Montag, 8. Dezember 2008
Ich weiß, es grenzt schon an Unverschämtheit, das angekündigte Video zum Samstag erst am Montag abend hier einzustellen. Aber das Wochenende war geprägt durch viele Aktivitäten, so dass der fällige Blogeintrag mal wieder zum Opfer viel. Aber ich gelobe (auch mal wieder) Besserung. Jetzt aber zum heutigen vorgestrigen Video:

Es beginnt wie so viele YouTube-Konzertmichnitte - bescheidener Sound, schlechte Bildführung. Auf der Bühne steht der wohl zur Zeit beste Reggaemusiker Afrikas, Tiken Jah Fakoly und singt gemeinsam mit dem Publikum seinen Hit "Plus rien ne m'étonne". Soweit nichts besonderes....

Plötzlich taucht als Ehren- und Überraschungsgast die Sängerin Amparo Sanchez auf und singt die nächsten Zeilen des Songs gemeinsam mit Tiken Jah Fakoly. Das Konzert findet nämlich in der Heimatstadt Amparos, in Madrid statt und da bietet es sich an, doch mal gemeinsam mit dem großen Mann von der Elfenbeinküste aufzutreten. Denn einige Wochen/Monate vorher haben die beiden eben diesen Song unplugged im spanischen Fernsehen (?) präsentiert. (hier zu sehen). Doch die Textkenntnisse Amparos sind nur marginal (ganz im Gegensatz zum Publikum) und das Konzert plätschert so ein wenig vor sich hin. Man bekommt das Gefühl, hier eines jener Videos zu sehen, die allenfalls bei den Besuchern dieses Ereignisses einige melancholische Gefühle erzeugen - der Rest wendet sich gelangweilt spannenderen Videos zu.

Doch dann passiert etwas in diesem Konzertsaal in Madrid - Publikum, Sänger und Sängerin verbinden sich immer mehr zu einer harmonischen Einheit und aus dem "Geplätschere" wird eine richtig tolle Party. Irgendwann kommt beim Betrachten des Videos bei mir immer der Punkt, wo ich richtiggehend gerührt bin über diese einzigartige Stimmung in der Halle und ich bin dem unbekannten "Kameramann" dankbar, diesen wundervollen Moment eingefangen zu haben.

Amparo Sanchez zeigt an diesem Abend, dass sie eine "Bühnensau" im allerbesten Sinne ist - immer dann, wenn sie textsicher wird, ist ihre Show und Bühnenpräsenz phänomenal und es ist eine Freude zu sehen, wie sie das Reggaepublikum (welches ja nicht unbedingt "ihr" Publikum ist) für sich einzunehmen versteht. Und Tiken Jah Fakoly, dessen großen Live-Fähigkeiten man jetzt auch auf der großartigen Live CD "Live a Paris" (vielleicht folgt noch eine Rezension) erleben kann, gibt der spanischen Sängerin den Platz, den sie braucht, um zu glänzen. Und das Publikum, dessen Hände anfangs nur oben sind, um das filmende Handy zu halten, entwickelt im Laufe des Songs den enthusiastischen Teppich, auf dem die beiden Musiker immer lustvoller ihre Show zum Besten geben.

Ein schönes Beispiel für gelungene Amateur-Konzertmitschnitte......