Dienstag, 30. Juni 2009
Das Interpretenverzeichnis ist endlich wieder auf dem neuesten Stand (als ob ich bei diesem Wetter nichts besseres zu tun hätte.....)



Dienstag, 30. Juni 2009
Ich will mich ja nicht an diesem zur Zeit in Mode gekommenen Islam-Bashing beteiligen, für diesen Bereich gibt es leider im Internet inzwischen genügend Schrottseiten zur freien Auswahl.

Was mich aber schon ziemlich betroffen gemacht hat, ist die Geschichte, die dem senegalesischen Sänger Youssou N'Dour passiert ist, als er sein vorletztes Album "Egypt" veröffentlichte. Mit dem Album präsentierte sich Youssou N'Dour der breiteren westlichen Öffentlichkeit als gläubiger Muslim und propagierte in dem Album einen toleranten und weltoffenen Islam. Das Album fand im Westen großen Anklang, u.a. wurde es mit dem Grammy ausgezeichnet.

Leider wurde das Album in seiner Heimat wesentlich kritischer aufgenommen.

"blue rythm" berichtet:
"Von den Medien wurde ihm vorgeworfen, dass er den Islam durch die Vermischung von Pop und religiöser Musik diskreditiert habe. Ebenso erfand man Gerüchte, der Sänger habe für seine Videoclips nackte Frauen an heiligen Stätten posieren lassen. Daraufhin floppte das Album, da Radiostationen „Egypt“ boykottierten und Plattenläden ihre Exemplare retournierten.

Als N’Dour an einem Pilgerzug zur heiligen Sufi-Stadt Touba teilnehmen wollte, wurde er von seiner Bruderschaft ausgestoßen, die Nachkommen des Gründers Cheikh Ahmadou Bamba drohten ihm mit einem Verfahren."


Die amerikanische Filmemacherin Chai Vasarhelyi hat Youssou N'Dour über einen längeren Zeitraum begleitet und die bisher weitgehend unbekannte Geschichte in einem Dokumentarfilm namens “I Bring What I Love” verarbeitet. Leider gibt es noch keine Informationen darüber, ob und wann der Film auch in Deutschland gezeigt wird.
Zu hoffen wäre es.....

Homepage von “I Bring What I Love”



Auf jamati.com gibt es ein längeres (englisches) Interview mit Chai Vasarhelyi über den Film und die Arbeit mit Youssou N'Dour

Foto: angela7dreams auf flickr



Sonntag, 28. Juni 2009
Statt eines eigenen verspäteten Nachrufs:
"
......Mal Sondock, einem in Köln gestrandeten US-Discjockey, der mit einem Akzent moderierte, breit wie ein texanisches Funkhaus."

500beine zum Tod von Mal Sondock



Die längere Blogpause ist beendet - ich hoffe, dass ich noch nicht aus allen Feedreadern geflogen bin. Während meines Urlaubs reifte irgendwann die Erkenntnis, dass ich diesen Blog noch nicht beenden will und kann. Vielleicht wird der tägliche Trott und die Notwendigkeit, sich mit anderen Dingen beschäftigen zu wollen oder zu müssen, mich diesen Entschluss schnell widerrufen lassen, aber bis dahin wird weitergeschrieben, als wäre nichts geschehen.....

Nächste Woche ist zum 24. Mal Summerjam in Köln - und zum 24. Mal werde ich nicht dabei sein. Doch im Vergleich zu den vergangenen Jahren fällt es mir in diesem Jahr schon schwerer, nicht doch noch das viele Geld zusammenzukratzen und nach langen Jahren noch einmal auf ein großes Open-Air-Festival zu gehen. Dabei sind es nicht die großen Namen, die mich reizen, sondern eher Bands wie Babylon Circus, The Aggrolites, Tiken Jah Fakoly oder Phenomden, die ich gerne einmal live sehen würde. Das letzte Album meines aktuellen Lieblingsschweizers habe (nicht nur) ich bereits ausführlich gehuldigt und vor wenigen Wochen ist das Video zur neuen Single "Vill Lüüt" (Viel Leid) erschienen. Den Song hat er mit Rebellion the Recaller eingespielt, einem in Gambia geborenen inzwischen in Deutschland lebenden Reggaemusiker, der sich in "Vill Lüüt" ideal mit Phenomden ergänzt. Auch das Video hat durchaus seine Qualitäten, weil es in meinen Augen mit einer durchaus angenehmen Zurückhaltung die beiden Musiker in Afrika zeigt und auf nahe liegende Klischees weitgehend verzichtet.

