Samstag, 8. November 2008
Heute mal wieder mit einem besonderen Schmankerl: Das Video sieht mit seinen verwackelten Bildern aus wie eine alte verschollene Super-8 Aufnahme - aber die gute Tonqualität lässt einen dann doch schnell stutzig werden. Und richtig, das Video ist eine gut gemachte Aufzeichnung eines Konzertes diesen Jahres aus dem Kölner Gloria.

Ich kannte Andre Williams - so heißt der Sänger - bis dahin überhaupt nicht, dabei gilt der Mann als lebende Legende und Erfinder des sogenannten Dirty-Souls. Dabei benutzt er Texte, die sehr leicht (miss)-verstanden werden können und sollen. Dies hat ihm dann auch die Beinamen "The Duke Of Dirty-Ass", "The Legendary Lord Of Lascivious Lyrics" oder "The Baron Of Badass R'n'B" eingebracht.

Dirty war auch sein Leben außerhalb der Bühne. Sex, Drugs und Rock n'Roll hieß bei ihm Dauerparty mit eimerweise Kokain und Alkohol. Das konnte nicht ewig gut gehen - Andre Williams landete in der Gosse und sein Name geriet in Vergessenheit - bis er in den 90er Jahren wiederentdeckt wird und ihm ein bescheidenes Comeback gelingt.

Dabei sind insbesondere seine Live-Shows ein besonderes Erlebnis - wie man unschwer auf dem Video erkennen kann. Dabei gelingt es ihm auch, seine ansonsten eher konventionelle Rock n' Roll Begleitcombo zu ungeahnten Höhenflügen zu verhelfen.

Andre Williams auf mypace




Jamaika ist um einen weiteren musikalischen Heroen ärmer. Byron Lee galt als einer der Pioniere jamaikanischer Musik, wobei er weniger künstlerisch herausragte als es vielmehr verstand, seine Musik erfolgreich zu vermarkten. Er spielte z.B. für einen Bond-Film (Dr. No) zwei Calypso-Songs ein und führte lange Zeit ein Plattenstudio auf Jamaika.
Musikalisch war er jahrelang mit seiner Band "The Dragonaires" unterwegs - auch das recht erfolgreich. Genremäßig war Byron Lee in keine Schublade zu pressen - er spielte das, was den Leuten gefallen könnte - Ska, Rocksteady und amerikanischen Pop, aber auch Calypso und später Soca.

Ein Freund, der im Winter immer regelmäßig in südlichen Gefilden überwintert, schwärmte mir nach einem Trip durch Mittelamerika von der Musik Byron Lees in höchsten Tönen vor. Die Platte, die er mir mitbrachte, verschwand aber ganz schnell in die hinteren Ecken meines CD-Regals. Jetzt - anlässlich seines Todes am 4. November, habe ich mir Byron Lee noch einmal angehört - leider wieder ohne große Begeisterung. Aber was will man erwarten, wenn ein Bassist der Bandleader ist?

Als Gedenkvideo hier eines seiner bekanntesten Stücke - welches aber auch deutlich macht, warum ich so meine Schwierigkeiten mit Byron Lee habe - die Musik klingt mir doch arg weichgespült.....