Die Süddeutsche Zeitung berichtet über Spekulationen, der Sänger und Bandleader Bertrand Cantat von Noir desir könnte möglicherweise vorzeitig aus der Haft entlassen werden.
Bertrand Cantat hatte bekanntlich im Streit seine Freundin, die Schauspielerin Marie Trintignant, so hart geschlagen, dass diese in ein Koma fiel und nicht mehr erwachte (ausführlicher hier). Die Tat war für mich damals ein echter Schock, da ich nur wenige Wochen das Album "Les visages des figures" erworben hatte und begeistert war von der ungeheuren Bandbreite an unterschiedlichster genialer Musik. Man höre sich beispielsweise nur einmal "L'homme pressé" und "Le vent nous portera" an. Etwa zeitgleich lief auf arte eine Doku über die Band und mir imponierte die Art und Weise, wie Noir desir erfolgreich waren und sich dennoch den gängigen Musikerklischees und Marketingstrategien völlig verweigerten.
Also eine Band, die klasse Musik machte und richtig sympathisch rüberkam. Und einer von denen hatte jetzt seine Freundin erschlagen...
Er wurde von einem Gericht in Vilnius (die Tat geschah während Filmaufnahmen in Litauen) zu 8 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Die ersten 14 Monate verbrachte er in einem Knast in Litauen, bevor es dem Anwalt gelang, Cantat in ein französisches Gefängnis überstellen zu lassen. Jetzt soll er also entlassen werden.
Und ich frage mich die ganze Zeit, ob ich mich nun darüber freuen soll, weil nun die zweifellos interessante musikalische Entwicklung der Band "Noir desir" endlich fortgesetzt wird und ich mich auf weitere wunderschöne Melodien wie "Le vent nous portera" freuen kann....
Oder ob ich einen Sänger, der seine Freundin totschlägt, doch besser zumindest beharrlich ignorieren sollte, auch wenn seine künstlerischen Beiträge vom Feinsten sind.....
Oder wie es equivocal flavour treffend auf den Punkt bringt:
"Muss ich nun mit mir den ethischen Konflikt ausringen, ob es in Ordnung ist, zu einem Konzert dieses Mannes zu gehen, sollte es sich anbieten?
Die Frage, ob die persönliche Zustimmung zu diversen Haltungen oder Handlungen gewisser Künstler für mich als Konsument dieser Kunst von Bedeutung sein sollte, stellt sich nicht erst seit den Onkelz."
(wobei sich mir diese Frage bei den Onkelz definitiv nicht stellt)
Fragen, die ich einfach nicht beantworten kann.....
(Foto Marie Trintignant: Parispassion auf flickr
Foto Bertand Cantat: Café du Monde auf flickr)
Bertrand Cantat hatte bekanntlich im Streit seine Freundin, die Schauspielerin Marie Trintignant, so hart geschlagen, dass diese in ein Koma fiel und nicht mehr erwachte (ausführlicher hier). Die Tat war für mich damals ein echter Schock, da ich nur wenige Wochen das Album "Les visages des figures" erworben hatte und begeistert war von der ungeheuren Bandbreite an unterschiedlichster genialer Musik. Man höre sich beispielsweise nur einmal "L'homme pressé" und "Le vent nous portera" an. Etwa zeitgleich lief auf arte eine Doku über die Band und mir imponierte die Art und Weise, wie Noir desir erfolgreich waren und sich dennoch den gängigen Musikerklischees und Marketingstrategien völlig verweigerten.
Also eine Band, die klasse Musik machte und richtig sympathisch rüberkam. Und einer von denen hatte jetzt seine Freundin erschlagen...
Er wurde von einem Gericht in Vilnius (die Tat geschah während Filmaufnahmen in Litauen) zu 8 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Die ersten 14 Monate verbrachte er in einem Knast in Litauen, bevor es dem Anwalt gelang, Cantat in ein französisches Gefängnis überstellen zu lassen. Jetzt soll er also entlassen werden.
Und ich frage mich die ganze Zeit, ob ich mich nun darüber freuen soll, weil nun die zweifellos interessante musikalische Entwicklung der Band "Noir desir" endlich fortgesetzt wird und ich mich auf weitere wunderschöne Melodien wie "Le vent nous portera" freuen kann....
Oder ob ich einen Sänger, der seine Freundin totschlägt, doch besser zumindest beharrlich ignorieren sollte, auch wenn seine künstlerischen Beiträge vom Feinsten sind.....
Oder wie es equivocal flavour treffend auf den Punkt bringt:
"Muss ich nun mit mir den ethischen Konflikt ausringen, ob es in Ordnung ist, zu einem Konzert dieses Mannes zu gehen, sollte es sich anbieten?
Die Frage, ob die persönliche Zustimmung zu diversen Haltungen oder Handlungen gewisser Künstler für mich als Konsument dieser Kunst von Bedeutung sein sollte, stellt sich nicht erst seit den Onkelz."
(wobei sich mir diese Frage bei den Onkelz definitiv nicht stellt)
Fragen, die ich einfach nicht beantworten kann.....
(Foto Marie Trintignant: Parispassion auf flickr
Foto Bertand Cantat: Café du Monde auf flickr)
ednett am 27. September 2007 | 0 Kommentare
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