Samstag, 3. Juli 2010
Gerade bei twitter gefunden:

obenrechts: "In Brasilien wird jetzt der Rest des Regenwaldes abgeholzt, und damit auch langfristig das Hollandproblem gelöst."



Der Name Busi Mhlongo ist für mich untrennbar mit einen kleinen Plattenladen verbunden, der sich auf Weltmusik spezialisiert hatte und den ich immer dann, wenn ich etwas Geld über hatte, besuchte.

Weltmusik selber führte nur ein relativ tristes Nischendasein - was aber einige findige Köpfe nicht daran hinderte, sich in dieser Nische auszubreiten und sich dort (relativ) erfolgreich zu behaupten. Mein kleiner Weltmusikladen lebte von Leuten wie mich, die Musik aus Schwarzafrika, dem Maghreb, Süd- oder Mittelamerika oder anderswo aus dieser Welt spannend und klasse fanden, aber keine Ahnung von Bands und Musikrichtungen hatten und auf Hilfe und Tips angewiesen waren. Denn wie sollte man z.B. Bands wie die Bhundu Boys aus Simbabwe oder Cheb Khaled aus Algerien aufmerksam werden, wenn nicht durch Hinweise von Kennern. Und so hatte es der Laden relativ einfach - er kaufte irgendwelche Weltmusikplatten (am Besten natürlich gute!) und empfahl diese CDs dann seinem unwissenden Publikum. Auf diese Weise konnte der kleine Laden den allergrößten Teil seiner eingekauften Platten auch relativ leicht wieder verkaufen.

Doch dann entstanden Weltmusiksender wie Funkhaus Europa oder Radio Multikulti und das vormals unwissende Publikum kam nicht mehr in den Laden, um irgendeine gute afrikanische Platte zu kaufen, sondern eine bestimmte Platte von dem Interpreten, den man gestern im Radio gehört hatte. Und plötzlich war der kleine Laden nicht mehr der geschätzte Tip- und Ratgeber, sondern ein viel zu kleines Geschäft, bei dem man die Sachen, die man haben wollte, umständlich bestellen musste. Hinzu kam, dass die großen Marktketten wie Saturn plötzlich die gesteigerte Nachfrage auf das Genre Weltmusik erkannten und plötzlich Konkurrenz für den kleinen Plattenladen wurden. In der Folge gingen immer mehr Kunden immer öfter direkt in die großen Läden, weil sie dort die gesuchte Platte sofort und billiger bekamen. Und irgendwann stand im Fenster des kleinen Plattenladens nur noch das Schild "Zu Vermieten"......

Eine der Platten, die mir damals in dem Laden empfohlen wurden, war Urbanzulu von Busi Mhlongo - und für diesen Tipp bin ich den Leuten immer noch dankbar. Denn afrikanische Musik war damals überwiegend entweder traditionell oder eine den westlichen Hörgewohnheiten angepasste afrikanische Popmusik - ich erinnere nur an "Seven Seconds" von Youssou N'Dour oder Yeke Yeke von Mory Kante. Doch Urbanzulu war anders - beim Hören hatte man nicht das Gefühl, das mit der CD der europäische Markt erobert werden sollte - sondern das war eine Platte, die einen tiefen und spannenden Einblick in die urbane südafrikanische Musikszene bot. Und das in einer Phase, in der sich diese Szene grundlegend veränderte, denn mit dem Kwaito entwickelte sich ein völlig neues landesspezifisches Genre. Deshalb ist der Kwaito auch eine der musikalischen Zutaten, die das spezifische von Urbanzulu ausmachen, doch Busi Mhlongo verband diese Rhythmen mit anderen musikalische Ingridenzien wie einer Prise Jazz oder traditionell angehauchtem Zulu-Gesang. Das Ergebnis war eine Platte, welche einzigartig, spannend und großartig war.

Leider habe ich danach nie wieder etwas von Busi Mhlongo gehört. Ich wusste, dass noch zwei weitere Platten existieren (die ich aber nie gehört habe) und dass sich Busi Mhlongo später aufgrund einer Krankheit zurückgezogen hatte. Umso größer die Überraschung und Freude, als ich las, dass sie im Mai beim Afrika-Festival in Würzburg spielen sollte. Das machte Hoffnung auf eine Genesung und mögliche Rückkehr ins Musikgeschäft.

Doch leider ist es zu dem Auftritt nicht mehr gekommen und vor zwei Wochen ist Busi Mhlongo an den Folgen ihrer Erkrankung verstorben. Man wird ihre Stimme vermissen......