Montag, 15. Oktober 2007
...und wieder mal ein zweites Album - aber irgendwie auch wieder nicht...

Denn der Neapolitaner Raiz hat mit seiner alten Band Almamegretta über 10 Jahre lang ausreichend Erfahrungen im Musikgeschäft sammeln können, bevor er 2004 mit "Wop" seine erste Soloplatte herausbrachte. Diese Platte hat auf mich keinen bleibenden Eindruck hinterlassen - vielleicht auch, weil er den von mir gewohnten "Almamegretta-Sound" nicht mehr spielte oder nicht mehr spielen wollte.

Zwischenzeitlich wirkte Raiz bei diversen italienischen Bands und Interpreten als Gastsänger mit (Elena Ledda, Luigi Cinque, Gianni Maroccolo, Roy Paci u.v.m) und nahm gemeinsam mit Eraldo Bernocchi und Bill Laswell das Album "Unisono" unter dem Projektnamen "Ashes" auf (siehe hier).

Jetzt ist sein zweites Album erschienen, welches seltsamerweise den Titel "Uno" hat - warum, erschließt sich mir mangels ausreichender Italienischkenntnisse leider nicht. Und da ich inzwischen den "Schmerz" über die Trennung von Almamegretta überwunden habe, kann ich diese Platte uneingeschränkt genießen. Raiz versteht es fantastisch, die Musik Neapels ins 21. Jahrhundert zu transportieren. Man spürt nicht nur an der fremd und hart klingenden Sprache, sondern auch an dem seltsamen orientalischen Dehnen einzelner Vokale deutlich die folkloristischen Wurzeln der Songs. Andererseits ist die Instrumentierung mit starken elektronischen Einschlag überhaupt nicht folkloristisch, sondern urban und international - eben gut gemachte Rock- oder Popmusik.

Was die Platte aber so einzigartig und besonders macht, ist die Stimme von Gennaro Della Volpe, wie Raiz mit bürgerlichem Namen heißt. Sein leicht krächzendes Timbre ist von solcher Intensität, dass es mich regelmäßig weghaut - einfach nur klasse! Gerade bei ruhigeren Stücken vermag er mit seiner eindringlichen Stimme eine ungeheuer intensive Atmosphäre zu schaffen. Und so wird auch das eigentlich von mir ungeliebte "Jerusalem" von Alpha Blondy in seiner Interpretation zu einem einzigartigen Hörerlebnis.

Eine tolle Platte, die ich zur Zeit immer und immer wieder höre.

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Sonntag, 14. Oktober 2007
¶ Macaco
Freitag abend im Stadtgarten in Köln

- Der Konzertraum war sehr gut gefüllt, ein ziemlicher Kontrast zum Konzert von "Son de Nadie" am letzten Sonntag.

-Warum stehe ich immer hinter den "Ölgötzen"? Der ganze Saal wippt mit, nur der Mensch vor mir steht da wie ein in Beton gegossenes Standbild......ich weiß, dass man Livemusik auch genießen kann, ohne wild herumzuhüpfen, aber warum stehen diese Leute immer genau vor mir? Gestern gelingt es mir dann irgendwann, mich an dem "Steher" vorbei zu mogeln und lande nach kurzer Ekstase genau hinter dem zweiten Exemplar dieser Gattung - um mich herum tanzen wieder alle, nur mein neuer Vordermann nicht......

- Spätestens nach dem zweiten Lied wusste man, warum der Kopf der Band den Beinamen "el Mono loco" (der verrückte Affe) hat. Der Mann steht nicht einfach auf der Bühne und singt seine Lieder, nein, er zelebriert mit vielen Gesten und raumgreifenden Bewegungen jede Strophe und jeden Satz. Unterstützt wird diese "Vorführung" von eingespielten Videos und verfremdeten Live-Bildern auf einer großen Leinwand hinter der Bühne. Gemeinsam mit einem zweiten Sänger und den anderen Musikern präsentierte Dani "El Mono Loco" eine Bühnenshow, die hervorragend aufeinander abgestimmt war und perfekt zur Musik passte. Man konnnte deutlich erkennen, dass die Band schon lange gemeinsam auf Tournee ist - da stimmt jeder Schritt und jede Bewegung, ohne dass es nach Routine aussah. Ein visueller Hochgenuss!!

- Originell war die Interaktion zwischen Gitarrist und Videosequenz. Bei einem Solo mit einer elektrisch verstärkten Mandoline, wurde der Gitarrist von einer zweiten Person auf der Videoleinwand unterbrochen und "kommunizierte" dann mit seiner Mandoline mit den auf Video eingespielten Instrumenten - die zweite Interaktion zwischen Video und Perkussionisten hätte man sich aber dann sparen können.

- Gute Musiker und ein guter Mischer brachten einen nahezu perfekten Sound aus den Boxen. Allerdings gefallen mir die Lieder aus den letzten beiden Alben in der Studioversion besser. Warum, vermag ich nicht genau zu begründen - die Studioversionen erzeugen (bei mir) eine Stimmiung, die ich live nicht empfunden habe. Gerade bei den ruhigeren Stcken gelingt es Macaco nicht, den Zauber der Melodien auf die Bühne zu bringen.....Das heißt aber beileibe nicht, dass ich von der Darbietung enttäuscht war - im Gegenteil - mir fällt spontan kein Konzert in diesem Jahr ein, welches mich mehr beeindruckt hätte.

- Die nachfolgende Party habe ich nicht lange miterlebt, da ich die dunklen Schatten des nahenden Grippevirus erahnte und mich schnellstens aus dem Staub machte (allerdings konnte ich der Grippe nicht entkommen..)



Samstag, 13. Oktober 2007
¶ Beirut
"Dass jeder Song einer französischen Stadt gewidmet ist und sich Condon im Vorfeld der Aufnahmen mit Jacques Brel und Charles Aznavour auseinandersetzte, ist schön zu wissen, und eine Sache, die ihm sicher nicht schadete. Dinge zu lernen, schadet ja nie, wenn man erst 21 Jahre alt ist. Aber den Input, den das auf diese Platte hatte, sollte man doch nicht überschätzen."

Jochen Overbeck von den Lübecker Nachrichten über "The Flying Club Cup" von Beirut



¶ Diam's
"Das Frankreich nach meinen Vorstellungen ist nicht wie das eurige , ein Frankreich das extrem wählt
Das Jugendliche ausschließt und Anti-Rap Songs nicht im Radio spielt
Das was glaubt es sei in Texas, was Angst hat vor unseren Banden
Das Sarko verehrt, intolerant und peinlich ist"

Mademoiselle_Soleil versucht sich an einer Übersetzung von "Ma France à moi" von Diam's - und bringt mich dadurch in den Genuss, das nette Video zu verstehen. Danke!




Donnerstag, 11. Oktober 2007
¶ Macaco
"Das einzige was mir wichtig ist, ist Lieder zu schreiben, die nicht zu populär und nicht zu barock sind, dafür einfach aber nicht simpel."

Macaco im Interview mit "Voice of Culture"





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