu verpacken - kenne zuwenig von dem Album und das, was ich bisher gehört habe, ist nicht unbedingt nach meinem Geschmack. Chiwonisio stammt aus Zimbabwe, ist aber in den USA geboren und aufgewachsen. Dieser Umstand ermöglicht es ihr, urbane Musik mit den traditionellen Rhythmen und Musikinstrumenten ihrer Heimat zu verbinden - aber das Ergebnis ist (wie eingangs schon erwähnt) nicht meine Musik......

2. IN THE HOUSE OF MIRRORS von Hector Zazou & Swara (November Platz 10)

Hector Zazou war ein französischer experimenteller Elektronikmusiker (er ist im September 2008 verstorben) und man kann sich das Ergebnis vorstellen, wenn ein solcher Musiker mit drei klassischen indischen Musikern eine Platte aufnimmt.......



3. SHAKE AWAY von Lila Downs (November Platz 3)

Endlich mal wieder eine Platte, die etwas mehr nach meinem Geschmack ist. Lila Downs ist inzwischen schon seit einigen Jahren mit ihrer stark mexikanisch geprägten Musik erfolgreich. "Shake away" ist ihr sechstes Album und nicht ihr Schlechtestes. Auch wenn mir ihre etwas überkandidelte Art zu singen manchmal etwas auf die Nerven geht, ist ihre Mischung aus allen möglichen Stilen wie Brass, Blues, Rock oder Klezmer, immer scharf gewürzt mit einer gehörigen Prise Mariatchi, äusserst hörenswert.

Ansonsten gibt es im Dezember viele Neuerscheinungen in den Top 20, die aber größtenteils eher aus der folkloristischen Ecke stammen. Musiker wie Pierre Akendengue aus Gabun, Bonga aus Angola oder Titi Robin aus Frankreich stehen für handwerklich gutgemachte Musik, aber nicht unbedingt für eine (mich faszinierende) Fusion aus modernen Beats und folkloristischen Melodien. Interessant könnte aber das lang erwartete Comeback der Dissidenten werden - der Snippet auf der myspace-Seite der Dissidenten klingt verstörend und spannend zugleich.

Am 30. Dezember bringt WDR Funkhaus Europa in seinem Radioprogramm die Jahresauswertung der World Music Charts Europe, zu diesem Zeitpunkt sollten dann auch im Internet die entsprechenden Platzierungen veröffentlicht werden. Ich habe so meine Vermutungen, bin aber sehr gespannt, wer in diesem Jahr die Jahresauswertung gewinnen wird - übermorgen abend wissen wir mehr.......



Dass ich einmal Tom Jones, den singenden Staubsaugervertreter hier in diesem Blog huldigen werde, hätte ich niemals für möglich gehalten. Denn Herr Jones stand für mich immer für eine Art von Musik und Showbiz, mit dem ich aber auch gar nichts anfangen konnte - was natürlich in erster Linie daran liegt, dass sein "Sex bomb" von 2000 in den Folgejahren dermaßen abgenudelt wurde, dass man selbst bei wohlgesonnener Bewertung irgendwann den Song nicht mehr hören konnte......was auch für seine älteren Erfolge aus den 60er und 70er Jahren gilt, die im Verlaufe der "Sex bomb"- Erfolgswelle wieder kurzfristig nach oben schwappten.

Auch Janis Joplin gehört nicht unbedingt zu meinen musikalischen Lieblingen. Woodstock ist lange vorbei und war weit vor meiner Zeit - von daher habe ich nie eine besondere Affinität zu der amerikanischen Blues und Rocksängerin entwickelt - und das trotz "Mercedez Benz" oder "Me and Bobby McGee", die ich auch heute noch ganz nett finde.

Dann habe ich aber vor einigen Wochen in dem Forum des britischen Radiojournalisten Charlie Gillett ein Video über einen gemeinsamen Fernsehauftritt aus dem Jahre 1969 gefunden. Und dieser Auftritt zeigt eindrücklich, dass Tom Jones doch mehr kann konnte als "Sex Bomb" oder "She's a Lady" - oder wie es ein mrtakushi in den Kommentaren zu dem Video auf YouTube treffend ausdrückt "I never realized how talented T. Jones was"......

...und damit wenden wir uns wieder der Mestizo- und Weltmusik zu........