Deutschlands Vorzeige-Reggaekünstler Gentleman hat seine inzwischen vierte Studio CD herausgebracht - und beginnt leider, gepflegte Langeweile zu verbreiten.






"Another intensity" ist kein schlechtes Album, aber man wartet während des Zuhörens auf das eine oder andere Stück, welches aus einer gewöhnlichen CD eine besondere CD macht - und man wartet vergebens. So plätschert die CD 70 Minuten lang vor sich hin und mir drängt sich irgendwann der Vergleich zu gut gemachter Kaufhausmusik auf. Da spielt jemand für den dezenten Hintergrund, die Musik säuselt so dahin, ohne richtig wahrgenommen zu werden - nach 70 Minuten fragt man sich, was man da eigentlich gehört hat - und man erinnert sich kaum....

Gentleman auf myspace
Gentleman auf YouTube
inofizieller (?) Blog zur neuen CD




Leider richtig. Tröstlich, oder zumindest ein erklärendes Moment, war für mich das Interview im vorletzten "Riddim"-Magazin. Dort erzählt Gentleman von Überforderung, Stress, Hörsturz und dem damit verbundenen Verlust jeglicher musikalischer Kreativität. Wenn nach so einer Lebenskrise erstmal ein Nummer-Sicher-Mainstream-Album erscheint, statt eines weiteren Geniestreiches, ist das für mich OK. Sorge habe ich nur, dass Gentleman sich in den nächsten Jahren in genau diesem Mainstream auflöst. Ich verehre Gentleman, der Mann hat mindestens einen zeitlosen Klassiker der jüngeren Reggae-Geschichte veröffentlicht, ich persönlich zähle zwei Alben. Das erste Mal sah ich Gentleman 1991 als MC bei einem Auftritt des damals frisch gegründeten "Silly Walks Sound System" in der Hamburger Hafenstrasse. Seitdem unzählige Konzerte, zuletzt zwischen kotzenden, kreischenden Teenagern in der Hamburger Sporthalle. Ich habe gelernt Gentleman mit kotzenden, kreischenden Teenagern zu teilen. Ihn komplett an den Mainstream zu verlieren wäre hart. Ich wünsche alles Gute und warte aufs nächste Album. Mit blutleeren Daumenknöcheln.