Donnerstag, 27. August 2009
"30 Jahren Titten und Ärsche im Fernsehen haben uns (Italiener) lobotomiert."

Kommentar in einem italienischen Videoblog...

via ürgsel



Mittwoch, 26. August 2009
Beim ersten Hören bin ich überrascht, aber skeptisch. Die Musik entspricht nicht unbedingt meinen musikalischen Vorlieben. Aber da ist etwas, was mich sofort anfixt. Also wird die Platte noch mal gehört. Die ersten Songs klingen nicht mehr so überraschend anders als beim ersten Hören, behalten aber ihren eigentümlichen Zauber und Reiz. Nicht alles gefällt mir, einige Songs klingen zu stark nach Folklore und Country und zünden nicht - noch nicht. Denn beim dritten, vierten oder inzwischen zwölften kompletten Durchhören der Platte bin ich endgültig geschlagen. Die CD "Le Pop" wird mich definitiv die nächsten Tage und Wochen (Monate?) intensiv begleiten.

Die Rede ist von dem norwegischen Frauenquartett "Katzenjammer", die mit ihrer kruden Mischung aus Folk, Country, Akustik-Balkan-Punk und was auch immer meine angestammten Hörgewohnheiten gerade gehörig auf den Kopf stellen. Ihre Musik hat was von einem sehr guten Rotwein - mit jedem Schluck schmeckt man neue Geschmacksknospen, die zunächst verborgen waren und sich nach und nach offenbaren. Mal "schmeckt" die Musik ein wenig nach Chumbawamba, dann entdeckt man plötzlich Ähnlichkeiten mit Rupa & the April Fishes oder Babylon Circus, um dann Assoziationen mit The Be Good Tanyas, B52s oder Des+Karadas zu wecken. Mal abgesehen von Gogol Bordello, die man auch immer mal wieder vor dem geistigen Ohr ganz weit hinten zu hören glaubt. Und mit jedem Hören entdeckt man neue Parallelen, kommen neue Assoziationen hinzu, bis man irgendwann nur noch vollkommen trunken und selig ist. Da kommt dann das letzte Stück der Platte genau richtig, welches Janis Joplin nicht besser hätte singen können - allerdings wäre sie nie auf eine so originelle Instrumentierung ihrer Songs gekommen.

Denn neben der ungemeinen Bandbreite an musikalischen Stilen nutzen die vier Norwegerinnen auch viele und nicht unbedingt gewöhnliche Instrumente für ihre musikalisches Kunstwerk. Bass-Balalaika, Klavier, Banjo, Mandolie, Akkordeon, Trompete - irgendwo sollen auch Keksdosen zum Einsatz gekommen sein - erzeugen einen wunderbar schrägen und spritzigen Sound, der fast immer perfekt passt.

Inzwischen bin ich beim vierzehnten Durchhören der CD angelangt und immer noch völlig aus dem Häuschen. Mag sein, dass ich inzwischen schon zu viel von dem wundervollen musikalischen Nektar genascht habe und morgen mit einem dicken Kater (sic - dabei wollte ich mir jedes Wortspiel mit dem Bandnamen verkneifen)) aufwache, aber heute Abend heisst mein (und das meiner Nachbarn) Schicksal "Katzenjammer" und "Le Pop"

Und was das Beste ist. Im September ist die Band auf Deutschlandtournee (Daten auf der myspace-Seite) und kommt auch nach Köln. Ich bin sehr gespannt auf die vier Damen mir ihren bunten Sommerkleidchen......

Katzenjammer Homepage
Katzenjammer auf myspace

Foto: stinker auf flickr




¶ Beirut
"Der pessimistischen Ansicht, dass in der Popmusik nichts Neues mehr entstehe, muss allein schon deshalb widersprochen werden, weil Künstler in der globalisierten Welt zu ganz anderen Wanderbewegungen als früher neigen."

Die Berliner Morgenpost über ein Konzert von Beirut im Astra Kulturhaus



Mittwoch, 26. August 2009
"Eva meint, ich hätte zogenommen. Sie hat mir merkwörrrdige Geherstöcke besorgt. Und wo soll ich mit diesen Dingern non einmarrrschieren?!"

..manchmal hart an der Grenze, aber gut! - "Der_Fuehrer is using Twitter"



Es gibt sie ja, die Geschichten über Menschen, die in Ihrer Jugend als die Rebellen par excllence gelten und dann irgendwann plötzlich den Sprung ins "Bürgerliche" vollziehen. Und erzeugen damit auch immer ein ungutes Gefühl bei denen, die sie in der Rebellion zurücklassen und die diese Abkehr oft als Verrat an den gemeinsamen Ideen ansehen.

Einer dieser Menschen ist Giovanni Pellino, der in den Achtigern als Drummer in verschiedenen italienischen Hardcore und Punkbands spielte, unter anderem bei den damals im italienischen Underground recht bekannten Band Negazione. 1992 löste sich die Band auf und der Drummer wechselte komplett seine musikalischen Präferenzen und machte fortan in HipHop. Dabei war der HipHop in Italien (viel stärker als in Deutschland) eine Musikrichtung, die in autonomen Zentren (Centri Sociali) entwickelt und geprägt wurde. Zwar gab es auch Bands und Interpreten wie Jovanotti oder Articolo 31, die einen kommerziell geprägten Rap a la Fanta4 fabrizierten, aber die linken Untergrundbands waren viel präsenter als hierzulande. Eine dieser Bands waren die Isola All Star Posse, die in Bologna entstanden und mit "Stop al panico" eine der ersten Hymnen der italienischen Rapszene einspielten.



