Als ich die Platte das erste Mal in den Player schiebe, bin ich erst einmal etwas enttäuscht. Das erste Stück (nach dem Intro) namens "Cumbia-Funky" reißt mich überhaupt nicht vom Hocker und klingt für mich wie ein müder Abklatsch des ersten Albums. Sollte La Papa Verde den Weg so vieler hoffnungsvoller Bands einschlagen, die nach einem guten Debutalbum es nicht schaffen, einen würdigen Nachfolger zu produzieren? Gründe für ein mögliches Scheitern der Band gibt es einige - ständige Liveauftritte, diverse Umbesetzungen und ambitionierte Nebenprojekte einiger Musiker können den kreativen Prozess einer Band durchaus stören und ein erfolgreiches Nachfolgewerk nachhaltig erschweren...Doch dann kommt Stück 3, der Titelsong "Ich verstehen nicht kann" und ich bin erst einmal wieder versöhnt. In dem Song werden deutsche und spanische Sprachfetzen wild durcheinander geschmissen, ich versteh nur "Ausländeramt, Arbeiten, Weltanschauung, Anpassen" und kann mir zusammenreimen, dass es in diesem Song um die Schwierigkeiten von Immigranten gehen muss, die sich in unserem bürokratisierten Land zurechtfinden wollen. Der Song ist mit einer mexikanischen Melodie unterlegt und die Trompete schmettert lustvoll eine Mariachi - ein wunderbares Stück. Und mit jedem nachfolgenden Lied auf der Platte weichen meine Zweifel einer positiven Gewissheit: Auch mit dem zweiten Album ist La Papa Verde wieder ein wundervolles Album gelungen.
Ihre Stil-Melange von Reggae, Ska, Punk, Cumbia, Mariachi und Salsa ist auch für den Mestizo-erfahrenen Hörer eine besondere Mischung, die sie unüberhörbar von den vielen spanischen und südamerikanischen Mestizobands unterscheidet - vielleicht liegt das an den vielen unterschiedlichen musikalischen Biografien, die die Musiker haben und in die Band einbringen. Besonders angenehm ist acu zu hören, wie La Papa Verde ihre ungeheure Spielfreude, mit der sie mich live fast immer mitgerissen haben, auch auf Platte zu bannen.
Musikalisch ist "Ich verstehe nicht kann" noch ein wenig abwechslungsreicher als auf dem ersten Album, was in erster Linie daran liegt, dass der Trompete eine stärkere Rolle zugestanden wird und der Trompeter diese Rolle auch wirkungsvoll ausfüllen kann. Und dann schaut die Band auch über den eigenen musikalischen Tellerrand und lässt auch mal brasilianische Melodien (Te voy a querer) oder einen Reggaesample von Bob Marley einfließen.
Und dann gibt es da noch meinen heimlichen Favoriten - "Endlose Strasse" - nach "Hier und dort" vom ersten Album erneut eine Hommage an die Edelweißpiraten und ihre Lieder. Und wieder gelingt es La Papa Verde, den Song (mittels eines rumpelnden Ska-Rhythmus) in die Jetztzeit zu transportieren, ohne dem Stück seine Seele zu nehmen. Coverversion at his best!!!
Mit "Ich verstehen nicht kann" ist La Papa Verde ein hervorragendes Album gelungen - und ich verstehen nicht kann, warum die Band immer noch im Vergleich zu anderen Mestizobands ein solches Schattendasein führen muss.
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hier wieder 10 Alben, die mich durch den August gebracht haben (zufällige Reihenfolge):
1. Famara - Oreba
2. Seun Kuti & Egypt 80 - Many Things
3. The Aggrolites - Reggae Hit L.A.
4. Femi Kuti - Africa Shrine
5. La Papa Verde - Ich verstehen nicht kann
6. Bandabardo - Fuori Orario
7. El Kapel - Otro mundo es posible
8. Ma Valise - Bon Bagay
9. Raphael - Je sais que la terre est plate
10. Radio Malanga - Yoff Tongor
1. Famara - Oreba
2. Seun Kuti & Egypt 80 - Many Things
3. The Aggrolites - Reggae Hit L.A.
4. Femi Kuti - Africa Shrine
5. La Papa Verde - Ich verstehen nicht kann
6. Bandabardo - Fuori Orario
7. El Kapel - Otro mundo es posible
8. Ma Valise - Bon Bagay
9. Raphael - Je sais que la terre est plate
10. Radio Malanga - Yoff Tongor
Am Anfang jeden Monats werden die World Music Charts Europe hier veröffentlicht. Über 50 DJs verschiedener Radiostationen in ganz Europa wählen ihre aktuellen Favoriten. Hier wie immer eine kurze Vorstellung der Top 3 des Monats September und anderer interessanter Trends, die sich vielleicht aus den Charts herauslesen lassen....
