Die Nominierten in der Kategorie Amerika sind:

1. Andy Palacio & The Garifuna Collective
Vor fast vierhundert Jahren strandeten zwei Sklavenschiffe aus Westafrika an der Küste der Karibikinsel St. Vincent. Die überlebenden Afrikaner konnten auf der Insel heimisch werden und eine eigene Sprache und Kultur entwickeln. Erst im 19. Jahrhundert wurden die Garifuna (so der Name der "freien Schwarzen") von den Briten an die Küste Honduras deportiert. Dort breiteten sie sich langsam aus und heute leben sie an den Küsten von Guatemala, Nicaragua, Honduras und vor allem in Belize.

Ihr profiliertester musikalischer Vetreter ist Andy Palacio, der bereits seit vielen Jahren den in Belize beliebten Punta-Rock spielt - eine Musik, die nichts mit dem europäischen Rockbegriff zu tun hat, sondern eine Fusion von alten traditionellen afrokaribischen Musikrichtungen ist. Mit der Musik will Andy Palacio aber nicht nur Geld verdienen; ihm ist die Erhaltung der Kultur und Sprache der Garifuna ein mindestens genauso wichtiges Anliegen. Und mit "Watina", seinem letzten Album, hat er beide Ziele eindrucksvoll erreicht. Die Platte ist nicht nur in Belize und bei den Garifunas ein großer Erfolg, sondern auch in Europa und den USA. Newsday nannte das Album "ähnlich relevant wie Paul Simon's Graceland oder den Buena Vista Sosial Club" und in den World Music Charts Europe kletterte die Platte zwischenzeitlich auf Platz 1.

Nach anfänglichen Bedenken hat mich die Platte inzwischen auch gepackt. Ein schöner Groove, mal mehr afrikanisch, mal eher karibisch, schöne Melodien und ein faszinierender Gesang, der oft zwischen Solist und Chor hin und herpendelt - einfach ein ungemein lässiger Sound - und eine wunderschöne CD

Foto: CultrVultr auf flickr

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2. Bajofondo Tango Club
Bajofondo hat den Electrotango nicht erfunden. Dieser Verdienst gebührt anderen. Wer genau als erster mit der Fusion von klassischem Tango und elektronischen Beats begonnen hat, ist nicht klar zu ermitteln. Einem breiteren Publikum bekannt machte diese außergewöhnliche Musik das Gotan Project aus Paris. Ihr Debutalbum "La revancha del Tango" gehört zu den "Must be" eines jeden weltmusikalisch Interessierten. Leider führte der große kommerzielle Erfolg von "La revancha del Tango" dazu, dass ungeheure Massen an teilweise grottenschlechten Elektrotango-Samplern auf den Markt geworfen wurde. Die Platten von dem Bajofondo Tangoclub gehören aber definitiv nicht dazu. Die neunköpfige Band um die beiden Gründer Gustavo Santaolalla und Juan Campodónico kommt aus dem argentinisch/uruguayischen Grenzgebiet und existiert seit 2002. Gustavo Santaolalla hatte sich bis dahin einen Namen als Produzent zahlreicher südamerikanischer Gruppen (z.B. Juanes, La Vela Puerca, Molotov) und als Filmkomponist (z.B. Amores perros) einen Namen gemacht. Nach zwei recht erfolgreichen Alben unter dem Namen "Bajofondo Tango Club" empfinden sie inzwischen den Begriff des Tangos als zu einengend und haben ihn für das dritte Album "Mar Dulce" ganz weggelassen. Die große Vielseitigkeit auf der neuen CD demonstriert auch die illustre Gästschar - Elvis Costello, Nelly Furtado, die spanische Rappperin Mala Rodriguez, Gustvo Ceruti von Soda Stereo und viele andere haben auf dem Album mitgewirkt.

Beim erstmaligen Hören habe ich ein zwiespältiges Gefühl. Einige Stücke sind schlichtweg Kracher wie z.B. "Pa Bailar" (siehe Video) -andere Song beginnen dagegen, mich schnell zu langweilen, da will einfach kein Funke überspringen. Insgesamt hat "Mar dulce" nicht mehr die Qualität der ersten CD, es ist der Band aber immer noch ein recht gelungenes Album gelungen.

Foto:sperrobjekt auf flickr

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3. Hazmat Modine
Hazmat Modineist eine achtköpfige Band aus New York und macht Blues - und damit ist für mich schon fast alles gesagt. Blues ist eine Musikrichtung, der ich nicht allzu viel abgewinnen kann. Die Hörbeispiele auf myspace klingen ganz nett, aber spätestens nach der Hälfte eines jeden Stückes habe ich genung gehört und will etwas anderes meinen Ohren zu Gemüte führen. Da ich aber ein paar Bluesmusiker kenne und die Gefahr besteht, dass sie dies hier lesen könnten, will ich lieber weiter keine negativen Äußerungen über Bluesmusik machen.......

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Maria Rita
Maria Rita ist eine der neuen jungen Vertreterinnen der Música Popular Brasileira, der brasilianischen Popmusik. Ursprünglich wollte Maria Rita überhaupt nicht professionell Musik machen. Ein Grund für ihre Abneigung lag sicherlich in dem Karriereverlauf ihrer Mutter, der brasilianischen Ikone Elis Regina, begründet. Elis Regina war schon in sehr jungen Jahren als Sängerin unterwegs und wurde schnell die herausragende Sängerin in Brasilien. Menschlich galt sie als extrem schwierig und sie konsumierte zunehmnd Alkohol und Kokain, an deren Folgen sie 1982 im Alter von 36 Jahren verstarb. Keine gute Werbung für die Tochter, ebenfalls Sängerin zu werden. Doch mit 24 Jahren lässt sich Rita Maria "überreden" und bringt ihr unbetiteltes Debutalbum heraus. Es wird sofort ein Riesenerfolg. In Brasilien erreicht das Album dreimal den Platin-Status und bei den Latin Grammys 2004 gewinnt Maria Rita drei Grammies. Ihre Musik ist spärlich instrumentiert, es dominiert ihre Stimme - und die ist wirklich etwas Besonderes! Jetzt hat sie mit "Samba meu" ihr drittes Album heraus gebracht, welches sich auf eine recht gelungene Art stärker an Sambamelodien orientiert.

Ich bin eigentlich kein Freund der Música Popular Brasileira - die Stimme von Maria Rita könnte aber durchaus in der Lage sein, meine Abneigung etwas zu relativieren....

Foto: Renato Costa auf flickr

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Mein Tip für den Award: Andy Palacio