Nach dieser Platte war schon Schluss für die Formation -aber nicht für die Mitglieder, denn aus den Isola All Stars entstanden einmal die apulischen Ragga-Pioniere von Sud Sound System und Neffa alias Giovanni Pellino gründete mit Deda und DJ Gruff die Formation Sangue Misto.

Auch Sangue Misto war kein sonderlich langlebiges Projekt - aber doch wieder ein ziemlich Bedeutendes. Ihr einziges Album SXM gilt heute als eines der wichtigsten Alben in der italienischen HipHop-Geschichte (wobei sich mir diese Bedeutung nie so recht erschlossen hat - was aber auch daran liegen kann, dass ich die Platte erst viel später zu hören bekam)

Sangue Misto löste sich auf und Neffa ging fortan musikalisch eigene Wege. Und wieder hat er ein äusserst glückliches Händchen bei der Aufnahnme seines ersten Solo-Albums. Mit "Neffa & I messaggeri della dopa" wirkte er ein weiteres Mal stilprägend für die italienische HipHopSzene. Die Platte führte konsequent den mit Sangue Misto eingeschlagenen Weg fort und legte den Wert nicht auf extrem wortgewandte Reime, sondern auf eine möglichst harmonische Verbindung von Sprechgesang und Musik.



Doch der damals bescheidene kommerzielle Erfolg war Neffa zu wenig und in der Folge wechselte er erneut seinen Musikstil - von Rap und HipHop zu RnB und Pop. Das brachte ihm nicht nur neue Fans ein, viele seiner alten Weggefährten und Fans waren entsetzt darüber, wie Neffa sich plötzlich dem Establishment annäherte und seine Songs auf mega-kommerziellen Veranstaltungen wie Festivalbar oder dem Schlagerfestival von San Remo präsentierte. Auch hatte er scheinbar keine Probleme damit, seinen (stark in Poesie verpackten) Antikriegssong "Cambiera" (Lyrics siehe hier) in einem deutschen Werbespot für ein alkoholisches Getränk "missbrauchen" zu lassen.

Mein Verhältnis zu Neffa war immer zwiegespalten. "I messaggeri della Dopa" war für mich der Inbegriff des modernen italienischen HipHops und ich habe diese Platte geliebt. Die nachfolgenden Alben habe ich dann als zunehmend kitschig empfunden, doch gab es immer zwei oder drei oder vier Stücke, die einfach klasse waren und die ganze CD rausgehauen haben. Ob "La mia Signorina" oder "Ti Perderò" auf "Arrivi E Partenze" oder "Prima Di Andare Via" oder "Lady" auf "I Molteplici Mondi" - da war und ist mein kleines italophiles Herz einfach wehrlos. Mögen die Songs auch manchmal etwas schmalzig daherkommen, mir gefiel es und deshalb war ich auch (fast) immer zur Stelle, wenn Neffa mal wieder ein Album herausbrachte. Wie auch dieses Mal wieder, denn mit "Sognando Contromano" ist vor wenigen Wochen sein allerneuestes Werk erschienen.

Doch dieses Mal habe ich nichts gefunden, was die Platte irgendwie rausreissen könnte. Stattdessen 45 Minuten gepflegter Italopop ohne größere Ecken und Kanten und damit eine in meinen Augen ziemlich überflüssige Platte. Schade......

Neffa Homepage
Neffa auf myspace




Montag, 24. August 2009
Ein kurzer Nachtrag zu meinen Posts über The Specials und Amy Winehouse:

Eigentlich hätte man es ja irgendwann erwarten müssen - wenn Amy Winehouse Specials-Klassiker covert und die Specials auf großer Reunion-Tour sind, dann ist es nur eine Frage der Zeit, wann beide einmal gemeinsam auf der Bühne stehen.

Am Sonntag war es dann soweit - beim V Festival im englischen Essex begleitete Amy Winehouse beim Konzert der Specials die Band bei zwei Stücken - und das gar nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass der Auftritt dem Vernehmen nach spontan beschlossen wurde und nicht geprobt worden ist.




"Ob und wie ein Kinofilm beim Publikum ankommt, entscheiden maßgeblich der Soundtrack und die phantasievollen Tanzeinlagen der Filme."

Der Fernsehsender arte auf seiner Homepage über den Dokumentarfilm "Bollywood, Indiens klingendes Kino", der heute Abend ab 23.15 Uhr die Themenwoche Indien fortsetzt. Auch wenn die Doku schon 5 Jahre alt ist, verspricht die Ankündigung doch einige schöne Bilder.

Ansonsten bieten die Seiten von arte zum Themenschwerpunkt Bollywood mehr Schein als Sein und sind allenfalls als Appetizer zu gebrauchen.

Wer mehr und richtige Infos über Bollywood bekommen will, der kommt an Molodezhnaja nicht vorbei. Und das Forum der Webseite bietet neben umfassenden Infos über fast alles, was mit Bollywood zu tun hat, auch einen mitunter vergnüglichen Blick in die Seelenwelt der (jungen weiblichen) Bollywood-Groupies.....

Foto: Curious Liz auf flickr