1. MALI KOURA von Issa Bagayogo
Überraschung! Ich habe so lange nichts mehr von Issa Bagayogo gehört, dass ich schon vermutete, dass Techno-Issa wieder seinen alten Beruf als Taxifahrer nachgeht oder von den Tantiemen seiner bisherigen drei Platten in Ruhe die Tage genießt. Aber nichts da - 4 Jahre nach seiner letzten Platte "Tassoumakan" gibt es endlich wieder neues von dem malischen Musiker zu hören. Seine bisherigen drei Aufnahmen zeichnen sich durch eine außergewöhnliche Fusion aus - traditionelle afrikanische Musik und sparsame, aber nicht zu überhörende elektronische Beats harmonieren perfekt zusammen, dass man sich fragt, warum es bis heute keine ernsthaften Versuche gegeben hat, diese Arbeit zu kopieren. Jetzt gibt es ein viertes Album und - sofern ich die kurzen Hörschnipsel richtig einschätze - Issa Bagayogo führt konsequent seinen eingeschlagenen Weg fort. Zwar werden die Stücke zunehmend traditioneller, der Einsatz von Synthesizer und Computer machen den Sound immer noch eine eigenwillig und hörenswert. Ein auch in meine Augen würdiger Sieger (wenn es da nicht die CD von Seun Kuti geben würde)
2. TCHAMANTCHE von Rokia Traore

Nochmal Musik aus Afrika - im Gegensatz zu Issa Bagayogo kann ich aber mit Rokia Traore nicht sonderlich viel anfangen. Sie nennt selber ihre Musik modern, aber die Instrumentierung ihrer Songs ist recht traditionell und macht es für mich als nicht ausgewiesenen Afrikakenner schwierig, hier moderne Einflüsse auszumachen. So klingt auch ihr neues Album durchaus virtuos eingespielt, aber meine musikalischen Präferenzen liegen eindeutig woanders......
3. NINE HEAVENS von Niyaz

Persische Sphärenklänge - nett gemacht, aber nichts für mich.......
Ansonsten gibt es wenige spektakuläre Neueinsteiger. Die vielversprechenden neuen Platten von Sidestepper und Lila Downs landen zunächst nur auf hinteren Plätzen - doch ich bin sicher, dass sowohl das Album mit Remixen und unveröffentlichten Stücken der kolumbianischen Band Sidestepper als auch das neue Studioalbum der Mexikanerin im nächsten Monat ganz weit vorne landen wird. Wetten?
1. MALI KOURA von Issa Bagayogo
Überraschung! Ich habe so lange nichts mehr von Issa Bagayogo gehört, dass ich schon vermutete, dass Techno-Issa wieder seinen alten Beruf als Taxifahrer nachgeht oder von den Tantiemen seiner bisherigen drei Platten in Ruhe die Tage genießt. Aber nichts da - 4 Jahre nach seiner letzten Platte "Tassoumakan" gibt es endlich wieder neues von dem malischen Musiker zu hören. Seine bisherigen drei Aufnahmen zeichnen sich durch eine außergewöhnliche Fusion aus - traditionelle afrikanische Musik und sparsame, aber nicht zu überhörende elektronische Beats harmonieren perfekt zusammen, dass man sich fragt, warum es bis heute keine ernsthaften Versuche gegeben hat, diese Arbeit zu kopieren. Jetzt gibt es ein viertes Album und - sofern ich die kurzen Hörschnipsel richtig einschätze - Issa Bagayogo führt konsequent seinen eingeschlagenen Weg fort. Zwar werden die Stücke zunehmend traditioneller, der Einsatz von Synthesizer und Computer machen den Sound immer noch eine eigenwillig und hörenswert. Ein auch in meine Augen würdiger Sieger (wenn es da nicht die CD von Seun Kuti geben würde)
2. TCHAMANTCHE von Rokia Traore

Nochmal Musik aus Afrika - im Gegensatz zu Issa Bagayogo kann ich aber mit Rokia Traore nicht sonderlich viel anfangen. Sie nennt selber ihre Musik modern, aber die Instrumentierung ihrer Songs ist recht traditionell und macht es für mich als nicht ausgewiesenen Afrikakenner schwierig, hier moderne Einflüsse auszumachen. So klingt auch ihr neues Album durchaus virtuos eingespielt, aber meine musikalischen Präferenzen liegen eindeutig woanders......
3. NINE HEAVENS von Niyaz

Persische Sphärenklänge - nett gemacht, aber nichts für mich.......
Ansonsten gibt es wenige spektakuläre Neueinsteiger. Die vielversprechenden neuen Platten von Sidestepper und Lila Downs landen zunächst nur auf hinteren Plätzen - doch ich bin sicher, dass sowohl das Album mit Remixen und unveröffentlichten Stücken der kolumbianischen Band Sidestepper als auch das neue Studioalbum der Mexikanerin im nächsten Monat ganz weit vorne landen wird. Wetten?
