Beim ersten Hören bin ich überrascht, aber skeptisch. Die Musik entspricht nicht unbedingt meinen musikalischen Vorlieben. Aber da ist etwas, was mich sofort anfixt. Also wird die Platte noch mal gehört. Die ersten Songs klingen nicht mehr so überraschend anders als beim ersten Hören, behalten aber ihren eigentümlichen Zauber und Reiz. Nicht alles gefällt mir, einige Songs klingen zu stark nach Folklore und Country und zünden nicht - noch nicht. Denn beim dritten, vierten oder inzwischen zwölften kompletten Durchhören der Platte bin ich endgültig geschlagen. Die CD "Le Pop" wird mich definitiv die nächsten Tage und Wochen (Monate?) intensiv begleiten.

Die Rede ist von dem norwegischen Frauenquartett "Katzenjammer", die mit ihrer kruden Mischung aus Folk, Country, Akustik-Balkan-Punk und was auch immer meine angestammten Hörgewohnheiten gerade gehörig auf den Kopf stellen. Ihre Musik hat was von einem sehr guten Rotwein - mit jedem Schluck schmeckt man neue Geschmacksknospen, die zunächst verborgen waren und sich nach und nach offenbaren. Mal "schmeckt" die Musik ein wenig nach Chumbawamba, dann entdeckt man plötzlich Ähnlichkeiten mit Rupa & the April Fishes oder Babylon Circus, um dann Assoziationen mit The Be Good Tanyas, B52s oder Des+Karadas zu wecken. Mal abgesehen von Gogol Bordello, die man auch immer mal wieder vor dem geistigen Ohr ganz weit hinten zu hören glaubt. Und mit jedem Hören entdeckt man neue Parallelen, kommen neue Assoziationen hinzu, bis man irgendwann nur noch vollkommen trunken und selig ist. Da kommt dann das letzte Stück der Platte genau richtig, welches Janis Joplin nicht besser hätte singen können - allerdings wäre sie nie auf eine so originelle Instrumentierung ihrer Songs gekommen.

Denn neben der ungemeinen Bandbreite an musikalischen Stilen nutzen die vier Norwegerinnen auch viele und nicht unbedingt gewöhnliche Instrumente für ihre musikalisches Kunstwerk. Bass-Balalaika, Klavier, Banjo, Mandolie, Akkordeon, Trompete - irgendwo sollen auch Keksdosen zum Einsatz gekommen sein - erzeugen einen wunderbar schrägen und spritzigen Sound, der fast immer perfekt passt.

Inzwischen bin ich beim vierzehnten Durchhören der CD angelangt und immer noch völlig aus dem Häuschen. Mag sein, dass ich inzwischen schon zu viel von dem wundervollen musikalischen Nektar genascht habe und morgen mit einem dicken Kater (sic - dabei wollte ich mir jedes Wortspiel mit dem Bandnamen verkneifen)) aufwache, aber heute Abend heisst mein (und das meiner Nachbarn) Schicksal "Katzenjammer" und "Le Pop"

Und was das Beste ist. Im September ist die Band auf Deutschlandtournee (Daten auf der myspace-Seite) und kommt auch nach Köln. Ich bin sehr gespannt auf die vier Damen mir ihren bunten Sommerkleidchen......

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Foto: stinker auf flickr