Am Anfang jeden Monats werden die World Music Charts Europe hier veröffentlicht. Über 50 DJs verschiedener Radiostationen in ganz Europa wählen ihre aktuellen Favoriten. Hier wie immer eine kurze Vorstellung der Top 3 des Monats Juli und anderer interessanter Trends, die sich vielleicht aus den Charts herauslesen lassen....

1. DJIN DJIN von Angelique Kidjo
Riesenüberraschung - nach 3 Monaten erst der Sprung an die Spitze der Charts. Entweder muss man das Album häufig hören, um es richtig einschätzen zu können oder es gibt zur Zeit keine neue aufregende Platten aus dem Weltmusikbereich. Angelique Kidjo ist eine der arrivierten afrikanischen Künstler, die bereits seit Jahren immer wieder mit aufwendigen Produktionen eine afrikanische Note in das Pop-Business bringen. Für den "normalen" Popmusikhörer mögen diese exotischen afrikanischen Einsprengsel ja durchaus interessant sein - für einen an Weltmusik Interessierten klingt das aber dann häufig wie seichte afrikanische Popschnulzen. Hinzu kommt, dass die Stimme von Frau Kidjo bei mir ein Gen anspricht, welches bei mir sehr schnell eine gewisse Genervtheit erzeugt - nach zwei Liedern kann ich ihren Gesang einfach nicht mehr hören....

2. AUTHENTICITE - THE SYLIPHONE YEARS von Various Artists
Auf Platz zwei hat es ebenfalls eine afrikanische Produktion geschafft, die aber nur wenig mit der Musik Angelique Kidjos zu tun hat (oder vielleicht doch mehr, als ich wahrhaben will). Auf der Platte Autencite - The Syliphone years findet man Aufnahmen, die in Guinea in den Jahren 1965 - 1980 entstanden sind.
Für mich ist es hier auch höchste Zeit, auf einen Fehler in meinem Eintrag über die WorldMusicCharts des Monats Juni hinzuweisen. Damals hatte ich nämlich behauptet, dass es sich bei dieser CD um einen Sampler mit Xylophon-Klängen aus Guinea handeln würde. Das ist aber falsch. Syliphone war vielmehr das einzige staatliche Plattenlabel Guineas, welches gerade in den ersten Jahren der Unabhängigkeit eine wichtige Funktion in der Förderung von Musikern übernahm. Sorry....
Zur Platte selber: Eine gelungene Anthologie mit Aufnahmen von unterschiedlichen Künstlern aus Guinea, deren einziges Manko ist, dass es ähnliche Platten schon zu Genüge gibt. Man fragt sich schon, ob man wirklich so viele Revival-Compilations mit alten afrikanischen Aufnahmen braucht....So hat beispielsweise die "African Pearls"-Reihe ebenfalls eine Doppel-CD mit alten Aufnahmen aus Guinea herausgebracht, die zwar andere Stücke wie die Autencite CD enthält, vom Stil her aber so ähnlich ist, dass ein Vertauschen der CDs wohl niemandem auffallen würde...
Die Plattenfirma, Sterns Musik, hat hier (einfach den obersten Titel anklicken) alle Tracks nacheinander angespielt. So erhält man einen recht guten Überblick über die auf der CD enthaltenen Stücke. Wer die Platte bei amazon.de kaufen möchte, sollte aufpassen. Unter "The Syliphone Years" bekommt man eine gleichnamige Platte von Bembeya Jazz National angeboten - auch mit schönen Aufnahmen, aber eben nicht die o.g. Compilation - die findet man unter "Autencite"...

3.BAHAMUT von Hazmat Modine
Inzwischen hab ich mir die Platte von meinem Nachbarn ausgeliehen und zweimal durchgehört - für den Bluesliebhaber sicherlich beglückend, für mich persönlich uninteressant.....


Ansonsten bin ich in diesem Monat von den Charts etwas enttäuscht - auf den vorderen Plätzen passiert wenig und mich interessierende Neueinsteiger sind ebenfalls rar gesät. Für die Freunde älterer afrikanischer Aufnahmen gibt es schon wieder Nachschub: Mit BELLE EPOQUE VOLUME 1: SOUNDIATA von der malischen Rail Band startet Sterns Music die nächste Reihe....
Interessant klingen die Einspieler von Bole2Harlem, einer Fusion von äthiopischen Klängen mit NewYorker Sound und die Platte der cubanischen Rapperin Telmary, auf der u.a. ein gemeinsamer Song mit Ojos de Brujo enthalten sein soll. Außerdem bin ich gespannt, ob die neue CD "Utopia" des Argentinies Caceres meine neu entdeckte Leidenschaft für den Tango weiter anheizen kann. Und da ist da noch die portugiesische Band Terrakota, deren letztem Album ich durchaus einiges abgewinnen konnte. Mal sehen, welche musikalischen Neuanschaffungen der Finanzplan diesen Monat zulässt.....