Dienstag, 14. Juli 2009
Es ist schon interessant zu beobachten, welche Auswirkungen bestimmte unerwartete Erfolge haben können. Vor 2 Jahren brachte eine bis dahin weitgehend unbekannte Plattenfirma namens Cumbancha eine Platte mit einem bis dahin weitgehend unbekannten Sänger namens Andy Palacio aus dem weitgehend unbekannten mittelamerikanischen Staat Belize heraus. Die Platte schlug sensationell ein und stürmte sämtliche weltmusikalischen Charts auf der ganzen Welt. Für Andy Palacio kam dieser Erfolg (zu) spät, denn er starb kurz darauf völlig überraschend an den Folgen eines Hirnschlags.

Für Cumbancha kam dieser Erfolg aber genau richtig, denn ermöglichte er doch die Chance, in näherer Zukunft von einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Und diese Chance haben die Macher von Cumbancha perfekt genutzt. Mit wenigen, aber hochwertigen Neuerscheinungen haben Sie zumindest die professionellen Kritiker überzeugt (über den kommerziellen Erfolg der Platten kann ich nur spekulieren) - ihre Platten finden sich beispielsweise regelmäßig in den World Music Charts Europe und werden von allen möglichen Rezensenten besprochen. In dem Katalog auf ihrer Homepaage finden sich "nur" 10 Platten, diese haben aber nach meinem Eindruck mehr Widerhall in den Medien gefunden als beispielsweise die wesentlich umfangreichere Palette von Stern's oder Piranha.

Das sagt natürlich nur wenig über die Qualtät aus - doch davon kann sich zur Zeit jeder selbst überzeugen. Denn gegen Angabe einiger weniger persönlicher Daten und seiner Email-Adresse kann man sich insgesamt acht Songs aus den Produktionen von Cumbancha downloaden. Dabai sind Songs vom Idan Raichel Project aus Israel, Chiwosino aus Zimbabwe, The Garifuna Women's Project und Andy Palacio aus Belize, Habib Koité aus Mali, Rupa and the April Fishes aus den USA und den neuen (berechtigten) Kritikerlieblingen Novalima aus Peru.

Dafür kann man mal seine Mailadresse zur Verfügung stellen.....

Homepage Cumbancha
Downloadseite



Sonntag, 12. Juli 2009
"...Der Elektroniker aus Prag macht mit zwei Sängerinnen eine Abart von Gipsy-Dancefloor-Turbofolk, weniger Musik für Studenten oder Ethnologen oder verständnisolle Attac - Mailorderabonnenten....."




Boris Jordan vom ORF greift in seiner Konzertbesprechung zum Donauinselfest 2007 (das Internet vergisst nicht!) ganz tief ins Rhetorik-Klo (es geht um einen Auftritt der Band Deladap)

Foto: mtr0212 auf flickr



Samstag, 11. Juli 2009
Spanische Musik kommt längst nicht mehr nur aus Spanien. Das mexikanische Duo Rodrigo y Gabriela zum Beispiel ist zum Beispiel mit ihrer vom Flamenco inspirierten Musik höchst erfolgreich - nicht nur in ihrer Wahlheimat Irland. Mala Vita (Ausführlicheres folgt), Patchanka oder La Papa Verde sind sehr gute Mestizobands, kommen aber nicht aus Barcelona oder Valencia, sondern aus Holland, Dänemark oder Köln.

Und so ist es auch zwar etwas ungewöhnlich, aber nicht außergewöhnlich, wenn die zunächst sehr spanisch klingende Band LaXula nicht aus Sevilla, Cadiz oder zumindest Barcelona kommt, sondern aus London - zumal die Sängerin und Kopf der Band Monte Palafox eigentlich ursprünglich aus Spanien kommt. Ihr Debutalbum "In X-ile" ist eine ziemlich krude Mischung aus Flamenco, Tango, Gypsiesound, Jazz, Rock, mexikanischen Cajuns und vielem mehr. Ein wenig erinnert die Musik an Lhasa zu ihren besten Zeiten, wobei die Flamencogitarren und der zuweilen rockige Einfluss durchaus die Eigenständigkeit der Musik von LaXula beweisen. Eine Mixtur, die meist spannend und selten langweilig ist, was den britischen Weltmusikguru Charlie Gillet im Observer zu der Frage bewegte, warum LaXula nicht als beste Europäische Band bezeichnet wird.......