Wenn man zur Zeit auf den für den an Weltmusik Interessierten relevanten Musikseiten im Internet stöbert, wird man unweigerlich auf zwei Produktionen stoßen, die scheinbar absolut angesagt sind. Zum einen ist das der deutsche Ableger des Samplers "Rhyhm del Mundo - Cubano Alemán", auf dem die vermeintlichen Heroen des deutschsprachigen Liedguts ihre Stücke kubanisch einfärben lassen. Über das Album wird sicherlich hier noch gesprochen werden - in den Ankündigungen regt mich die Tatsache wahnsinnig auf, dass man scheinbar immer noch mit dem Buena Vista Social Club werben muss, um eine kubanische Platte in Deutschland verkaufen zu können. Dies ist auch deshalb eine ziemliche Verarschung, weil die damals im Buena Vista besonders promoteten Musiker wie Ibrahim Ferrer, Compay Segundo oder Ruben Gonzales inzwischen längst verstorben sind und die begleitenden Musiker der Band bei aller Virtuosität austauschbar waren und deshalb auch regelmäßig ausgewechselt wurden. Aber dazu später mehr....
Die zweite Platte, über die zur Zeit regelmäßig berichtet wird, ist das neue Album "Carried to Dust" von Calexico. Was zum einen sicherlich daran liegen könnte, dass man (fast) das komplette Album in einen Stream vorhören kann. Und was gibt es für einen kleinen Blogschreiber schöneres, als einmal "exklusiv" und vorab über ein neues Album berichten zu können. Ich hätte ja auch schon längst eine Vorab-Rezension geschrieben, aber leider funktioniert der Stream bie mir nicht komplett und von "exklusiv" kann angesichts dutzender Rezensionen längst keine Rede mehr sein.
Daher beschränke ich mich auf einen kleinen Videobeitrag zum neuen Album - ergänzt um die Aussage, dass mir beim ersten Durchhören die Platte ausgesprochen gut gefällt. Durchdachte Arrangements, nette Melodien und der dezente Mariachi-Einschlag bei einigen Songs erzeugen eine relaxte Atmosphäre. Und doch geht es mir bei Calexico wie pezi von monoton.at - ich finde die Band prinzipiell gut, erwische mich aber immer wieder dabei, wie ich den Forward-Button drücke, wenn in ITunes mal ein Song der Band auftaucht. Vielleicht liegt es daran, dass die Musik der Band immer auch ein wenig ein Soundtrack zu einem noch nicht gedrehten Film sein könnte - und meistens hat man einfach keine Musse, die Bilder zur Musik vor seinem inneren Auge abzurufen.....
Eine Ergänzung muss aber noch sein. Unter den vielen Gastmusikern ist eine Frau wieder einmal nicht zu überhören - Amparo Sanchez scheint weiterhin nicht ausgelastet zu sein und beehrt ein weiters Mal die amerkanische Band - diesmal auf dem wunderbar schwülstigen Song "Inspiracion", der ihr wie auf den Leib geschrieben zu sein scheint.
Calexico Homepage
Calexico auf myspace
Die zweite Platte, über die zur Zeit regelmäßig berichtet wird, ist das neue Album "Carried to Dust" von Calexico. Was zum einen sicherlich daran liegen könnte, dass man (fast) das komplette Album in einen Stream vorhören kann. Und was gibt es für einen kleinen Blogschreiber schöneres, als einmal "exklusiv" und vorab über ein neues Album berichten zu können. Ich hätte ja auch schon längst eine Vorab-Rezension geschrieben, aber leider funktioniert der Stream bie mir nicht komplett und von "exklusiv" kann angesichts dutzender Rezensionen längst keine Rede mehr sein.
Daher beschränke ich mich auf einen kleinen Videobeitrag zum neuen Album - ergänzt um die Aussage, dass mir beim ersten Durchhören die Platte ausgesprochen gut gefällt. Durchdachte Arrangements, nette Melodien und der dezente Mariachi-Einschlag bei einigen Songs erzeugen eine relaxte Atmosphäre. Und doch geht es mir bei Calexico wie pezi von monoton.at - ich finde die Band prinzipiell gut, erwische mich aber immer wieder dabei, wie ich den Forward-Button drücke, wenn in ITunes mal ein Song der Band auftaucht. Vielleicht liegt es daran, dass die Musik der Band immer auch ein wenig ein Soundtrack zu einem noch nicht gedrehten Film sein könnte - und meistens hat man einfach keine Musse, die Bilder zur Musik vor seinem inneren Auge abzurufen.....
Eine Ergänzung muss aber noch sein. Unter den vielen Gastmusikern ist eine Frau wieder einmal nicht zu überhören - Amparo Sanchez scheint weiterhin nicht ausgelastet zu sein und beehrt ein weiters Mal die amerkanische Band - diesmal auf dem wunderbar schwülstigen Song "Inspiracion", der ihr wie auf den Leib geschrieben zu sein scheint.
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