Samstag, 15. November 2008
Eigentlich wollte ich heute eine kleine Serie mit musikalischen Duetten(?) beginnen - aber dann bin ich über einen Song gestolpert, der mich die letzten Tage stark beeindruckt hat und mich nicht mehr loslässt. Also muss das Duett noch eine Woche warten.....

Die Verbindung von Poprhythmen und klassischer Instrumentierung ist meistens eher ärgerlicher Natur. In der Regel versuchen da irgendwelche Altstars, ihre längst vergangenen Erfolge noch einmal mit neuer Instrumentierung erneut zu versilbern. Dass es auch anders geht, beweist z. B. Peter Fox, dem es mit seinem Debut "Stadtaffe" gelingt, klassische Streicher intelligent in seine Songs zu integrieren. Noch einen Schritt weiter geht der neapolitanische Rapper Lucariello, der gemeinsam, mit dem Komponisten Ezio Bosso ein eindrucksvolles Stück geschaffen hat. Streicherklänge und die raue Stimme Lucariellos erzeugen eindrucksvoll eine bedrohlich-düstere Atmosphäre, der ich mich kaum entziehen kann.

In dem Lied wird eine Idee des Journalisten und Schriftstellers Roberto Saviano aufgegriffen, der in einem Interview den Wunsch geäussert hatte, gerne einmal ein Rapper zu sein, um seine momentane asurde Situation vertonen zu können. Roberto Savione lebt seit 2 Jahren unter Polizeischutz anonym an ständig wechselnden Orten, nachdem er seinen aufsehenerregenden Roman "Gomorrha" veröffentlicht hatte. In dem Roman beschreibt er detailliert die wirtschaftlichen und politischen Vernetzungen der neapolitanschen Camorra und wird in der Folge von der Mafia mit dem Tode bedroht.

"Cappotto di legno", Mantel aus Holz heißt das Lied, welches aus der Sicht des potentiellen Killers Savianos geschrieben ist und meint den hölzernen Sarg, der den "närrischen" Schriftsteller zukünftig "kleiden" soll. Und auch wenn man wie ich, vom neapolitanischen Text kein Wort versteht, kann man sehr gut erahnen, was in dem Stück beschrieben wird. Ein eindrucksvolles Beispiel, wie gut Musik Stimmungen transportieren kann!

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