So weit würde ich nicht gehen wollen, aber LaXula sind ein hervorragendes Beispiel dafür, dass es neben Mestizo und Flamecopop mehr gibt, was Spanien musikalisch Neues und Spannendes zu bieten hat - auch wenn diese Mehr zuweilen gar nicht aus Spanien kommt.......

LaXula Homepage
LaXula auf myspace




Freitag, 10. Juli 2009
Auf meinem Computer habe ich unzählige Textfragmente für diesen Blog gespeichert, die ich irgendwann mal begonnen, dann aber unterbrochen habe und die ich irgendwann mal beenden will (aber wahrscheinlich in der Mehrzahl nie werde)

Eines dieser Fragmente beschäftigt sich mit der Solokarriere des dritten Seeed-Sängers Frank Dellé, der nach Boundzound 2007 und Pierre Baigorry alias Peter Fox 2008 in diesem Jahr sein erstes Solo-Album herausbringen wird.

Für mich war klar, das wars mit Seeed. Warum sollte beispielsweise Peter Fox, der jetzt weiß, dass er mit seinen eigenen Vorstellungen einen so glänzenden Erfolg feiern konnte, noch einmal zurückkehren ins Seeed-Kollektiv, wo er seine Ideen mit den anderen Bandmitgliedern abstimmen muss und zwangsläufig Kompromisse eingehen wird. Und wenn jetzt der letzte Sänger, der ursprünglich die Seeed-Auszeit mit allem, nur nicht mit dem Verwirklichen von eigenen Soloprojekten verbringen wollte, jetzt doch plötzlich ein Album herausbringt, riecht das stark nach dem endgültigen Ende der Band (zumindest in der Originalbesetzung).
Ausformuliert hatte ich das bisher nur deshalb nicht, weil es noch kein Video über die Musik von Frank Delle gegeben hatte.

Vorgestern lese ich dann in der taz, dass ich mit meiner Einschätzung aber so was von daneben lag. Peter Fox beendet seine Solokarriere und kündigt ein neues Album von Seeed an. Ob sein Abschied endgültig oder vorläufig ist, darüber rätseln zur Zeit Plattenfirma und Presse - was aber ziemlich egal ist, denn gerade im Popgeschäft wimmelt es von "endgültig" getrennten Bands, allerletzten Tourneen und Abschlussplatten.

Dabei fällt mir dieses Textfragment wieder ein und ich stöbere ein wenig bei YouTube rum - und siehe da, das Video zu "Pound Power" von Frank Delle ist endlich verfügbar. Und im Gegensatz zu Peter Fox ist die Nähe zu Seeed hier wesentlich stärker zu spüren. Der Song könnte wahrscheinlich so oder so ähnlich auch auf einem neuen Seeed-Album erscheinen (sieht man einmal von der durchgehend englischen Sprache ab). Dies gilt auch für den zweiten bisher veröffentlichten Track "Fly away" (der mir übrigens wesentlich besser gefällt). Ich bin mir nicht sicher, ob mir diese Nähe gefällt - auf der einen Seite habe ich immer ein Faible für den extrem basslastigen bombastigen Sound von Seeed gehabt, andererseits finde ich aber, dass ein Soloalbum eine wesentlich stärkere eigene individuelle Note beinhalten sollte. So wie es Peter Fox vorgemacht hat.

Aber man sollte keine Platte rezensieren, die man noch gar nicht kennt....

Frank Dellé Homepage
Frank Dellé auf myspace

Foto Peter Fox: U2005.com auf flickr
Foto Frank Dellé: U2005.com auf flickr

Edit: jetzt mit richtigem Video