Phenomden auf myspace




Dienstag, 26. Mai 2009
¶ Famara
Sonntag abend vor einer Woche im Kölner Underground:

Vor einigen Wochen gab es die kleine Chance, Famara für ein Konzert ins heimische Kulturausbesserungswerk zu holen. Leider klappte es dann aus verschiedensten Gründen nicht - aber seit Sonntag weiß ich (und die Booking-Agentur von Famara ahnt es vielleicht) was uns entgangen ist. Denn die Deutschland-Auftritte des Roots-Reggae-Meisters aus der Schweiz werden leider zu einem ziemlichen Fiasko. In Leipzig fällt sein Auftritt aus und in Herford verirren sich wohl ganze sechs Personen zu seinem Konzert (von den anderen Auftritten habe ich keine Reaktionen gefunden).

In Köln war die Hölle los - doch leider nur auf dem Weg ins Underground, als ich an der Köln-Arena vorbeikam. Dort brachte Metallica die Mitdreissiger-Generation dazu, ihr Business-Sakko gegen die alte Lederjacke aus dem Schrank zu tauschen und noch einmal der eigenen Jugend hinterher zu hecheln.

Im Underground selber gähnende Leere. Als sich die Vorgruppe auf der Bühne abmühte, waren neben dem Anhang der Band lediglich drei zahlende Gäste anwesend - sofern das Pärchen am Stehtisch Eintritt zahlen musste...... Die Situation änderte sich etwas später nur unwesentlich, als Famara samt Begleitband die Bühne betraten. Insgesamt verloren sich nur etwa 30 Personen im Raum, viel zu wenig, um auch nur annähernd so etwas wie Konzertstimmung aufkommen zu lassen. Dabei gab sich Famara und die ausgezeichnete Scenty Band alle Mühe und spielte ihren Part routiniert herunter - was wollten sie auch anderes machen? Und das Publikum gab sich alle Mühe, um Famara wenigstens ein wenig das Gefühl zu geben, dass seine Musik auch außerhalb der Schweiz geschätzt wird. Aber wahrscheinlich hatten alle in dem Raum (inklusive Thekenbedienung) das Gefühl, in diesem Moment lieber irgendwo anders sein zu wollen....

Doch woran lag es, dass nur so verschwindend Wenige an diesem Sonntag Famara sehen und hören wollten. Zu einem großen Teil ist es natürlich die Musik von Famara, dessen Zutaten auf den ersten Blick eher verstörend wirken. Was soll man denn auch davon halten, wenn ein Schweizer(!) Reggae mit afrikanischen Einflüssen spielt. Der Weltmusikpurist kann nichts mit Reggae anfangen, dem Afrikahörer ist ein Musiker aus der Schweiz nicht authentisch genug und der Reggae-Aficionado kriegt einen Fluchtimpuls, wenn er hört, dass Einflüsse aus World und afrikanischer Musik verarbeitet werden. So singt Famara fröhlich zwischen den Stühlen und hat Schwierigkeiten, Leute, die seine Musik vorher nicht kennen, in ein Konzert zu locken.

Dabei ist das Ergebnis der Fusion, die Famara produziert, durchaus von gehobener Qualität. Ich kenne keinen afrikanischen Künstler, der so gekonnt und stimmig afrikanische Roots mit Reggae mischt - und bei dem das Ergebnis hörenswert ist. Das gilt für die Alben, die Famara bisher herausgebracht hat, dass gilt aber auch und noch mehr für seine Liveauftritte. Dabei unterstützt ihn eine Liveband, die mich zumindest äusserst angenehm überrascht hat. Allen voran der Gitarrist, der den ungewöhnlichen Beweis antrat, dass eine Mundharmonika durchaus im Reggae seinen Platz finden kann - und der Keyboarder, der 90 Minuten lang sein Instrument klassisch als Rhythmusgerät benutzte, dass es eine wahre Freude war - die aber wie eingangs schon erwähnt dadurch getrübt wurde, dass man sie nur mit wenigen teilen konnte.......